0833 - Orbit um Terra
und jede einzelne technische Einrichtung aus. Er öffnete Türen und Fenster und entdeckte eine voll ausgerüstete Wohnung. Sie wirkte, als sei der Besitzer vor einer Woche ausgezogen und habe bald wiederkommen wollen. Arcarea stieß einen Ruf des Entzückens aus, als sie das große Bett entdeckte und den Vorrat an kostbar aussehender Wäsche.
In der Küche funktionierte eine helle Notbeleuchtung. Ody hatte noch keine Lust, den Angehörigen der Patrouille in die Hände zu laufen und verdunkelte das Glassit des Fensters. Er stellte den flachen Rucksack ab, in dem sich Vorräte und ein winziger Expeditionskocher befanden. Im Bad funktionierte die Dusche. „Vermutlich haben sie eine Notreserve an Wasser gehabt", stellte er laut fest. Inzwischen hatte Arcarea die kleine Terrasse entdeckt. Auch die junge Frau arbeitete schnell und außerordentlich überlegt. Der Schmutz wurde von der Terrasse entfernt, die Fenstertüren blieben offen, Arcarea zog die schweren Vorhänge fast völlig zu. Binnen Minuten verdrängte die frische, nach Feuchtigkeit und Blüten riechende Luft nach dem Regen und dem Gewitter den muffigen Geruch der Wohnung.
Ody griff in die Brusttasche und setzte Dippo vorsichtig auf einem Si-deboard ab. „Du kannst dich herumtreiben, wo du möchtest", erklärte er. „Ich lasse Essen in der Küche stehen. Wir werden tief und lange schlafen. Ich schalte den Verstärker aus. Alles klar, Kleiner?"
Das hochintelligente Tier besaß einen Kehlkopf, der dem menschlichen sehr ähnlich war. Aber die Stimme war fast unhörbar. Der Verstärker modifizierte und verstärkte die Stimme; der Wortschatz des Tieres, das seit dem Zwischenfall auf Tolot III mit Odysseus lebte, war ziemlich groß. Dippo war frech und schamlos, aber er hatte Ody nachweislich schon dreimal das Leben gerettet. „Alles klar. Amüsiert euch gut, ihr zwei!" sagte Dippo und flatterte zwischen den Kerzenflammen hin und her und durch den Vorhangspalt ins Freie hinaus. Er würde mit untrüglicher Sicherheit zurückfinden, wenn nicht eine Eule oder ein Turmfalke ihn vorher fand. Aber derlei Risiken kannte Dippo bereits. „Und hier!" rief Arcarea plötzlich. „Eine voll ausgerüstete Bar."
„Eine Bar für Aphiliker! Unfaßbar!" sagte Odysseus aus der Küche und versuchte, ein improvisiertes Essen zusammenzustellen. Er hatte seinerseits eine gefüllte Vorratskammer gefunden. „Wir haben tatsächlich die richtige Wohnung entdeckt", sagte die junge Frau. Sie war über dreißig, hatte aber das Aussehen einer Siebenund-zwanzigjährigen und das schönste, metallisch dunkelgrün glänzende Haar, das man je in der SOL gesehen hatte. Jetzt war es drei Zentimeter lang geschnitten; es war praktischer. Sie kam mit einem halbvollen Glas -inzwischen - uralten Whiskys in die Küche und schnupperte, als sie sah, was im Topf über dem zischenden Kocher brodelte.
Ody nahm einen Schluck und trank voller Andacht. „Abendessen bei Kerzenlicht, eine funktionierende Dusche, seidene Bettücher und ehrwürdige Getränke", sagte sie leise. „So war es früher auf dem Planeten, der unsere Heimat werden soll."
„Nicht zu allen Zeiten, Solgeborene", schränkte Ody ein, „und nicht für jeden. Aber wir müssen in vielerlei Hinsicht umdenken. Erst einmal werden wir uns einleben. Dann sehen wir weiter. Früher oder später werden wir einmalige Arbeiten für unsere alte, neue Heimat leisten. Mit Sicherheit nicht heute, Geliebte."
Sie sah ihn mit ihren faszinierenden grauen Augen an. „Nein. Heute mit Sicherheit nicht."
Sie deckte einen Tisch, der zwischen Hauptraum und Terrasse stand. Später aßen sie und hörten klassische Musik aus einem tragbaren Wiedergabegerät, das von einer Energiezelle aus Odysseus' Vorrat gespeist wurde. Es war fast eine surrealistische Szene; in der schönen großen Wohnung mehr als hundert Meter über dem Straßenniveau der Stadt, die zu ihrem Schicksal werden sollte. Arcarea löschte fast alle Kerzen und lehnte sich zurück, einen Silberbecher mit Whisky in den Fingern. „Es kann nicht anders sein", flüsterte er leise. „Es muß der Anfang von etwas Aufregendem werden. Wir besiedeln die verlassene Erde. Wir versuchen, alles wieder so werden zu lassen, wie es einstmals war."
„Es Wird lange dauern und ganz bestimmt nicht eine Sekunde langweilig sein", versicherte er und nahm einen Schluck des köstlichen Getränks. „Woher der arme Teufel wohl den Aktivator hatte? Die Geräte liegen doch nicht so einfach irgendwo herum?"
„Das müßtest
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