0812 - Sarkanas Armee
Vogelnest aus ihnen flechten können - in welcher Situation auch immer lagen sie wie ein natürlicher Helm um Dalius’ Kopf.
Seine schlichte Bekleidung bestand aus weichen Stiefeln; Hose und weites Hemd waren aus Wildleder. Ein fast bodenlanger Umhang umhüllte ihn und über der Schulter trug er an einem geflochtenen Riemen einen Beutel, dessen Inhalt schwer genug war, um ihn immer wieder nach unten zu ziehen. Unwillig zerrte Laertes an dem ledernen Behälter, der sich als lästig erwies.
Alles an Laertes war schwarz. Selbst seine Augen machten da keine Ausnahme, auch wenn es in bestimmten Situationen so schien, als wären da winzige silberne Splitter, die in ihnen tanzten. Auf Menschen wirkte das alles introvertiert, freakig oder einfach nur ein wenig abgedreht. Doch es war sein Blick, den die allermeisten nicht vergessen konnten.
Zumindest die, die eine Begegnung mit dem Vampir Dalius Laertes überlebten.
So hoch die ethischen Ziele von Laertes für sein Volk auch waren, so sehr er sich das friedliche Nebeneinander von Menschen und Nachtvolk ersehnte - auch er brauchte das warme Blut, um existieren zu können.
Laertes orientierte sich. Es war lange her, dass er sich in den instabilen Gefilden dieser Welt bewegt hatte. Die irdischen Religionen lehrten ihren Anhängern Bilder der Hölle, die allesamt weit von der Realität entfernt waren. Die Hölle war eine real existierende Welt, die nur einen winzigen Schritt von der Erde der Menschen entfernt lag. Und doch war sie für einen unbedarften Bewohner der Erde unendlich fern, denn nur durch Magie oder eines der Weltentore konnte man den Schritt zu ihr tun.
Dalius Laertes wusste nicht exakt, wo er zu suchen hatte. Nur gerüchteweise hatte er von dem Refugium des Sarkana gehört, das der sich nach seiner Machtergreifung über das Vampirvolk in den Schwefelklüften selbst errichtet hatte. Laertes ließ sich von seinem Instinkt leiten.
Er wusste, dass Zamorra Sarkana in seinem eigenen Machtbereich eine empfindliche Schlappe zugefügt hatte. Eine bittere Niederlage, von der sich der Vampirdämon noch immer nicht erholt hatte.
Wie stark, wie schwach war der Herr über das Nachtvolk jetzt?
Sicher mächtig genug, um Laertes auf der Stelle zu vernichten. Doch Dalius kam nicht mit leeren Händen zu seinem Herrn. Nein, das tat er nicht…
Laertes bewegte sich auf seine ganz eigene Art und Weise vorwärts. Mehrfach überwand er weite Strecken mit nur einem Gedanken - dann wieder wanderte er lange durch bestimmte Regionen, in denen er einen Hinweis auf sein eigentliches Ziel vermutete.
Als er es schließlich fand, war er nicht sicher, ob er enttäuscht oder beeindruckt sein sollte. Nur flüsternd hatten sich im Nachtvolk die verschiedensten Beschreibungen von Sarkanas Herschersitz verbreitet. So unterschiedlich sie in Details auch sein mochten, war ihnen allen doch eines gemein: Sie alle sprachen von den überwältigenden Ausmaßen der Festung. Man konnte den Eindruck gewinnen, Sarkana hätte einen riesigen Teil der Höllengefilde für sich vereinnahmt.
Dalius Laertes stand am Fuß des Felsmassivs, in dem sich sein Ziel befand. Er kam nicht umhin, den alten Dämon zu bewundern. Was er hier erschaffen hatte, war tatsächlich ein Meisterstück, ein wahres Kunstwerk in Sachen Täuschung.
Die Ausdehnungen des Massivs waren unglaublich. Weder nach links noch nach rechts war ein Ende sichtbar; nach oben hin schien es bis in den sonnenlosen Himmel zu stechen. Ein unbedarftes Auge ließ sich so narren. Laertes war sicher, dass sich dieser Eindruck auch im Inneren der Festung fortsetzen würde.
Sarkana war schlau, und er kannte alle Tricks, ohne Ausnahme. Er spielte ein visuelles Spielchen mit all denen, die sich seinem Machtbereich näherten. Kaum einer, der von dieser gewaltigen Kulisse nicht beeindruckt oder gar abgeschreckt sein musste. Laertes konzentrierte sich, ließ seine eigene Magie gegenwirken. Das Bild vor seinen Augen verschwamm, schien sich zu zerlegen und nur langsam neu zusammenzufügen. Dalius lächelte. Nun, beeindruckend war Sarkanas Refugium nach wie vor, doch seine Abmessungen hatten sich gewaltig relativiert.
Laertes sah zwei große Einbrüche, die aus mehreren der unzähligen Stolleneingängen ein riesiges Loch geformt hatten. Zamorras Team hatte seine Visitenkarte hinterlassen. Der Vampir konnte nicht begreifen, warum Sarkana diese Schäden nicht längst behoben hatte. Vielleicht stand es ja doch schlechter um ihn, als Laertes vermutete? Es gab nur
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