0833 - Orbit um Terra
wucherten. Quer über den Hof verlief eine Spur von mindestens drei Leuten. Sucanne sah sich um und lauschte. „Irgendwo dort drüben können sie sich versteckt haben", murmelte sie. Die Nacht war seit zwei Stunden vorbei, also würden die Diebe mit einiger Sicherheit schlafen. Sucanne rannte quer durch den Hof und verschwand am gegenüberliegenden Ende unter den Bäumen und Luftwurzeln. Die Spur war noch immer sichtbar. Sie führte über eine gewundene Treppe aufwärts und in einen kleineren, halboffenen Bereich der Anlage.
Sie scheinen eine Wohnmöglichkeit gefunden zu haben, dachte Su-canne und wußte in demselben Moment, daß sie eine Waffe brauchte. Keiner, der einen Zellaktivator besaß, würde ihn freiwillig herausgeben.
Sie preßte sich an eine Mauerkante, die im tiefen Schatten lag. Schmutzspuren führten zu einer eingetretenen Tür. Auf derselben Ebene waren zwei Terrassentüren geöffnet. Es schien ein Fluchtpunkt zu sein, der in der Nacht ohne Schwierigkeiten gefunden werden konnte. Vorsichtig schob sich Sucanne näher an die Tür heran, hielt die Luft an und lauschte.
Ich muß den Aktivator haben! Er ist die Grundlage für mein Weiterleben. Ohne ihn sterbe ich! sagte sich die Aphilikerin erbittert.
Hinter der Tür war alles ruhig. Sie bückte sich, hob einen mehr als faustgroßen Stein auf und schob die Tür vorsichtig auf. Die Platte knarrte leicht in den Angeln. Unverkennbarer Geruch nach menschlichem Schweiß und nassen, gebrauchten Kleidern schlug Sucanne entgegen, als sie den abgedunkelten Raum betrat.
Sie schloß die Tür ebenso leise und ging auf Zehenspitzen näher. In einem kleinen, muffigen und stauberfüllten Raum lag eine Frau mit grauem Haar unter einer Decke. Als Bett diente ein waagrecht auseinandergeklappter Kontursessel. Die Frau schlief mit tiefen, fast keuchenden Atemzügen.
Sucanne wußte, daß sie die Frau ausschalten mußte. Sie schlich näher heran. Ihr Arm holte aus, der Stein zielte auf die Schläfe der Frau, die sich im selben Augenblick bewegte.
Die Hand mit dem Stein sauste herunter, aber der Stein traf den Nacken der Frau. Sie stieß, noch im Schlaf, einen gellenden Schrei aus, aber sofort preßte Sucanne ihre Hand auf den Mund der Schläferin.
Die Frau reagierte unwillkürlich und biß in die Hand. Abermals schlug Sucanne zu, und der Körper, über den sie sich geworfen hatte, erschlaffte. Sucanne ließ den Stein fallen und sah sich nach einer Energiewaffe um. Sie riß die Decke von den Knien der Frau und sah, daß ein Waffengurt mit zwei Strahlern oder Schockwaffen an der Armlehne des Sessels hing.
Sie zog eine Waffe aus der Schutzhülle und hob sie hoch.
In den angrenzenden Räumen rechts und links ertönten aufgeregte Rufe und polternde Geräusche, die Sucanne warnten. Sie fuhr herum und richtete die Waffe auf die geschlossene Tür auf der rechten Seite. „Bogna! Was ist los?" schrie eine laute, männliche Stimme. Langsam ging Sucanne zurück und zielte auf die Tür. Mit einem gewaltigen Ruck wurde die Platte aufgerissen und förmlich zur Seite geschleudert. Ein breitschultriger Mann mit schweren Tränensäcken und wirrem, schwarzem Haar sprang in den Raum hinein. Zuerst richtete er den Blick auf die regungslos im Sessel liegende Frau, dann sah er Sucanne.
Sucannes Finger krümmte sich, ein schwaches Klicken ertönte, aber es löste sich kein Schuß. Der Mann hob die Arme und stürzte sich fluchend auf Sucanne. Sie begriff, daß sie die Waffe nicht entsichert hatte.
Sie begriff aber auch, daß der wütende Mann vor ihr sie nicht als Madchen, sondern ebenfalls als Mann sah.
Sie zuckte zusammen und sprang zur Seite. Ihre Finger suchten den Knopf der Sicherung. Aber der Mann sprang sie an und schlug mit einem blitzschnellen Hieb die Hand mit der Waffe zur Seite. Die Schockwaffe krachte gegen die Wand, Sucanne duckte sich unter den Armen des Angreifers und wich aus, indem sie versuchte, die Tür und den Durchgang zu erreichen. Aber genau in diesem Moment kam der andere Mann ins Zimmer, übersah die Situation augenblicklich und machte einige Sätze, die ihn genau in dem Augenblick an die Tür brachten, an dem Sucanne sie halb aufgerissen hatte und ins Freie hinausrennen wollte.
Sie wirbelte herum, als er nach ihr griff.
Sie stieß einen leisen, fauchenden •Schrei aus, krümmte die Finger und fuhr damit nach den Augen des anderen. Der Schwarzhaarige packte sie am linken Arm, aber sie zerkratzte dem zweiten Angreifer das Gesicht. Er schlug nach ihrer Hand und
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