0835 - Rückkehr der Vernunft
erreicht hatten. Zum ersten Mal sah der Ter-raner diesen Planeten, der ihm bisher nur aus der geistigen Botschaft der Kristalle bekannt war. Er hatte ihn sich anders vorgestellt.
Nosar war eine marsgroße, kühle Welt mit großen Wasserflächen. Kontinente gab es nicht, dafür ragten zahllose Inseln aus den Wasserwüsten empor. Auf dem Schirm der Infrarotortung konnte Tekener sehen, daß es auf fast jeder Insel wenigstens einen Vulkan gab.
Die nördlichen und südlichen Gebiete des Planeten waren vollkommen vereist, so daß nur der Äquatorgürtel als Lebensgebiet der Brindors in Frage kam. Nur dort konnte es die warmen Gewässer geben, die Tekener „gesehen" hatte.
In der Äquatorzone gab es zahlreiche unterseeische Vulkane, die die Meere erwärmten.
Wegen der ungewöhnlichen Temperaturunterschiede herrschten überall Stürme, über deren Ausmaß Tekener sich vom Weltraum her noch keine Vorstellung machen konnte.
Die PHORA befand sich im Lande-anflug. Die beiden anderen Raumer folgten ihr im Abstand von etwa zehn Kilometern. Cornor-Lerz hatte sich für eine Inselgruppe entschieden, die ein nach Norden offenes Hufeisen bildete. „Sind Sie sicher, daß nichts passieren wird?" fragte Jennifer, als die PHORA am Rand einer Lagune landete. „Ich meine, wie wollen Sie verhindern, daß Ihre Offiziere über die Brindors herfallen, um sich einen Spaß mit ihnen zu machen?"
„Das wird nicht passieren", erwiderte Cornor-Lerz. „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen."
„Hoffentlich", bemerkte Tekener skeptisch.
Er beobachtete die Haluter in der Zentrale. Sie machten keineswegs einen friedfertigen Eindruck. Nach wie vor war zu erkennen, daß sie die Krise noch nicht überwunden hatten. Sie waren gereizt und beherrschten sich nur mühsam.
Cornor-Lerz schaltete die Inter-komanlage an und wandte sich an seine Mannschaft. Er machte ihr klar, wie wichtig es war, daß die Brindors sanft und behutsam behandelt wurden. „Das Schicksal aller Haluter hängt davon ab, daß dieses Unternehmen gelingt", schloß er seine Ansprache. „Daher werde ich auf der Stelle jeden erschießen, der gegen meine Anordnungen verstößt."
Er schaltete ab, fuhr herum und blickte Tekener forschend an. „Zufrieden?" fragte er. „Zufrieden bin ich erst, wenn wir die Brindors hier wieder abgesetzt haben."
„Gehen wir", schlug der Haluter vor. „Haben Sie die Laderäume vorbereiten lassen?" fragte Jennifer. „Die Brindors leben auf einer Welt mit niedriger Schwerkraft. Sie benötigen eine feuchte Umgebung."
„Das ist mir alles bekannt", antwortete Cornor-Lerz unwirsch. „Was glauben Sie, was meine Experten tun, seitdem wir uns hier befinden? Sie arbeiten daran, möglichst schnell möglichst gute Bedingungen für die Brindors an Bord zu schaffen."
Er eilte an ihnen vorbei und ließ sie allein. Tekener ließ ihn gehen. Zusammen mit Jennifer begab er sich zu einem Spezialhangar, in dem ein Druckgleiter stand. Die Maschine war für Haluter gebaut, könnte aber auch von ihm gesteuert werden. Daher konnten die beiden Terraner mit ihr die PHORA verlassen. „Mir gefällt nicht, daß Cornor-Lerz die Aktion leitet und die Haluter alles allein machen", sagte Jennifer beunruhigt, während Tekener die Maschine ausschleuste. „Es geht nun mal nicht anders", entgegnete er. „Erst wenn die Haluter wieder vollkommen normal sind, wird alles besser werden."
Der Gleiter wurde von einer Bö gepackt und hochgeschleudert. Tekener fing ihn ab, bevor er gegen die Raumschiffshülle prallte. „Die Lufthülle ist dichter, als ich gedacht habe", sagte er, „aber für uns reicht es dennoch nicht."
Die PHORA war in einem langgestreckten Tal gelandet, in dem Flechten und verkrüppelte Bäume wuchsen.
Die Vulkane, die das Tal begrenzten, waren nur etwa zweihundert Meter hoch. Einige von ihnen waren tätig.
Die rotglühende Lava floß jedoch zum offenen Meer hinab. „Die Meßgeräte zeigen eine Außentemperatur von knapp 10 Grad an", stellte Jennifer fest. „Das ist wärmer, als ich gedacht habe."
„Dann werden wir hier Brindors finden. Sie brauchen die Wärme", sagte er, während er den Gleiter auf die Lagune hinauslenkte. Er zeigte auf die Wasseroberfläche, aus der zahlreiche Dachspitzen herausragten. Jennifer konnte die schlanken Körper der Brindors sehen, die träge durch das Wasser glitten.
Die seehundähnlichen Wesen schienen noch gar nicht bemerkt zu haben, daß sie nicht mehr allein waren. „Ob sie es wirklich nicht gesehen haben?" fragte
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