0835 - Rückkehr der Vernunft
ihm darüber diskutieren, ob Angriffe vorgelegen hatten oder nicht. Er beendete das Gespräch und ließ den Gleiter auf das offene Meer hinaustreiben. Er legte den Arm um Jennifers Schulter und beugte sich über sie. „Wir haben noch etwas Zeit", sagte er.
*
Zwei Stunden später betraten Tekener und die Überlebensspezialistin die Hauptleitzentrale der PHORA. „Wir haben viertausend Brindors an Bord", erklärte Cornor-Lerz, noch bevor sie ihn gefragt hatten. „Die beiden anderen Raumer konnten jeweils zehntausend unterbringen. Das genügt. Wir kehren nach Terzrock zurück."
„Hat es Schwierigkeiten gegeben?" fragte Jennifer. „Überhaupt keine", antwortete der Haluter, während er seinen Offizieren das Startzeichen gab. „Die Brindors sind so schlafmützig und träge, daß man sie wegtragen kann, ohne daß sie aufwachen. Die Bedingungen in den Laderäumen sind gut für sie. Die Gravitation ist für sie auf einen Wert von 0,69 geingestellt. Das entspricht dem Gravitationswert von Nosar. Außerdem haben wir eine Menge Wasser an Bord genommen, so daß sie sich darin aufhalten können. Es sind Lungenatmer. Glücklicherweise, denn sonst hätten wir sie nicht transportieren können."
„Also gibt es keine Ausfälle?" fragte die Überlebensspezialistin. „Ein Brindor ist gestorben. Bakor-Tars untersucht ihn gerade."
„Der Sextadim-Techniker?"
„Bakor-Tars ist ein außerordentlich vielseitiger Wissenschaftler. Er versteht von Exo-Medizin mindestens ebensoviel wie von Sextadim-Technik."
„Ich war nur überrascht", entgeg-nete Jennifer lächelnd. „Ich wollte nicht an den Fähigkeiten von Bakor-Tars zweifeln."
„Gehen Sie zu ihm, wenn es Sie interessiert", schlug Cornor-Lerz vor. „Er befindet sich oben im Medo-Center."
„Es interessiert uns", sagte Tekener und ging zusammen mit Jennifer hinaus.
Im Antigravschacht schwebten sie nach oben. Als sie das Medo-Center betraten, sahen sie Bakor-Tars, der in einem Laboratorium arbeitete. Er war durch eine Glasscheibe von ihnen getrennt. Auf einem Tisch vor ihm lag ein toter Brindor. Bakor-Tars hatte seinen Schädel geöffnet und war gerade dabei, das Gehirn zu untersuchen.- „Bleiben Sie bitte draußen", hallte seine Stimme aus einem Lautsprecher. „Ich weiß noch nichts über Mikroorganismen, die am und im Körper dieses Wesens leben. Was auch immer da ist, bleibt für uns ungefährlich, für Sie jedoch nicht."
Balku, sein Kind, war bei ihm und verfolgte seine Arbeit. Tekener und die Überlebensspezialistin blieben vor der Glasscheibe stehen. Der Ha-luter hatte den Körper des Brindors bis zum Kopf hin mit einem Tuch bedeckt.
Das Gehirn lag frei. „Können Sie schon etwas sagen?" fragte Jennif er. „Allerdings", antwortete der Halu-ter. „Das Gehirn ist von der Struktur und vom Aufbau her klar als das Gehirn eines hochintelligenten Wesens zu erkennen."
„Verzeihen Sie", sagte Jennifer. „Ich hatte aber nicht den Eindruck, daß sich die Brindors besonders intelligent verhielten, als wir sie auffischten."
„Was ist intelligentes Verhalten?" fragte der Haluter und blickte von seiner Arbeit auf.
Jennifer fand keine befriedigende Antwort auf diese Frage. „Ich meine, sie haben überhaupt nicht auf uns reagiert", erwiderte sie nach einiger Zeit unsicher.
Bakor-Tars ließ seine Instrumente sinken. Er ging bis an die Glasscheibe heran und blickte auf die beiden Terraner herab. „Ich glaube, daß Sie die Brindors und ihr Verhalten falsch beurteilen", erklärte er. „Sie haben nicht auf Sie und uns reagiert, weil sich ihre ganze Aufmerksamkeit auf etwas anderes gerichtet hat."
„Auf etwas anderes?"
Bakor-Tars verzog seine Lippen. „Auf ein Problem, zum Beispiel. Vielleicht hatten sie sich in eine philosophische Frage versenkt, deren Beantwortung für sie außerordentlich wichtig war. Die Brindors sind Denker. Wir hielten sie für träge, weil wir nur ihr äußerlich sichtbares Verhalten beurteilt haben. Was sich jedoch in ihrem Schädel abspielte, während wir sie auffischten, das kann niemand beantworten. Ich glaube, daß sie so tief in Gedanken versunken waren, daß sie nicht mehr wahrnehmen konnten, was um sie herum geschah."
„Man sollte meinen, daß glühende Lava sie aus diesen Gedanken aufschreckt", bemerkte Tekener. „Was wissen wir denn schon?" fragte der Haluter. „Solange es keine Verständigung mit den Brindors gibt, können wir darüber gar nichts sagen. Und jetzt entschuldigen Sie mich, bitte, ich möchte
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