0820 - Im Netz der Para-Wölfin
Explosion eines ihrer Raumschiffe hatte ihnen nun allen ein Ende gesetzt.
Zamorra bedauerte es. Er hätte ihnen zu gern geholfen, den Degenerationsprozess zu stoppen und vielleicht sogar rückgängig zu machen. Er hatte ihnen auf dem Silbermond bei ihren Artgenossen eine richtige Heimat bieten wollen.
Doch nun war es zu spät.
Und es enthob ihn der Mühe, nach einem Weg zu suchen, die Degeneration aufzuhalten. Auf der einen Seite erleichterte ihn das, auf der anderen trauerte er den Toten nach. Er hatte den Untergang nicht verhindern können.
Und nun hatte sich bereits das fünfte Siegel geöffnet.
Es besagte, dass in Australien ein Dämon die Traumzeit der Aborigines manipulieren und damit die Schöpfungsgeschichte verändern wollte. Er lauerte hinter einem Weltentor tief unter Wasser. Ihn zu finden und unschädlich zu machen, würde also ein gehöriges Stück Arbeit werden, und sie brauchten Unterstützung, vor allem Tauchhilfe. Deshalb hatte Nicole bereits mit ihrer Studienfreundin April Hedgeson telefoniert. April hatte zwar dezent mit den Zähnen geknirscht, aber versprochen, mit ihrer hochseegängigen Superyacht so bald wie möglich vor Ort zu sein…
Das konnte aber mehrere Tage dauern, vielleicht sogar eine Woche, trotz der enormen Geschwindigkeit der SEASTAR.
Zamorra hatte sich in einen der als Fernsehraum genutzten Räume des Châteaus zurückgezogen und informierte sich vom Sofa aus, was in der weiten Welt so vorging. Auf dem Tisch neben ihm stand ein Glas Rotwein, an dem Zamorra von Zeit zu Zeit nippte. Regentropfen prasselten gegen die Fensterscheiben und der Dämonenjäger fühlte sich angenehm schläfrig.
Wer den dunkelblonden Parapsychologen dort liegen sah, wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass er bereits um die 60 Sommer zählte, wirkte er doch äußerlich immer noch wie ein Mann Mitte Dreißig. Dies war nicht verwunderlich, hatte Zamorra doch einen tiefen Schluck aus der Quelle des Lebens genommen und war so in den Besitz der relativen Unsterblichkeit gelangt. Nur durch Gewalteinwirkung war er zu töten.
Dies hatte er mit seiner Lebensgefährtin und Privatsekretärin Nicole Duval gemeinsam, die seit Beginn seiner Dämonenjäger-Laufbahn an seiner Seite weilte. Ein Leben ohne die aparte Französin war für ihn schlicht nicht mehr vorstellbar.
Obwohl sie beide dank ihres aufregenden Lebenswandels ausgesprochene Nachtmenschen waren, schlief Nicole bereits. Der Umstand, dass sie sich zuvor bis zur Erschöpfung geliebt hatten, mochte an ihrer Müdigkeit freilich nicht ganz unschuldig sein.
Auch Zamorra fühlte sich entsprechend ausgepowert, dennoch war er von einer eigenartigen Unruhe beseelt. Darum war er nach einigem rastlosen Hin-und Herwälzen noch einmal aufgestanden und, nachdem er unterwegs eine Flasche Rotwein gekapert hatte, schließlich hier im Fernsehzimmer gelandet.
Die schrille Titelmusik eines beginnenden Spielfilms riss Zamorra aus seinen Gedanken. Unwillkürlich verzog der Parapsychologe das Gesicht, als er erkannte, dass es sich um einen Horror-Streifen handelte. Mit diesem Genre konnte Zamorra nun wirklich nichts anfangen. Horror hatte er im realen Leben schon genug, da musste er sich dergleichen nicht auch noch auf der heimischen Mattscheibe gönnen.
Gerade als sich der Parapsychologe zur Seite beugte, um nach der Fernbedienung des TV-Geräts zu angeln, vernahm er, wie sich die Zimmertür mit einem leisen Quietschen öffnete.
»Ich bin’s nur«, trompetete es hinter ihm. »Was schaust du dir denn an?«
Nun wandte Zamorra doch den Kopf. Er brachte seinen Körper in eine aufrechte Position und sah sein Gegenüber streng an. Große Telleraugen erwiderten den Blick neugierig.
»Müsstest du nicht schon lange im Bett liegen?«, fragte er.
Fooly, der ca. einen Meter zwanzig große, rundliche Jungdrache, der auf dem Château lebte, seit Zamorras Butler William ihn adoptiert hatte, schüttelte das schuppige Haupt.
»Du schläfst doch auch nicht«, antwortete der kleine Kerl munter, spazierte zu einem der Sessel und versuchte, seinen massigen Körper möglichst bequem auf der Sitzfläche zu drapieren. Es gelang ihm nicht ganz. Vor allem sein dicker Schwanz war ihm dabei im Wege.
Zamorra seufzte. Mit der Ruhe schien es wohl erst einmal vorbei zu sein. Er nippte an seinem Wein.
»Das ist ja auch etwas ganz anderes!«, erklärte er.
Foolys Telleraugen wurden noch eine Spur größer. Zamorra ahnte schon, was nun kommen würde.
»Warum?«, fragte der kleine Drache
Weitere Kostenlose Bücher