0830 - Das Vampirloch
bewegten und etwas zerreiben oder zerdrücken wollten, was sich zwischen ihnen befand.
Dabei stellte ich fest, daß es sich um eine Masse handelte, die auch ich wegnehmen konnte, und bevor sie völlig zerdrückt wurde, war ich bei meinem Chef.
Er war überrascht und wehrte sich auch nicht, als ich die Hände an den Gelenken faßte und sie auseinanderzerrte. Was immer er auch festgehalten haben mochte, es war von ihm noch nicht zerdrückt worden, denn das Etwas landete mit einem platschenden Laut auf dem Boden, und dabei verteilten sich einige Spritzer. Sir James kümmerte sich darum nicht. Bevor er es sich anders überlegen konnte, hatte ich mich gebückt und das blutige Zeug an mich genommen.
Der Superintendent aber taumelte weiter, und immer wieder drang das Wort Blut über seine Lippen.
Um Sir James kümmerte sich Suko, für mich war das wichtig, was zwischen seinen Fingern gesteckt hatte. Wie nebenbei bekam ich mit, daß Suko unseren Chef auf einen Stuhl drückte, flüsternd auf ihn einsprach, wobei mich nicht interessierte, was er sagte, denn ich spürte im wahrsten Sinne des Wortes, daß ich eine Spur gefunden hatte. Zumindest den Faden, an dem wir uns festklammern konnten.
Diese Spur hatte ich Sir James aus den Händen gerissen. Mit dieser Beute saß ich wieder an meinem Schreibtisch und hatte sie auf einer Zeitung verteilt, damit deren Papier das Blut oder was es immer es sein mochte, aufsaugen konnte.
Dieser zusammengeklumpte Gegen stand war zwar weich geworden, doch beim Auseinanderfalten war er nicht zerrissen.
Behutsam zupfte ich ihn rechts und links mit den Fingerspitzen auseinander.
Ich war dabei so in meine Arbeit vertieft, daß ich auf Suko und Sir James nicht achtete. Für mich allein zählte der lesbare Erfolg, denn durch das Zupfen stellte ich fest, daß blutrotes Papier vor mir lag.
Es hatte das Format einer normalen Schreibblockseite, und es war tatsächlich bedruckt.
Das sah ich, obwohl dieser rote Schmier überwog und mir dessen Aura oder Dampf abermals unangenehm in die Atemwege stieg. Das war mir jetzt egal, ich wollte endlich wissen, was diese Nachricht zu bedeuten hatte, und das Ergebnis lag plötzlich vor mir.
Wie schon einmal fiel mein Blick auf den unteren Rand. Genau dort zeichnete sich die verhältnismäßig große Schrift ab. Ein Begriff war für mich zu lesen, obwohl die einzelnen Buchstaben doch sehr verwischt waren. Ich las ihn mir selbst vor.
»Vampirloch…«
Das also bedeutete dieses gesamte Wort. Vor dem Loch stand der Begriff Vampir, und plötzlich sah wieder alles ganz anders aus. Ich hatte Mut geschöpft, denn mit dieser Information würde ich sicherlich etwas anfangen können.
Es stand auch noch ein kurzer Text darunter, den allerdings konnte ich nicht lesen, weil die blutige Soße die Buchstaben schon aufgelöst hatte.
Auch in meinem Kopf breitete sich das dumpfe Gefühl aus.
Bevor es zum reinen Horror werden konnte, stand ich auf, eilte zum Fenster und öffnete es.
Die kalte Winterluft verteilte sich im Raum. Sie wehte auch über den Schreibtisch hinweg auf Suko und Sir James zu. Letzterer saß auf einem Besucherstuhl. Von seinem Kopf war nichts zu sehen. Er hatte den Oberkörper weit nach vorn gebeugt und das Gesicht als auch seinen Kopf in den angewinkelten Armen vergraben. In einer derartigen Haltung hatte ich ihn noch nie sitzen sehen.
Suko saß in seiner Nähe. Er machte einen verzweifelten Eindruck, weil er mit Sir James nicht zurechtkam.
Im Augenblick brauchten wir ihn auch nicht. Ich erklärte Suko, was es mit diesem blutigen Blatt auf sich hatte, und mein Freund bekam große Augen, als er den neuen Begriff hörte.
»Vampirloch? Habe ich richtig gehört?«
»Du hast!«
Er drückte seine Lippen vor. »Das ist ein Hammer«, murmelte er. »Vampirloch - und…?«
»Nichts weiter.«
»Du kannst also damit nichts anfangen?«
»Nein, aber ich denke schon, daß es leicht sein wird, mehr darüber zu erfahren.«
»Ja, das glaube ich auch.«
»Was ist mit Sir James?«
»Er brach plötzlich zusammen, aber er hat immer wieder von diesem Blut gesprochen.«
Ich schaute für einen Moment ins Leere. Erst Glenda, dann er. Was steckte dahinter?
Von Glenda würden wir keine Antwort erhalten, aber Sir James war durchaus in der Lage, vorausgesetzt, er überwand seinen jetzigen Zustand rasch.
Ihm hatte dieser widerliche Blutgeruch zu schaffen gemacht, und er hatte es nicht verstanden, sich dagegen zu wehren.
Sekunden vergingen, die Zeit dehnte sich. Wir
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