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083 - Morkans Horrorwürmer

083 - Morkans Horrorwürmer

Titel: 083 - Morkans Horrorwürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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dann weiter. Die
Gefahr, dass er sich in dem allgemeinen Menschengewimmel verlor, war groß. Der
Junge und seine Mutter schienen neu in der Stadt zu sein. Nur so war die
auffällige Neugierde des Knaben zu verstehen. Als Nächstes galt sein Interesse
den Auslagen eines alten, weißhaarigen Indianers, der im Schneidersitz auf
einer bunten Baumwolldecke hockte, eine lange Pfeife rauchte und der einige
buntbemalte Götzenfiguren aus Ton um sich herum aufgebaut hatte. Der Mann war
hager, fast dürr. Die von Wind und Wetter braungegerbte Haut erinnerte an
morsches Pergament, das sich über seine Knochen spannte.
    Der
Mestizenjunge sauste an dem Alten vorbei, der wie meditierend dahockte.
    In
dem Moment, als der Knabe jedoch an ihm vorüber war, zuckte der Alte zusammen
wie unter einem Peitschenschlag. Er öffnete die halb
geschlossenen Augen, wandte den mageren Kopf und blickte dem davonlaufenden
Jungen nach. »Hallo, Kleiner!«, rief der weißhaarige Indianer, die Pfeife aus
dem Mund nehmend. Die Stimme des Mannes klang erstaunlich kräftig. Der Knabe in
den kurzen Hosen und dem T-Shirt, auf dem ein fliegender Elefant mit schiefem
Lächeln eine Banane verspeiste, hörte den Ruf und blieb stehen.
    »Meinen
Sie mich?«, fragte er näher kommend. »Ja, mein Junge... komm her...« Der alte
Indianer sah ihn mit großen Augen an und legte seine Pfeife achtlos zur Seite.
»Komm näher, damit ich dich besser sehen kann...« Der angesprochene Knabe
wirkte plötzlich ein wenig scheu und ließ seinen Blick schnell über die
aufgestellten Figuren und Statuen gleiten, die auf der Decke standen. »Bin ich
draufgetreten?«, fragte der Junge. »Ist dabei etwas kaputt gegangen? Ich kann
nichts sehen...« Das viel zu kurze T-Shirt war ein wenig in die Höhe gerutscht
und eine senkrecht vom Bauchnabel wegführende Narbe war zu sehen. »Nein, nein,
mein Junge«, beeilte sich der Alte zu sagen. »Es ist alles in Ordnung... Du
brauchst dir keine Sorgen zu machen.
    Ich
habe dich vorbeilaufen sehen, das war alles... Ich möchte dir etwas geben...«
    »Aber
ich habe kein Geld...«
    »Das
brauchst du auch nicht«, erwiderte der Indianer und ließ den Knaben mit dem
schwarzen Haar und dem runden Gesicht keine Sekunde aus den Augen. Auch dann
nicht, als er nach einem Gegenstand griff, der auf seiner Decke stand. Das
Objekt war ein Mittelding zwischen Vase und Statue. Es war bauchig, verjüngte
sich dann nach oben und lief in ein fischähnliches Antlitz aus. Der
dargestellte Fisch hatte etwas Fremdartiges, Urweltliches und Monsterhaftes an
sich. Entfernt erinnerte er an alte Darstellungen von Seeungeheuern. Der Leib
war schlank und röhrenförmig ausgebildet und stellte das Oberteil der seltsamen
Vase dar. Der Urweltfisch reckte seinen Kopf nach oben und hatte das Maul weit
geöffnet. In diese Öffnung konnte man Blumen stellen oder kleine Gegenstände
legen. Es sah so aus, als würde der unheimlich anzusehende Fisch nur darauf
warten, dass etwas in seinen Rachen fiel. »Was ist das?«, fragte der Junge
interessiert und ging automatisch in die Hocke, als hätte er mit einem Mal
seine hektische Umwelt vergessen.
    »Ein
geheimnisvolles Vermächtnis. Ogatoatl, der Herr der Tiefe...«
    »Ich
kenne die gefiederte Schlange«, sagte der Junge. »Davon hat mir meine Mutter
und auch der Lehrer in der Schule schon erzählt. Quetzalcoatl ist ein sehr
wichtiger Gott in der Maya-Mythologie. Er ist nur eine von vielen seltsamen
Gestalten. Aber von Ogatoatl habe ich nicht gehört.«
    »Bist
du dir da ganz sicher?«
    »Na,
natürlich...«
    Um
die trockenen, faltigen Lippen des Alten spielte ein rätselhaftes Lächeln.
»Nun, das mag schon sein... Es gibt Dinge, über die wurde nie etwas geschrieben
oder die im Lauf einer langen Zeit einfach vergessen gingen. Nicht für jeden
Menschen allerdings. Alte Leute, Indianer wie ich zum Beispiel, wissen manchmal
etwas, das ihnen einst ihr Vater erzählt hat. Und ihr Vater hatte es wieder von
seinem Vater, und der von diesem... Auf diese Weise werden oft Überlieferungen
von Generation zu Generation weitergegeben, die nie schriftlich fixiert wurden.
Trotzdem wissen viele Menschen davon. Aber sie sprechen nicht darüber...
Indianer kennen viele Geheimnisse. Sie geben sie nur mündlich untereinander
weiter.« Da nickte der Junge. »Ja, ich glaube das stimmt. Meine Mutter hat das
auch schon gesagt.«
    »Deine
Mutter, Kleiner, ist eine kluge Frau. Wie heißt du?«
    »Pedro...«
    »Das
ist ein schöner Name.«
    »Ich
mag ihn

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