0813 - Warten auf den Todesstoß
er traf, wusste er nicht. Die Schüsse zerrissen die Stille der Nacht, die Kugeln prallten gegen den Boden, hinterließen zuckende, feurige Spuren. Funken wirbelten, doch das machte dieser Person nichts aus, die sogar mit dem Messer winkte.
Dann war sie weg.
Einfach so.
Conlons Arme sanken nach unten. Er konnte das Gewehr nicht mehr halten. Er prallte zu Boden, und er nahm den gleichen Weg.
Der Soldat sackte in die Knie, die Hände hielt er dabei vor sein Gesicht gepresst, als wollte er nichts anderes mehr sehen und einfach nur vergessen, was ihm widerfahren war.
Die harten Trittgeräusche der Stiefel zeigten ihm an, dass seine Kameraden auf ihn zuliefen. Er kümmerte sich nicht darum. Stimmen umschwirrten ihn, Fragen wurden gestellt, doch Conlon beantwortete keine einzige von ihnen.
Sie schafften ihn weg.
Willig ließ er sich in die Mitte nehmen. Handschellen umschlossen seine Gelenke.
Später stellten sie ihm die Fragen. Eigentlich war es immer nur eine, die der Dienst habende Offizier beantwortet haben wollte.
»Warum haben Sie geschossen, Sergeant?«
»Sie war da!«
»Wer?«
»Die Frau!«
»Warum haben Sie geschossen?« Die Stimme des Mannes hatte sich verschärft.
»Ihretwegen!«
»Keiner sah sie.«
»Sie war aber da!«
»Unsinn, Sergeant! Ich will wissen, weshalb Sie geschossen haben. Reden Sie endlich!«
Sergeant Vinc Conlon hob den Kopf. Ihm gegenüber saß der Captain. Sein Gesicht wirkte wie eine Holzmaske, nichts, aber auch gar nichts regte sich in seinen Zügen. Selbst die Augen schienen zu Eis gefroren zu sein. Vinc war klar, dass er mit diesem Mann nicht zurechtkam. Die Fesseln scheuerten an seinen Handgelenken. Er nickte. »Also gut«, sagte er leise. »So kommen wir nicht weiter. Ich kenne meine Rechte, ich weiß, was mir zusteht, und ich möchte, dass Sie meinem Vater Bescheid geben, Captain. Er soll herkommen, bitte.«
Der Captain überlegte. Nach einer Weile nickte er. »Ich glaube kaum, dass ein General James Conlon andere Fragen stellen wird als ich. Ihr Vater wird hier erscheinen, dafür sorge ich. Bis dahin jedoch, Sergeant, unterstehen Sie meiner Kontrolle, und ich habe beschlossen, dass Sie weiterhin in Arrest bleiben.«
»Alles klar, Captain, machen Sie, was Sie wollen. Nur holen Sie meinen Vater.«
Der Captain lächelte freudlos. »Zuerst verschwindet ihr Freund Earl Taggert. Nun haben Sie durchgedreht. Beides passt mir überhaupt nicht. Wir wollen nicht ins Gerede kommen. Es wäre besser, wenn Sie Ihre Sturheit verlieren, denn es gibt gewisse Dinge, wo Ihnen selbst die besten Beziehungen nichts nutzen.«
»Holen Sie meinen Vater!«
***
Die Zelle war kahl. Es gab ein Bett, einen Schemel, eine Lampe, und das war eigentlich alles. Bis auf die Gittertür, so dass dieser Raum an die Gefängnisse erinnerte, die man im Wilden Westen auch Jail genannt hatte.
Aus Sicherheitsgründen, wie es hieß, hatte man Vinc Conlon dort eingesperrt, und es war ihm auch egal gewesen. Er wollte nur in Ruhe gelassen werden, und zwar von allen. Keiner sollte ihn besuchen, erst recht nicht die unheimliche junge Frau.
Sein Vater hatte einmal mit ihm telefoniert. Das Gespräch war nur kurz gewesen, doch es hatte sich für Vinc gelohnt. Der General würde so schnell wie möglich erscheinen, und auf ihn hatte Vinc all seine Hoffnungen gesetzt.
Sein Vater kam.
In der Zelle hatte er ziemlich lange gehockt. Beide hatten sich sehr intensiv unterhalten, und General James Conlon hatte den Worten seines Sohnes aufmerksam gelauscht. Er hatte ihn so gut wie nicht unterbrochen, und auch nach dem Gespräch zunächst keine Fragen gestellt, sondern war an das Gitter getreten und hatte in den Flur geschaut.
Vinc hockte auf dem Bett. Er sah den breiten Rücken seines Vaters und fragte sich, ob ihm dieser Mann auch Halt geben würde. Verlangen konnte er es im Prinzip nicht, denn ein General musste zwischen dienstlichen und privaten Belangen sehr genau unterscheiden.
Da spielte es auch keine Rolle, wenn der Sohn mit in den Kreislauf einbezogen wurde.
»Jetzt habe ich dir alles erzählt, Dad.«
»Ich weiß.«
»Was sagst du?«
James Conlon löste die Hände von den Gitterstäben und drehte sich sehr langsam um, damit er seinem Sohn in die Augen schauen konnte, wenn er antwortete. Der General war ein Mann, der es geschafft hatte, sich nach oben zu boxen. Man konnte ihn als einen harten Typen bezeichnen. Er war ein Asket, er lebte entsprechend, und sein ganzes Gehabe kam diesem Begriff auch gleich.
Er sah
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