0834 - Shaos Ende?
sich nichts. Die Dunkelheit blieb gleich, und er hörte auch keine fremden Geräusche in seiner Umgebung.
Da war der Wind, hin und wieder das trockene Rascheln der blattlosen Zweige, als würden Hände gegeneinander reiben, deren Haut aus Pergament bestand.
Der Wind drang euch gegen seine feuchten Augen, doch er trocknete die Tränen nicht, da sie immer wieder Nachschub bekamen. Suko schaute auch nicht auf die Uhr, so wußte er nicht, wieviel Zeit vergangen war und wie lange er auf dem Stein hockte.
Von seinem Freund John Sinclair sah er nichts. An ihn dachte er auch nur hin und wieder, Shao war wichtiger und auch die Hexe Tatjana, die sich immer mehr in seine Gedanken hineinschob und er spürte plötzlich, wie sehr er sie haßte.
»Du bist der nächste!«
Suko erschrak über die Stimme.
Er hob den Kopf - und sah Tatjana, die vor ihm stand, als wäre sie direkt aus der Luft gefallen…
***
Es war mir nicht leichtgefallen, Suko in seinem Zustand der Trauer allein zu lassen, aber der Fall hatte jetzt Vorrang, auch wenn es sich hart anhörte.
Wir mußten Tatjana haben, bevor sie noch mehr Unheil anrichten konnte. Ich hatte Suko verlassen und war selbst auf die Suche nach einem Ort gegangen, der erstens mich schützte und von dem ich zweitens einen guten Überblick hatte. Gar nicht so einfach, denn ich wollte auf keinen Fall zu schnell entdeckt werden.
Die Idee kam mir, als ich einen hohen Busch sah, davor ein Stück Mauerwerk und einen Baum, der hier auf dem steinigen Grund starke Wurzeln geschlagen hatte.
Er war knorrig, seine Zweige und Äste bildeten ein breites Dach, und die ausgeprägte Rinde bot mir die Gelegenheit, daran hochzuklettern.
Dort oben lag ich einigermaßen geschützt, hatte außerdem einen guten Überblick und konnte auch meinen Freund Suko schräg unter mir sehen, der auf dem Stein hockte, als wäre er ein Teil von ihm.
Ich kletterte noch etwas höher, um in dem Astwerk einigermaßen bequem zu sitzen.
Nun begann die Warterei.
Ich wußte, daß sie mich nerven würde, und ich ging auch davon aus, daß sich eine Person wie Tatjana Zeit ließ. Sie wollte uns locken, sie wollte uns nervös machen, denn sicherlich war auch sie in der Lage, unsere Gedanken nachzuvollziehen.
Nur träge verging die Zeit.
Hin und wieder bewegte ich mich, um nicht zu steif zu werden. Tief unten sah ich ab und zu die Scheinwerfer der Autos, doch mit fortschreitender Zeit wurden es immer weniger.
Eine Stunde hatte ich bereits auf meinem luftigen Platz verbracht, als ich ein Geräusch hörte. Mittlerweile hatte ich mich an die Laute gewöhnen können, auch an das Rauschen des Windes, und dieses Rauschen, das nun meine Ohren erreichte, hatte mit dem Wind eigentlich nicht viel zu tun.
Es gab eine andere Ursache.
Ich dachte an die auf dem Besen sitzende und durch die Luft fliegende Hexe, blickte deshalb hoch, aber ich bekam sie nicht zu Gesicht. Trotzdem war ich gespannt.
Plötzlich sah ich den Schatten. Er war fremd, als hätte er sich in die Dunkelheit vor Suko hineingedrückt, und ich hörte, wie Tatjana zu Suko sagte »Du bist der nächste!«
So leise wie möglich kletterte ich nach unten…
***
Natürlich hatte Suko sie gehört und auch gesehen. Er atmete sehr tief aus, schloß für einen Moment die Augen und schaute Tatjana wieder an, die siegessicher und hochaufgerichtet vor ihm stand, auf dem Gesicht ein böses Lächeln.
»Du bist also gekommen«, sagte er leise.
»Ja, das bin ich. Erst sie, dann dich, und zum Schluß hole ich mir deinen Freund. Ich hätte nicht gedacht, daß es so einfach sein würde. Man muß nur die richtigen Pläne haben, dann läuft alles wie von selbst. Und mein Plan war gut.«
»Du hast sie getötet.«
»Ja, das habe ich. Sehr langsam, durch den Hexentrank, den ich nach alten Rezepten hatte brauen können. Deine Freundin war zu vertrauensselig, als es mir gelang, in ihre Welt einzudringen. Ich habe sie daraus hervorgeholt, es ging alles sehr leicht.«
Suko ging darauf nicht weiter ein. Er sprach einzig und allein seine Gedanken aus. »Du hast sie getötet!«
»Richtig.«
Schluchzend holte der Inspektor Atem. Er schüttelte den Kopf, er war deprimiert, aber er hatte sich mit seinen eigenen Worten gleichzeitig aufrichten wollen.
Er schnellte hoch.
Alle Kraft hatte er gesammelt. Trotz der Ketten kam er an die verdammte Hexe heran, die zwar zurückzuckte, aber ihren Besen in diesem Augenblick nicht so weit mit zurücknahm.
Suko griff danach.
Er brüllte, als er ihn in den
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