0823 - Monster-Engel
für Falco Leeland eine ideale Deckung. Da konnte er sich verstecken und blitzschnell zuschlagen.
Ich allerdings stellte mir die Frage, ob wir wirklich hingehen sollten.
Wenn er hier auf dieser relativ freien Fläche erschien, standen unsere Chancen besser.
Auf der Straße rollte der normale Verkehr. Nichts wies darauf hin, dass drei Menschen möglicherweise vor einer entscheidenden Situation in ihrem Leben standen.
»Können Sie nicht versuchen, ihn herzulocken, Kate? Hier wäre es besser.«
Sofort schüttelte sie den Kopf. »Nein, er wird nicht auf mich hören. Wir müssen hin, denn ich möchte nicht die Verantwortung dafür tragen, dass noch mehr Blut fließt.«
»Gehen wir.«
***
Wieder nahmen wir Kate in die Mitte. Das Wetter hatte sich um keinen Deut verändert, doch zumindest mir kam es so vor, als würden wir durch einen eisigen Käfig schreiten. Ich behielt den kleinen Park im Blickfeld, der sich nicht sofort an das Gelände anschloss, auf dem das Restaurant stand.
Wir mussten zuvor noch zwei unbebaute und kahle Grundstücke überqueren und sahen, wie die Bäume allmählich näher rückten. Sie wirkten auf mich mit ihren mächtigen Kronen wie ein bunt eingefärbtes Bühnenbild, hinter dem sich der Tod versteckte.
Zwischen dem letzten Grundstück und dem Park befand sich ein Weg.
Dort lagerten lange Holzlatten, aus denen irgendwann einmal ein Gerüst gebaut werden sollte.
Blätter trieben uns entgegen. Ein Eichhörnchen sammelte Nahrung für den Winter und huschte, als wir es erschreckt hatten, einen breiten Stamm hoch.
Nach wenigen Schritten befanden auch wir uns unter dem Blätterdach.
Wir standen in einem kleinen Park, der nur von sehr schmalen Wegen durchzogen wurde. Sie waren nicht asphaltiert, auf ihnen lagen kleine, dunkelgraue Steine.
An verschiedenen Stellen standen Bänke. Sie zeigten auch den Firmenaufdruck ihrer Sponsoren.
Nichts war zu sehen.
Leeland lauerte im Hintergrund.
Suko schaute nach rechts, ich in die andere Richtung, und nur Kate blickte nach vorn. Sie war blass geworden, und auf ihrem Gesicht zeichnete sich eine Gänsehaut ab. Auch sie spürte, dass die endgültige Konfrontation dicht bevorstand.
Wir bewegten uns Schritt für Schritt auf die Mitte des kleinen Parks zu, wo eine Lichtung die graue Helligkeit des Himmels auffing. Es war hier heller, auch wenn keine Sonnenflecken über den grauen und laubbedeckten Boden tanzten.
Es überraschte uns, als sich Kate Duvall von uns löste und sehr forsch auf die Lichtung zuschritt. Sie war beim ersten Schritt zudem nach vorn gezuckt, als hätte sie einen Befehl erhalten.
Wir blieben zurück, ohne uns abgesprochen zu haben. Suko und ich spürten zugleich, dass wir momentan Statisten waren und sich der Killer zunächst mit einer anderen Person beschäftigen wollte.
Kate blieb auf der Lichtung stehen. Sie hielt sich dabei nahe einer runden Bank auf, die aus grün lackiertem Metall bestand. Sie war mit den Füßen an Betonklötzen befestigt worden, die aus dem Boden ragten.
Noch tat sich nichts.
Die Ruhe vor dem Sturm, obwohl nur ein sanfter Wind wehte. Dessen Stärke reichte aus, um manche Blätter von den Zweigen zu lösen. Sacht trudelten sie zu Boden, und Kate Duvall hob den Kopf, um ihnen beim Fallen zuzuschauen. Sie wirkte in diesem Moment auf mich wie das Kind in dem Märchen »Die Sterntaler.«
Nur fielen keine Goldstücke aus dem grauen Himmel. Dafür aber hörten wir eine Stimme.
»Hallo, Kate. Willkommen in meinem kleinen Reich!«
***
Mit dieser Begrüßung hatte keiner von uns gerechnet, auch Kate nicht, und sie zuckte zusammen, als hätte sie einen Schlag in den Nacken erhalten.
Die Stimme war irgendwo über ihr erklungen, und es hatte sich angehört, als hätte sich der Sprecher zwischen den Wolken versteckt oder zumindest im Geäst eines Baumes.
Die Agentin fing sich überraschend schnell. »Er ist es«, keuchte sie. »Ich kenne seine Stimme. Sie hat sich kaum verändert. Er ist hier. Er lauert schon längst.« Während sie sprach, fasste sie unter ihre Jacke, wo sie die Dienstwaffe verborgen hatte.
Die Stimme war versickert. Stille breitete sich aus. Die üblichen Geräusche, das Rauschen des Verkehrs oder das leise Rascheln der Blätter nahmen wir kaum wahr. Wir mussten uns auf die Umgebung konzentrieren und suchten natürlich nach den Sprecher.
Er blieb im Hintergrund.
Dann meldete er sich wieder. »Kate, ich sehe dich…«
Die FBI-Agentin holte tief Luft. Sie hatte einen Schauder bekommen und
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