0823 - Attacke der Ewigen
niemals zugegeben hätte, war ihm klar, dass er sich in den zurückliegenden Monaten immer weiter von seinen Freunden entfernt, sich in sinnlosen und zermürbenden Grübeleien vergraben und hin und wieder sogar mehr getrunken hatte, als ihm zuträglich war.
»Dann sammle deine Schiffe ein, und lass uns den Flug fortsetzen.«
»Das werden wir in Kürze.« Der Alpha lächelte unergründlich. »Doch zunächst möchte ich dich den anderen Kommandanten vorstellen. Sie sind mir treu ergeben und wünschen Nazarena Nerukkar ebenso wie ich hinter den Ereignishorizont eines Schwarzen Lochs. Sie sollen wissen, dass nun auch ein ehemaliger ERHABENER auf ihrer Seite steht.«
»Reine Zeitverschwendung.« Sekundenlang schloss Ted die Augen, dann nickte er. Er brauchte Cairo mehr als der ihn. »Also gut. Aber lass uns diese überflüssige Prozedur so schnell wie möglich hinter uns bringen.«
Seine Unruhe wurde auch nicht geringer, als der Alpha über Funk einen Rundruf startete und seinen neuen Verbündeten den anderen Ewigen vorstellte. Es ließ Ted kalt, dass sie geradezu begeistert waren, einen Ex-ERHABENEN in ihren Reihen zu haben. Die Tatsache, dass er in ihren Augen die reinste Sensation war, perlte von ihm ab wie Wasser von einer imprägnierten Jacke. Sie alle kannten seine persönliche Geschichte, wussten, dass Sara Moon seinen Machtkristall nur deswegen nicht zerstört hatte, weil sie nach ihrem Anschlag von seinem Tod ausgegangen war. Die einzigartige Konstellation, dass er als einstiger ERHABENER nicht nur noch lebte, sondern zudem seinen Machtkristall weiterhin besaß, bestand allein aufgrund der Tatsache, dass Merlins Tochter den Dhyarra damals schlicht und einfach vergessen hatte.
Die beiläufige Erinnerung wurde in seinen Gedanken zu einer Warnung. Im Machtbereich der DYNASTIE DER EWIGEN setzte er seinen Machtkristall besser nicht ein. Ein aktiv wirksamer Kristall dieser Größenordnung konnte von mehreren anderen Dhyarras angepeilt werden. Wenn das geschah, verriet er seine Anwesenheit womöglich sogar an Nazarena Nerukkar oder einen ihrer vielen Helfershelfer. Dieses Risiko durfte er auf keinen Fall eingehen, wenn er nicht die Erfolgsaussichten der gesamten Expedition von vornherein aufs Spiel setzen wollte.
Cairo betrachtete ihn nachdenklich. »Zurzeit kann man es dir wirklich mit nichts recht machen.«
»Wir reden schon viel zu lange«, drängte Ted. »Ich habe die Formalitäten über mich ergehen lassen. Wir sollten uns endlich auf die Suche nach Carlotta begeben.«
Cairo zögerte kurz, dann nickte er entschlossen. Er nannte den Cyborgs eine Reihe von Koordinaten, was die Men In Black umgehend zu neuerlicher Aktivität erwachen ließ.
Ted warf seinem früheren Mitstreiter einen unauffälligen Blick zu. Von wegen, die Koordinaten waren nur in den Speichern hinterlegt. Al kannte sie auswendig. Freunde oder nicht, Ewigk nahm sich vor, ein wachsames Auge auf den Alpha zu werfen.
Als sich die STERNENJÄGER diesmal in Bewegung setzte, war sie nicht länger allein. In ihrem Schlepp hing eine kleine Flotte, die ausgereicht hätte, ein ganzes Sonnensystem aus seinem Gravitationsgefüge zu reißen.
***
Er war in einem trüben Dunkel gefangen, aus dem er allmählich in die Wirklichkeit zurückdämmerte. Seine Gedanken tropften zäh wie Blei, bis endlich die Erinnerung an das Geschehene einsetzte.
Die Cyborgs! Der Überfall!
Mühsam schlug Zamorra die Augen auf und erkannte, dass er auf dem Rücken lag. Offenbar war er unverletzt, wenn auch noch ein wenig benommen. Blauer Himmel zeigte sich über ihm, von keiner einzigen Wolke unterbrochen. Nur die Sonne stand hoch am Himmel und verbreitete eine Affenhitze. Es herrschten bestimmt an die vierzig Grad, also lag nicht nur das Château weit entfernt, sondern auch das Loire-Tal und ganz Frankreich.
Mechanisch tastete er nach seiner Hüfte. Die Magnetplatte war natürlich leer. Sein E-Blaster lag unerreichbar im Hof von Château Montagne. Auch andere Waffen trug er nicht bei sich. Sein Amulett konnte er im Notfall per Gedankenbefehl zu sich rufen, wenn auch nicht gewährleistet war, dass es eine große Hilfe darstellte. Vor allem, wenn es dann nicht funktionierte…
Ein leises Stöhnen ließ Zamorra in die Höhe fahren. Nicole, die neben ihm lag, kam ebenfalls wieder zu sich. Die Men In Black hatten sie beide entführt.
»Nici, alles in Ordnung?«, fragte er.
Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und brachte ein mühsames Lächeln zustande,
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