0823 - Monster-Engel
nicht. Nur drei Erzengel sind von der Kirche anerkannt, ich aber wollte der vierte sein. Man hat mich daran gehindert, und es sind die Menschen gewesen, die dies getan haben. Sie sperrten mich ein, aber sie begingen einen großen Fehler, denn sie rechneten nicht damit, dass eine derartige Zeit auch genutzt werden kann. Ich habe sie genutzt, meine Liebe. Ich hatte Zeit und Muße, mir den richtigen Weg zu suchen, und ich habe dabei viel gelernt. Jetzt weiß ich, dass es auch eine andere Seite gibt. Ich bekam Kontakt mit IHM, dem mächtigsten Engel, der schwarzen Gestalt, und er nahm mich gern in seinem Kreis auf. Ich bin zu einem seiner großen Diener geworden. Er gab mir die Macht, mich über die Menschen zu erheben. Ich habe dir gezeigt, wie ich die Bäume hinabsteige, denn durch IHN kann ich mich über die Gesetze der Natur hinwegsetzen.«
»Du bist verrückt!« keuchte Kate. »Du… du… bist doch kein Mensch mehr!«
»Noch bin ich zu sehr Mensch, aber es wird bald vorbei sein. Ich bin am Ende meines ersten Weges angelangt, denn ich habe dich gefunden, Kate. Ich werde dich mitnehmen, und auch deine Freunde werden mich daran nicht hindern.« Er warf uns einen schnellen Blick zu.
Wir schwiegen. Es hatte keinen Sinn, diese Bestie zu reizen. Solange keiner von uns in Lebensgefahr schwebte, wollten wir noch nicht eingreifen.
Sollte er reden, so würden wir vielleicht noch etwas erfahren, das möglicherweise wichtig war, bevor wir losschlugen.
»Der Mensch ist schwach,« philosophierte er. »Ich habe es allen gezeigt, wie schwach er ist. Jeder, der sich mir entgegenstellt, muss sterben. Ich habe die andere Kraft überwunden. Ich ging in Kirchen, und ich setzte in ihren Mauern die Gesetze der Natur außer Kraft. Da erst wusste ich, wozu ich fähig bin und…«
»Du bist ein Unglück für die Menschheit!« fuhr Kate Duvall ihn an. »Ein verdammtes Unglück!«
»Ich bin der Engel!«
»Auch Engel sollen sterben!« schrie sie und sprang zwei Schritte zurück.
Gleichzeitig zog sie ihre Waffe, und wie sie das tat, ließ darauf schließen, dass sie eine perfekte Ausbildung genossen hatte. Da war nichts Abgehacktes, alles ging ineinander über, es war eine einzige fließende Bewegung. Sie nahm sofort die Combat-Stellung ein und richtete die Mündung auf das zweibeinige Monstrum.
Falco Leeland nahm es gelassen hin. »Du willst mich erschießen?« fragte er.
»Ja.«
»Tu es!«
Kate war durch diese Antwort verunsichert worden. Das hatte ihr wohl noch niemand so direkt gesagt, und sie schaute auf uns, als wollte sie von uns eine Bestätigung erhalten.
Bisher hatten wir uns zurückgehalten. Nun war der Zeitpunkt gekommen, da wir eingreifen mussten.
»Sie kommen hier nicht weg, Leeland!« sagte ich scharf. »Ob Engel, Mensch oder Teufel. Das hier ist genau der Ort, an dem es für Sie endgültig vorbei ist.«
Er drehte mir für einen Moment sein Gesicht zu. Dabei hatte er den Mund verzogen und zeigte einen widerlichen und auch widerwilligen Ausdruck. »Zu euch komme ich gleich«, sagte er, »zuerst ist Kate an der Reihe. Sie hat die älteren Rechte.«
Er lachte, und in sein Lachen hinein fiel der Schuss…
***
Kate Duvall hatte es nicht mehr ausgehalten. Die letzten Worte hatten sie geschafft. Sie war mit ihren Nerven am Ende. Sie wollte diesen Teufel einfach tot sehen.
Die Kugel traf Leeland!
Hart hämmerte sie in seine Brust und blieb dicht über dem runden Amulett stecken.
Es war, als wäre der Mann von einem wuchtigen Faustschlag getroffen worden. Er torkelte für einen Moment, ohne jedoch hinzufallen. Mit einem weiten Schritt zurück schaffte er es, sich wieder zu fangen und auf den Beinen zu bleiben.
Der Ausdruck in seinem Gesicht veränderte sich. Unglaube stahl sich hinein, aber auch Wut. Er wollte etwas sagen, als Kate abermals abdrückte.
Wieder erwischte ihn das Geschoss.
Er blieb auf den Beinen.
Nässe umgab die Ränder der beiden Kugellöcher. Es war das Blut des Engels oder des Menschen, jedenfalls war Leeland kein Zombie.
Suko und ich griffen nicht ein, wir warteten ab, ob die zweite Kugel es schaffen würde, Leeland von den Beinen zu holen.
Es passierte nicht.
Wütend schüttelte er den Kopf, trat mit dem Fuß auf, sein Gesicht erbleichte noch stärker, und mit einem Satz sprang er auf die schreckensstarre FBI-Agentin zu.
Suko startete ebenso schnell. Während er lief, riss er die Dämonenpeitsche hervor. Er vertraute darauf, ein schwarzmagisches Wesen vor sich zu haben, holte aus und
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