0816 - Meister der Gravitation
Öffnung.
Sie stand offen, so daß Bjo zwei Knochenwülste sehen konnte, mit deren Hilfe der Fremde wahrscheinlich seine Nahrung zermahlte. Die über dem Mund liegende Nasenöffnung war dreiteilig geschlitzt.
Ungewöhnlichster Bestandteil dieses fremdartigen Schädels war jedoch ein beutelförmiger Auswuchs von zwanzig Zentimeter Länge. Mit seiner breiten Wölbung lag dieser Beutel auf dem Nacken des Wesens, während er sich zum Kopf hin bis zu zwei erhabenen Knochenwülsten hin verjüngte. Das gesamte Gebilde war von hellroter Farbe und wurde von einer Art Hornschild umgeben, der offenbar vor Verletzungen schützen sollte.
Bjo schloß daraus, daß der Beutel das dominierende Organ des Raumfahrers darstellte, obwohl er über die Funktion nur rätseln konnte.
Die Haut des Wesens war am ganzen Körper, abgesehen von dem seltsamen Beutel, dunkelgrau und erinnerte in ihrer Beschaffenheit an Gummi.
Die beiden Beine des Unbekannten waren kurz und sahen schwächlich aus. Beide Füße schienen verkümmert zu sein, als würden sie nur selten benutzt. Die Arme waren doppelt so lang wie die Beine.
Sie schienen sehr biegsam zu sein und endeten in jeweils einer Hand mit zwei Daumen und drei gleichlangen Fingern. Wäre der birnenförmige Beutel nicht gewesen, hätte das Gesicht des Schiffbrüchigen schon wegen der langen Schnauze entfernt an einen Hund erinnert.
Bjo war so in die Betrachtung dieses eigenartigen Wesens versunken, daß er kaum wahrnahm, wie Dr.
Praytor die zerschnittenen Teile des Schutzanzugs einem wartenden Wissenschaftler der Chemo-Physikalischen-Abteilung übergab.
Die Medo-Roboter tauschten blitzschnell ihre Instrumente aus. Jetzt wurden Analysatoren und Sensoren an den Körper des Unglücklichen angeschlossen.
Praytor warf einen Blick auf die Anzeigen.
„Dieses Wesen lebt!" stellte er lakonisch fest.
*
Wäre jemand an Bord der SOL auf den Gedanken gekommen, daß der Schiffbrüchige sich bereits im Augenblick der Explosion seines Raumfahrzeugs im freien Weltraum befunden hatte, hätte man zweifellos die Möglichkeit erwogen, daß diese Rettungsaktion Teil einer ausgeklügelten Falle des Gegners war.
Doch daran dachte niemand.
Mitgefühl für den Geretteten erstickte jedes aufkeimende Mißtrauen.
Hatte man nicht mit eigenen Augen beobachtet, wie die Schiffe der Hulkoos rücksichtslos angegriffen und das Schiff des Fremden mit einem Feuerschlag vernichtet hatten?
Bjo Breiskoll versuchte erneut, mentale Impulse aufzuspüren.
Auch diesmal hatte er keinen Erfolg.
Perry Rhodan wandte sich zu dem ebenfalls in der Krankenstation weilenden Fellmer Lloyd um.
Der Mutant erriet Rhodans Frage, noch bevor dieser sie aussprechen konnte.
„Der Bursche scheint einen natürlichen Bewußtseinsblock gegen jede telepathische Untersuchung zu besitzen, Perry", erklärte Lloyd lächelnd, „So etwas begegnet uns aber nicht zum erstenmal."
Rhodan sah Bjo Breiskoll an.
„Ich spüre ebenfalls nichts", verkündete der Katzer.
„Sind Sie sicher, daß er lebt?" wandte Rhodan sich wieder an Dr. Praytor.
„Sonst würde ich es nicht aussprechen", sagte der Mediziner unwillig. „Er scheint verletzt zu sein, wahrscheinlich innerlich. Das ist eigentlich erstaunlich, denn er besitzt einen überaus elastischen Körper, in dem es keine Wirbelkonstruktion, sondern lediglich starke Muskelbänder gibt."
„Er kommt also von einer Welt mit geringer Schwerkraft?" fragte Perry Rhodan.
Praytor zögerte.
„Das läßt sich nicht zuverlässig sagen. Ich bin gespannt, was die Untersuchung des Raumanzugs ergibt. Ich vermute, daß er aufgrund gravitationaler Erkenntnisse konstruiert wurde."
„Und was veranlaßt Sie zu dieser Vermutung?" forschte Rhodan.
Der Mediziner deutete auf den birnenförmigen Auswuchs am Nacken des Wesens.
„Dieses Organ! Es empfängt und sendet gravitationale Impulse, daran lassen die Instrumente keinen Zweifel."
Bjo erinnerte sich daran, daß man nach der Explosion des achteckigen Scheibenschiffs eine starke Erschütterung auf gravitationaler Ebene empfangen hatte.
„Obwohl das Wesen tief bewußtlos ist", fuhr Dr. Praytor fort, „befindet sich dieses Organ im Zustand höchster Aktivität. Ich nehme an, daß das etwas mit der künstlichen Schwerkraft an Bord der SOL zu tun hat."
„Sie meinen, der Fremde stellt sich auf die Bedingungen an Bord ein?" erkundigte sich Alaska Saedelaere.
Praytor schüttelte den Kopf.
„Er kämpft dagegen an."
„Können Sie ihn aus der Bewußtlosigkeit
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