0835 - Rückkehr der Vernunft
Jennifer. „Ich kann es mir nicht vorstellen. Die PHORA ist mit Donnergetöse gelandet und hat dabei eine Helligkeit verbreitet, die jeden anderen aufgescheucht und zur Flucht veranlaßt hätte. Warum sie nicht? So langweilig kann man doch gar nicht sein."
Tekener wußte keine Antwort darauf. Er beobachtete einige Haluter, die mit einem großen Transportgleiter über die Lagune flogen. Als sie die ersten Brindors mit Hilfe von Traktorstrahlen aus ,dem Wasser fischten und in den Transportraum schoben, erwartete der Narbenge-sichtige entsprechende Reaktionen der anderen Brindors. Doch diese nahmen überhaupt keine Notiz von dem Geschehen. Einige von ihnen zogen langsam und gemächlich ein Netz durch das Wasser und fingen einige Fische damit. Diese waren ebenso träge wie die Brindors.
Die Haluter holten innerhalb von wenigen Minuten über vierzig Brindors aus dem Wasser. Dann war der Transportraum voll, und sie flogen zur PHORA zurück, um sie dort abzuladen. Ronald Tekener und Jennifer blieben über der Lagune. Sie wollten sehen, ob die anderen irgend etwas unternahmen, doch sie wurden enttäuscht. Keiner der Brindors schien sich Gedanken darüber zu machen, was geschah. „Sie haben keine Feinde", sagte Jennifer. „Das ist es. Wenn sie sich gegen Feinde wehren müßten, dann wären sie wacher und beweglicher. Sie wissen gar nicht, was Kampf ist." Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, als sich der Boden unter der PHORA spaltete. Glutflüssige Lavamassen schössen aus dem Spalt hervor und umhüllten die Landestützen des Raumschiffs.
Durch die tiefhängenden Wolken senkten sich die beiden anderen Raumschiffe herab und setzten zur Landung an.
Die PHORA kippte langsam zur Seite.
Tekener sah, wie es in den Abstrahlschächten aufleuchtete. Das Raumschiff richtete sich wieder auf und hob einige Meter weit ab. Die glutflüssige Lava folgte ihr. Armdik-ke Glutbänder schössen in die Höhe und schlangen sich um die Landestützen. Dabei kühlten sie sich nicht ab, wie es eigentlich zu erwarten war, sondern erhitzten sich noch mehr. Das war deutlich daran zu erkennen, daß sie weißglühend wurden.
Krachend brach ein Landeteller ab. Er stürzte in den Glutspalt und verschwand darin. Dann endlich beschleunigte die PHORA so stark, daß die Glutarme abtropften. Zischend löste sich die weißleuchtende Masse von dem Metall. Der Sturm zersprühte sie und schleuderte sie über das Land. Überall entstanden Brände, die jedoch bald wieder erloschen.
Die PHORA stieg weiter auf, bis sie endlich in den Wolken verschwand. Die beiden anderen Schiffe jagten in nördlicher Richtung davon und zogen sich ebenfalls in den Weltraum zurück.
Tekener blickte zum großen Transportgleiter hinüber, der die Brindors aufgenommen hatte. Die halutische Besatzung war trotz der spiegelnden Scheiben gut zu sehen.
Die Ladeluken standen offen. Vier Brindors lagen in der Öffnung und spähten in die Glut hinab. Ihre auffallend großen Augen leuchteten im Widerschein des Feuers.
Jennifer schrie entsetzt auf, als eines der Wesen sich aus dem Gleiter in die Tiefe stürzte.
Die Haluter bemerkten, was geschah. Eilig schlössen sie die Luke, so daß kein Brindor mehr entkommen konnte.
Sie lenkten den Gleiter wieder über die Lagune.
Jennifer schaltete das Videogerät ein. „Haben Sie Verbindung mit Cornor-Lerz?" fragte sie, als sich der Bildschirm erhellte. „Alles in Ordnung", antwortete einer der Haluter. „Die PHORA hat sich in den Weltraum zurückgezogen. Wir wollen den Räumer nicht gefährden. Dennoch geht die Aktion weiter. Wir werden die Brindors von nun an mit Beibooten aufnehmen und zur PHORA und den beiden anderen Schiffen bringen. Das dauert zwar etwas länger, ist jedoch sicherer."
„Können wir helfen?" fragte Tekener. „Fliegen Sie die Inseln ab und melden Sie uns, wo die meisten Brindors sind."
Der Haluter schaltete ab. Ronald Tekener beschleunigte. Er folgte dem Ufer der Lagune. Jennifer machte sich Aufzeichnungen über die Zahl der Brindors, die sie sahen. „So etwas habe ich noch nie beobachtet", sagte sie nach geraumer Zeit, in der sich hinter ihnen bei den Halutern nichts ereignet hatte. „Sprichst du von der Lava?"
„Allerdings", bestätigte sie. „Es sah aus wie eine gezielte Aktion, so als wüßte die Lava genau, was sie zu tun hatte."
„Den Eindruck hatte ich auch."
„Gibt es denn so etwas? Intelligentes Feuer ...?"
*
Vor der Küste der Inselgruppe lag ein breites Riff, über dem das Wasser kaum einen
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