084 - Im Club der Satanstöchter
Krallen eines mordgierigen Panthers.
»Was...« sagte er.
Sie kam langsam auf ihn zu, ließ ihn keine Sekunde aus den Augen.
»Du nichtsnutzige Kreatur«, zischte sie in einem Tonfall, der Halliday einen Schreckensschauer über den Rücken jagte. »Du nichtsnutzige Kreatur bist also genau darüber im Bilde, was ich treibe, wenn du deine Socken verkaufst, was? Es war falsch, daß du mir das gesagt hast, ganz falsch, denn nun kann ich nicht mehr riskieren, daß du die nächsten zwei Minuten überlebst.«
Ihre rechte Hand schoß vor und Halliday sah, wie sich ihre Krallen wie im Zeitlupentempo auf seine vor Schreck weitgeöffneten Augen zubewegten. Sie will dir die Augen ausstechen, schoß es durch seinen Geist. Er ruckte zur Seite. Etwas ratschte heiß an seiner Schläfe vorbei, riß Haut ab und ließ Blut heraustreten.
Ruth stieß ein girrendes, laszives Gelächter aus und ihre Augen nahmen genau jenen wahnsinnigen Ausdruck an, den Halliday in dem Gewölbe an ihr festgestellt hatte. Sie verwandelte sich von Sekunde zu Sekunden eine keifende Furie, die nichts menschliches mehr an sich hatte.
Sie hat den Verstand verloren, dachte Halliday. Sie muß sofort zu einem Arzt. Er griff nach seinem Jackett und stürmte hinaus.
Er hatte noch keine zweihundert Meter mit seinem Wagen zurückgelegt, als er feststellte, daß ihm zwei mit Frauen besetzte Wagen folgten.
***
Erst jetzt bemerkte er, daß er in seiner Eile die Kamera zu Hause liegengelassen hatte. Wütend biß er sich auf die Lippen. Sein einziges Beweismaterial war damit verschwunden. Natürlich würden sie die Kellerhöhle längst in ihren Urzustand hergerichtet haben, wenn es ihm gelingen sollte, die Polizei auch ohne die Beweisfotos von jener Orgie des Schreckens zu überzeugen, die er mitangesehen hatte.
Momentan sah es allerdings nicht einmal so aus, als würde er die nächste Polizeistation lebend erreichen. Solange er im Wagen saß, war er relativ sicher – allerdings auch nur dann, solange noch einigermaßen Verkehr herrschte, und das würde in spätestens zwei Stunden nicht mehr der Fall sein. Sollte er das Tempo derart überhöhen, daß die Polizei auf ihn aufmerksam würde? Auch das würde ihm wenig nützen. Der Schnellrichter würde ihm eine gesalzene Geldstrafe anhängen, höchstenfalls würde man ihn – vorausgesetzt, er rüpelte die Polizisten an – eine Nacht in eine Zelle sperren. Am nächsten Tag würden sie ihn dann draußen erwarten, denn es lag nun einmal in der Natur der Sache, daß es meist die Frauen waren, die über einen weitgehend unkontrollierten Tagesablauf verfügten.
Halliday wandte seine ganze Fahrkunst auf, aber es war zwecklos. Sie blieben an ihm hängen wie die Kletten, und einmal konnte er sogar sehen, daß sie hinter den Scheiben ihrer Wagen Pistolen durchluden.
Sie wollten ihn also töten. Die Logik sagte ihm, daß er jetzt keinerlei Rücksicht mehr zu nehmen brauchte; egal, wer die Frauen waren, die ihm folgten.
Ein entgegenkommender Lieferwagen war Hallidays einzige Chance. Er scherte plötzlich nach links aus und ließ das Fernlicht aufblitzen. Der Fahrer des Lieferwagens reagierte mit der Präzision, die nur Berufskraftfahrern zu eigen ist. Er riß das Steuer ebenfalls nach links, um Halliday auszuweichen und raste genau auf den Wagen zu, der Halliday als nächster verfolgte.
Die Frauen im Innern schrien auf, die Fahrerin lenkte nach links und krachte mit voller Fahrt auf einen Zwölftonner, der in einer Entfernung von dreißig Metern dem Lieferwagen gefolgt war und der nur mit knapper Not dem bereits wieder auf der rechten Spur dahinrasenden Halliday ausgewichen war.
Es gab einen ungeheuren Knall. Das Metall des Personenwagens kreischte gequält auf. Aus dem Kühler schoß augenblicklich eine Stichflamme. Überall kreischten nun Bremsen. Ein weiterer Wagen prallte von hinten auf den Zwölftonner und wurde herumgewirbelt, sodaß sofort der Verkehr zusammenbrach. Der Fahrer des Lastwagens, der mit dem Schrecken davongekommen war, sprang aus dem Fahrerhaus, aber er kam zu spät. Die Frauen im Innern des Personenwagens lebten nicht mehr.
***
Als Halliday am nächsten Morgen in einem billigen Hotel in Harlem erwachte, stürzte er sich während des Frühstücks sofort auf die örtlichen Tageszeitungen. Die New York Times meldete:
RÄTSELHAFTER UNFALL AUF DER 23. STRASSE
Drei Frauen umgekommen / Stadtpolizei steht vor einem Rätsel
UPI. 23. 4. 1974. Von unserem Korrespondenten.
Ein mysteriöser Unfall, der sich
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