0819 - Die fliegende Stadt
Grund vorlag. Erstens war es zweifelhaft, ob sie ihr Ziel überhaupt erreichen konnten, und zweitens wußten sie nicht, welche Verhältnisse sie dort erwarteten. Nach allem, was sie bisher erlebt hatten, mußten sie damit rechnen, innerhalb des Tunnels extreme gravitationale Verhältnisse anzutreffen. Es war denkbar, daß es sich bei diesen seltsamen Schläuchen um Abarten der Gravitationsröhren handelte. Wenn dieser Verdacht zutraf, mußten die Flüchtlinge damit rechnen, erneut Opfer jener seltsamen Phänomene zu werden, die ihnen kurz nach der Ankunft auf Dacommion zu schaffen gemacht hatten.
Durch eine Lücke zwischen Gebäuden und Straßen sah Rhodan das alte Kaansäder liegen. Von dort waren die Varben gekommen. Dort unten hatten sie sich entwickelt und schließlich damit begonnen, die Geheimnisse der Gravitation zu entdecken. Dadurch war ihre Evolution beeinflußt worden, so stark, daß sie sich jetzt vornehmlich oberhalb der Planetenoberfläche aufhielten.
Aber auch dort unten mußten Varben leben.
Waren sie anders als jene in den fliegenden Städten und Plattformen?
Rhodan konnte sich das nicht vorstellen. Vielleicht wechselten die Bewohner der fliegenden Städte ab und zu ihren Standort und tauschten mit den Varben aus den bodenverbundenen Siedlungen.
Rhodan brach diese Gedanken ab und konzentrierte sich auf die breite Antigravstraße, die direkt auf den Verbindungstunnel zuführte. Auch dort hielten sich ein paar Varben auf, aber sie standen bewegungslos da und schienen nichts von dem wahrzunehmen, was in ihrer. Umgebung vorging.
Lange, ahnte Rhodan, würde dieser Zustand nicht anhalten.
*
Was der persönliche Kontrolleur des Weltverwalters Hamsajanth befürchtet hatte, war nun tatsächlich eingetreten.
Der Abtransport des Gravomülls hatte begonnen, und die Sicherheitsstarre der Varben hatte eingesetzt, bevor man die Flüchtlinge wieder gefangengenommen hatte.
Lopointh, selbst in regloser Starre auf sein Lager gebannt, war verzweifelt, denn er wußte, daß die vier Fremden von dieser Sicherheitsstarre nicht betroffen sein würden und ihre Flucht unbehelligt fortsetzen konnten.
Und das zu einem Zeitpunkt, da man die Ausgebrochenen gerade wieder gefunden hatte!
Die Festnahme hatte unmittelbar bevorgestanden, aber die Wesen von der SOL hatten sich ihr verzweifelt widersetzt und sich auf diese Weise noch einmal vor dem Zugriff der varbischen Kommandos in Sicherheit gebracht.
Lopointh wußte nicht genau, wie lange die Sicherheitsstarre andauerte, denn bei jedem Flug wurden unterschiedliche Mengen von Gravitationsmüll angesammelt. Erst, wenn die Behältnisse entspannt und zurückgekehrt waren, hörte die Starre auf.
Unter Umständen dauerte dieser Zustand eine knappe Stunde.
In einer Stunde, dachte Lopointh düster, konnten die Entkommenen ein neues Versteck gefunden haben - womöglich am Boden von Dacommion!
Dort hatten sie wesentlich größere Chancen als zuvor, sich immer wieder zu verbergen.
Niemand hätte dem Kontrolleur angesehen, daß er innerlich fieberte.
Seine Lage war trostlos.
Was sollte er den Weltverwaltern sagen?
Wie würde der Schwere Magier reagieren?
Für Lopointh war sein eigenes unehrenhaftes Ende unabwendbar. Er wünschte, die Starre würde ewig anhalten, dann brauchte er sich nicht mit den Folgen seines Versagens auseinanderzusetzen.
Besonders schlimm war, daß er keine Aussichten hatte, in das Reich der Gravo-Konstante einzugehen.
In der Altstadt von Kaansäder stand die Gravowaage Dacommions.
Lopointh hatte früher nie daran gezweifelt, daß er einst seinen Gravobeutel opfern würde, um die Funktion der Anlage erhalten zu dürfen.
Doch davon war er im Augenblick weit entfernt.
*
Die Inkarnation hatte im Augenblick mit ganz anderen Problemen als dem der entkommenen Solaner zu tun. Die seltsame, aus BARDIOC hervorgegangene Wesenheit, die nach Belieben in den Zustandsformen CLERMAC, VERNOC und SHERNOC auftreten konnte, stand ganz unter dem Eindruck des sich heftig bemerkbar machenden BULLOC.
Zum erstenmal regten sich in den drei ursprünglichen Zustandsformen leise Zweifel, ob BULLOC der ersehnte Gewinn für die zukünftige Arbeit sein würde.
Die Inkarnation hatte bisher das Erscheinen von BULLOC herbeigesehnt, aber jetzt fühlte sie instinktiv, daß das nicht ohne Folgen bleiben würde.
BULLOC war längst nicht fertig, aber das, was sich bereits von ihm innerhalb der Sphäre zu manifestieren begann, war beängstigend.
„Vielleicht", gab
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