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0833 - Orbit um Terra

Titel: 0833 - Orbit um Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sogar als „aphilisch unzuverlässig" eingestuft. Aber dies war weitestgehend ihrem geringen Alter zuzuschreiben gewesen. Der Gewaltakt der Auflösung und der Hy-perspeicherung hatte die aphilische Bewußtseinshaltung nicht etwa ausgelöscht, sondern verstärkt und vollkommen gemacht.
    Jetzt, als die Hochepoche der Aphi^ lie längst der Vergangenheit angehörte, war sie vollkommen. Damals, unter Casalle, wurde sie vom Geheimdienst verdächtigt, echte Kontakte zu Widerstandsgruppen und „Normalen" gehabt zu haben, zu solchen Leuten, wie sie eben einen besiegt und ausgeschaltet hatte.
    Sie hatte ihr Studium abbrechen müssen, weil sie als unzuverlässig und als latenter Risikofaktor bezeichnet worden war. Aber als sie in ES einging, erreichte sie den erstrebenswerten Gipfel des seligmachenden Zustands. Sie wurde Vollaphile. Ihr Schicksal (Erkenntnis durch Verwandlung) teilten einige hundert andere Bewußtseine, die im Hyperre-servoir von ES auf den Moment warteten, an dem sie tätig werden konnten.
    Sie definierte ihre Mission: Erst Kontrolle über den Körper. Dann Aneignung von Macht- und Produktionsmitteln. Schließlich die Herrschaft über die neue Erde, die Keimzelle der Menschheit.
     
    *
     
    Sucanne Weyter sagte mit der Stimme von Homer G. Adams laut und entschlossen: „Ich muß handeln. Der Verlust des Aktivators bedeutet baldigen Tod für den Körper."
    Sie trank einen Schluck Wasser, reinigte sich flüchtig und versuchte, die Spuren im Staub des Büros richtig zu deuten. Es waren hier mehrere Personen gewesen. Man hatte sie bewußtlos aufgefunden und liegenlassen, nachdem man den unersetzbaren Aktivator gestohlen hatte.
    Es half nichts. Sie mußte die Diebe suchen und finden.
    Sucanne verließ das Büro, stieg mit zitternden Knien die Treppe hinunter und suchte in der Eingangshalle nach Spuren. Dann blieb sie, in der grellen Sonne blinzelnd, oberhalb der Freitreppe stehen.
    Vor ihr lag eine Wildnis. Alles troff von Nässe. Zwischen den Bauten erhoben sich Nebelschwaden und trieben träge davon.
    Einige Sekunden lang war Sucanne restlos verwirrt. Wo sollte sie suchen? Welche der vielen Spuren durch Grasflächen und Unrat waren die richtigen?
    Sie wandte logische Überlegungen an. Um sie zu finden, mußten die Menschen erst einmal hierher gekommen sein. Also würde eine breite Spur, die ihre eigene von gestern überdeckte, auf das Gebäude zuführen. Nach dem Raub waren die Diebe .verständlicherweise in größerer Eile. Also würden sie eine dementspre-chende Spur hinterlassen. Vielleicht hatten sie sich geteilt, dann gab es zwei Arten von Spuren: Verfolgte und Verfolger. Nach kurzer Analyse der mehr oder weniger breiten Bahnen hatte Sucanne die ihrer Meinung nach richtige Spur gefunden. Noch immer zögernd, ging sie die Stufen hinunter und fühlte sich schutzlos, weil sie nichts besaß, was sie als Waffe benutzen konnte. Die Müdigkeit des Körpers blieb und wurde fühlbar größer. Wie lange konnte ein Aktivatorträger ohne das Gerät weiterleben? Sie versuchte sich zu erinnern, aber sie wußte es nicht.
    Sucanne Weyter drang in die grüne Wildnis ein. Insekten umschwirrten sie summend und stachen in die unbedeckten Hautflächen. Wütend schlug Sucanne nach den Insekten, aber die Schwärme zerteilten sich nur und stürzten sich dann mit verdoppelter Wut auf den männlichen Körper des Mädchens.
    Schritt um Schritt ging sie weiter. Die Dornen schnitten in die Haut der Schienbeine und der Waden. Die Spur wand sich schlingenförmig durch Geröll und Pflanzen, die im Mittelpunkt der Straße wuchsen. Etwa zweihundert Meter weit ging es fast geradeaus, dann schienen die Spuren auf einen hochgelegenen Innenhof zu führen, der von langgestreckten Gebäuden und Baumreihen gebildet wurde. Sucanne begann den Ernst ihrer Lage sehr schnell zu begreifen. Es gab keinen Augenblick, in dem sie die zunehmende Schwächung vergessen konnte.
    Sie verschwand im Schatten mächtiger Baumkronen. Ringsherum erklangen die tausend Stimmen einer weitestgehend unsichtbaren Tierwelt. Sucanne hastete die Rampe hinauf, folgte einer breiten Spur und schob sich zwischen Büschen hindurch, deren Zweige und Blattkanten ihr Gesicht trafen und aufrissen.
    Unter einem Querbau, der von Säulen aus nichtrostendem Stahl getragen wurde, betrat Sucanne keuchend den ausgedehnten Innenhof. Hier wucherte die Wildnis nicht ganz so ungezügelt. Außerdem hatte vor Wochen ein Brand fast die gesamte Fläche vernichtet, so daß nur Moose und Gräser

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