0834 - Shaos Ende?
die Luft fliegenden Hexe erzählt, dann hätte er mich ausgelacht.
»Was ist denn passiert?«
»Es war eine Brandstifterin, das stimmt schon. Ich habe sie verfolgt, aber ich habe Sie nicht stellen können.«
»Das sieht man.« Er ließ seinen Blick offen an meiner Gestalt entlanggleiten. »Sie sehen aus, als hätten Sie auch einen feurigen Gruß mitbekommen.«
»Stimmt, ich konnte soeben noch entwischen, leider auch die Frau, die das Feuer gelegt hat.«
»Kennen sie ihren Namen?«
»Das ist das Problem!«
»Und Sie wissen auch nicht, um was es hier im Endeffekt geht? Um Brandstiftung vielleicht?«
»Das könnte sein.«
Thorpe schüttelte den Kopf. »Einen Neubau ›renoviert‹ man nicht heiß. Ich werde mit einigen meiner Leute noch für eine Weile hier im Haus bleiben. Wir müssen noch Untersuchungen durchführen, um endgültige Klarheit zu erlangen. Soll ich Ihnen dann Bescheid geben?«
»Das wäre nett.«
»Einen Keller gibt es hier nicht«, fügte Thorpe hinzu. »Ist wie so oft bei Neubauten. Ihre komischen Frauen können sich dort also nicht versteckt haben.«
»Das dachte ich mir.«
»Was ist denn mit draußen?«
»Ich sehe mich mal um. Jedenfalls bedanke ich mich bei Ihnen, Mr. Thorpe.«
»Wofür? Ich konnte Ihnen nicht helfen - und Sie mir nicht.«
Auf dem Grundstück fand ich die Hexe noch in ihrem alten Zustand. Der Feuerwehrmann sah mich und kam auf mich zu, als ich neben der Mischmaschine stehenblieb. »Sie hat sich nicht gerührt, nur hin und wieder wütend geflucht.«
»Verständlich.«
»Was machen Sie denn jetzt?«
»Ich nehme Sie mit.«
»Zum Yard?«
»Mal sehen«, erwiderte ich und lächelte, denn mein Plan bewegte sich in eine ganz andere Richtung…
***
Für Suko gab es keine Zeit mehr, die hätte vergehen können. Er stand einfach da, schaute, starrte und konnte nicht begreifen, daß sich seine Shao derartig verändert hatte. Sie war die Frau mit der Halbmaske und der Armbrust gewesen, mit der dünnen Lederkleidung. Sie war von der Sonnengöttin Amaterasu als Nachfolgerin ausgesucht worden, um deren Interessen in einer anderen Welt zu vertreten. Hin und wieder hatte Shao diese Welt verlassen und sich bei Suko gezeigt, und er hatte sie stets als eine starke Persönlichkeit erlebt.
Doch jetzt…
Da hing sie in den Fesseln, sah mehr tot als lebendig aus, und er fragte sich, was die andere Seite mit ihr angestellt hatte. Wie war es ihr überhaupt gelungen, an Shao heranzukommen? Normalerweise war der Weg zu ihr versperrt.
Durch einen leichten Schub drückte Suko die Tür noch weiter auf und wollte mit einem großen Schritt in dieses neue Verlies hineingehen, da wurde ihm bewußt, wie schlecht es auch ihm ging.
Die Eisenketten an Armen und Füßen waren schwer genug, so daß Suko große Mühe hatte, sich zu bewegen. Es war jedenfalls mit Anstrengungen verbunden. Bei jeder Bewegung klirrten die Glieder aneinander und gaben so ihre typische Musik ab.
Er hatte gehofft, daß Shao durch dieses Geräusch aufmerksam geworden wäre und den Kopf angehoben hätte, das aber tat sie nicht, denn sie hatte überhaupt nichts mitbekommen. Die dunkelhaarige Chinesin hing völlig apathisch in ihren Ketten, und sie kam ihm vor, als hätte sie jemand mit einer Droge vollgepumpt.
Suko wußte selbst nicht, wie lange er diesen Schock hatte erleben müssen, die Zeit hatte es für ihn nicht mehr gegeben, doch allmählich drang die Realität wieder durch. Er nahm das Halbdunkel besser wahr, und er traute sich auch, auf seine Partnerin zuzugehen.
Kleine Schritte, begleitet vom Klirren der Kettenglieder. Er atmete stoßweise und hoffte darauf, auch den Atem der Gefangenen zu hören, aber Shao regte sich nicht. Sie hing in ihren Ketten wie eine Tote. Allein dieser Gedanke trieb Suko den Schweiß auf die Stirn, ließ sein Herz schneller schlagen, und er wäre am liebsten zu ihr gerannt, um festzustellen, was an seinem Verdacht stimmte.
Shao nahm ihn nicht wahr. Ihr Gesicht wirkte so klein und auch bleich wie die Haut einer Leiche.
Sie hielt die Augen seltsamerweise geöffnet, aber der Blick war ins Leere oder nach innen gerichtet.
Suko spürte auch die Wut und den Haß in sich hochsteigen. Er hätte sie am liebsten von der Säule weggerissen, aber davor standen die Ketten.
Dann gab es da noch den Wächter!
Er hatte sich bisher nicht gerührt. Seine Hände hielten unbeirrt den Griff des mächtigen Beils umklammert, und er sah aus, als wäre er eingefroren. Seine Augen glitzerten im Licht der
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