084 - Im Club der Satanstöchter
gezwungen, mit einem weiblichen Hosenanzug Vorlieb zu nehmen, in den er sich stöhnend und schnaufend quetschte.
Erst als sie wieder draußen waren und über die Landstraße in Richtung New York liefen, fiel ihm auf, wie hübsch Carolyn O’Hara eigentlich war. Das Mädchen hatte ein feingeschnittenes Gesicht, volle Lippen und rabenschwarzes Haar, das ihr in weichen Wellen über die Schultern fiel. Und ihm fiel auf, daß sie bis jetzt eigentlich recht wenig gesprochen hatte. Möglicherweise stand sie unter einem leichten Schock, das bedeutete, daß er sehr vorsichtig mit ihr zu Werke gehen mußte.
Vor ihnen tauchte am Rande der Straße ein altes Gemäuer auf und Halliday spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann.
»Verdammt!« stieß er hervor. »Wir sind in die falsche Richtung gelaufen!« Er deutete auf einige versteckt geparkte Autos, die in der Nähe der Ruine standen. »Wir sind wieder am Ausgangspunkt angelangt!«
Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als Stimmen an sein Ohr drangen. Es waren die Stimmen von Frauen, unverkennbar. Jetzt tauchten sie zwischen den Büschen auf. Blitzschnell riß er Carolyn neben sich zu Boden.
***
Ehrfürchtig verbeugte sich Ruth Halliday vor der vermummten Gestalt der Großen Bestie, des einzigen Mannes, der im Kreis der Hexen verweilen durfte, weil er der persönliche Stellvertreter Satans auf Erden war.
Nachdem sie ihre verdiente Strafe für ihre Unvorsichtigkeit hingenommen hatte, war sie wieder in die Reihen der Hexen aufgenommen worden. Man hatte ihr das Recht zum Sprechen wieder erteilt, obwohl einige der anderen Hexen dagegen gewesen waren.
»Der Tempel ist innerhalb kurzer Zeit zum zweiten Mal entweiht worden von den lästerlichen Füßen zweier Christenhunde«, fauchte die Große Bestie scharf. Sie befanden sie in einem seiner Privatgemächer, die von der großen Grotte abzweigten.
»Glücklicherweise«, fuhr der Vermummte fort, »gelang es den vereinten Kräften unserer teuflischen Heerscharen, sie zu entwaffnen und gefangenzunehmen. Unserer Schwester Ruth obliegt es nun, die beiden Eindringlinge zu verhören und unter allen Umständen jedwede uns interessierende Information herauszupressen – selbst, wenn die Gefangenen dabei sterben sollten!«
Ruth nickte demütig. Sie fühlte deutlich die geballte Kraft, die aus dem Geist der Großen Bestie auf sie überging. Es war, als würden elektrische Impulse zwischen ihr und ihrem Meister hin- und herzucken. Wie im Traum nahm sie wahr, daß Gloria, die Hohepriesterin, sie bei der Hand nahm und in den Nebenraum führte, wo die beiden Eindringlinge gefesselt standen.
Es waren zwei Männer, der eine schwarzhaarig, der andere blond. Sie sahen beide verwegen und nicht unsympathisch aus, aber in ihren Augen loderte ein Feuer der wilden Wut. Ruth wußte sofort, daß sie jede Gelegenheit wahrnehmen würden, sie zu übertölpeln und die Flucht zu ergreifen, wenn sie nicht achtsam war. Aber das würde ihnen nicht gelingen!
Der lauernde Blick der Großen Bestie traf sie, als sie auf den schwarzhaarigen Mann zuging. In der rechten Hand hielt sie eine kurze, neunschwänzige Peitsche, und sie war sich völlig darüber im Klaren, das dieses Folterwerkzeug noch jeden Mann zum Reden gebracht hatte.
»Sie heißen Michael Kodiak und Stephen Caine«, führte die Große Bestie aus. »Aus ihren Ausweisen haben wir ersehen, daß sie dem ehrbaren Beruf der Privatdetektive nachgehen. Sie sind also genauer gesagt nichts anderes als Schnüffler, miese kleine Schnüffler, die ihre ungewaschenen Nasen in anderer Leute Angelegenheiten stecken!«
»Sie pflegen hübsche Redensarten, Herr Bischof«, sagte Kodiak zynisch. »Daran erkennt der scharfe Geist eines Privatdetektivs zum Beispiel, daß Sie weder in Oxford noch in Cambridge studiert haben. Ich würde auf Manhattan tippen, stimmt’s? Dritte Hilfsschulklasse?«
Die Große Bestie gab ein zischendes Geräusch von sich. Ruth verstand. Die Peitsche flog hoch und der Eindringling, der sich Kodiak nannte, stöhnte unterdrückt auf.
»Weshalb seid ihr hier?« fragte Ruth hart. Sie befand sich jetzt ganz unter dem geistigen Einfluß ihres Herrn. »Wie habt ihr den Eingang unseres Tempels gefunden? Redet!« Wieder sirrte die Peitsche. Diesmal traf sie beide Männer gleichzeitig. Blutige Striemen bildeten sich auf den Gesichtern der Detektive.
»Nun gut«, knurrte Caine wütend. »Wenn ihr es unbedingt wissen wollt... ich hoffe, ihr könnt die Wahrheit vertragen! Eine nette Dame
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