0811 - Dämonensplitter
Kleinwüchsige nichts von dem erkennen, was sich im Wageninneren abspielte.
Dann spürte Khira, wie sich Mirjads Hände auf die ihren legten. Das Gesicht des Mädchens war eine Maske höchster Konzentration. Und da wusste Khira, was Mirjad versuchte. Ihre Fähigkeit, sich vor den Blutsaugern abzuschirmen - sie versuchte diese Kraft nun auch auf Khira zu übertragen. Etwas durchdrang Khiras Körper, legte sich wie ein Schirm um die beiden jungen Frauen. Ein Gefühl der Sicherheit macht sich in Khiras Denken breit.
Das leise Summen, das an ihre Ohren drang, kam von der Limousine. Beim Fond des Wagens wurde die Seitenscheibe nach unten gelassen - und dann sah Khira ihn.
Er war es, ganz deutlich konnte sie sein Gesicht erkennen. Er, der über Stunden an ihrem Bett gesessen und sie betrachtet hatte… er, den Mirjad den Maitre nannte!
Der Blick des Mannes brannte sich in den Wald neben der Landstraße hinein. Er suchte! Wie ein Jäger, der seine Beute erahnte, wie ein Raubtier, das die Fährte ganz in seiner Nähe wusste.
Die Zeit schien stillzustehen. Khira konnte nicht sagen, wie lange sich sein und ihr Blick trafen und doch nicht berührten. Er ahnte ihre Anwesenheit! Doch Mirjads Schutz war stärker. Zumindest in diesem ganz speziellen Fall.
Dann plötzlich schüttelte er den Kopf und gab eine kurze Anweisung an den Fahrer der Limousine. Beinahe geräuschlos setzte sich der Wagen in Bewegung und war Sekunden später verschwunden.
Mirjads Kopf fiel kraftlos in Khiras Schoß. Das Mädchen war schweißgebadet. Die Anstrengung hatte ihr alles abverlangt. Wirklich alles!
»Ist er… weg?« Sie ließ es sich gefallen, dass Khira ihr beruhigend durch die wilden Locken strich.
»Ja, du hast es geschafft.«
Khira wusste nicht so recht, wie sie sich bedanken sollte. Mirjad war ganz und gar nicht der Typ, bei dem so etwas ankam. »Das bedeutet aber auch, dass er schon bald von meiner Flucht erfahren wird. Und er wird von der brennenden Scheune hören.«
Mirjad setzte sich wieder aufrecht hin. Die Anstrengung stand nach wie vor deutlich in ihrem Gesicht geschrieben. »Er wird zwei und zwei zusammenzählen. Und dann wird er sich nicht erst lange mit den Bauersleuten aufhalten. Er wird unseren Vorsprung aufholen wollen.« Entschlossen drehte Mirjad den Zündschlüssel. »Wir müssen weiter. Vielleicht haben wir ja in Bastia eine Chance.«
Sekunden später waren sie wieder auf der Landstraße.
Lange Zeit sprachen die beiden kein einziges Wort.
Es war, als hätte die Angst ihre Zungen gelähmt…
***
Sarkana hatte die Gestalt des Greises gewählt, als er in die Menschenwelt wechselte.
Die Menschen - zumindest ein großer Teil von ihnen - zollte dem Alter gegenüber einen gewissen Respekt. Alte Menschen ließ man gewähren, man fragte sie nicht über jedes Detail ihrer Handlungen aus. Man gestand ihnen zu, dass sie sich ab und an auch einmal ein wenig unsicher verhielten; nach Möglichkeit half man ihnen, ohne sofort eine Gegenleistung zu erwarten.
Es gab zwar bei den Menschen auch gegenläufige Tendenzen in dieser Haltung, aber die Wenigsten zeigten ihre Abneigung den Alten gegenüber offen.
Dies schien Sarkana die perfekte Tarnung zu sein, denn auch er wusste zwar ganz genau, wonach er suchte, doch dazu musste er sich unter Umständen an Orte begeben, an denen ein Fremder nichts zu suchen hatte.
Solche Vorsichtsmaßnahmen waren dem uralten Dämon bislang vollkommen fremd gewesen. Er tat, was er wollte, wann er es wollte, und ließ sich ganz gewiss nicht von schwachen Menschen aufhalten.
Seine Macht war nach wie vor groß genug, um hier niemanden fürchten zu müssen, doch je unauffälliger er sein Ziel erreichte, um so besser. Die Menschen hatten ein Sprichwort, in dem es um schlafende Hunde ging, die man besser nicht weckte. Diese Hunde hatten Namen - sie hießen Zamorra und Gryf ap Llandrysgryf! Sie sollten seine Anwesenheit in dieser Welt erst überhaupt nicht wahrnehmen. Besser, er ließ sich auf keinen Kampf mit ihnen ein. Nicht in seiner Verfassung.
Sarkana war ganz in der Nähe des Gebäudekomplexes gelandet, in dem dieser Bildhauer gelebt hatte. Seinen Namen hatte der Vampirdämon längst vergessen. Der Mann war nur Mittel zum Zweck gewesen, das Vehikel, mit dem Sarkana sein Ziel erreichen wollte. Und er hatte es erreicht. Sein Plan hatte funktioniert. Was danach geschehen war, stand auf einem anderen Blatt.
Unverzeihlich war nur der Fehler, die Statue anschließend nicht wieder zu dem zu machen, was
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