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0840 - Siegel der Rache

0840 - Siegel der Rache

Titel: 0840 - Siegel der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Stimme klang wie ein Peitschenknall durch die leere Halle, und als hätte ihn ein Peitschenhieb getroffen, zuckte der Mann über Rat heftig zusammen.
    »Schluss damit, Zamorra.« Rat hörte Schritte, die langsam, beinahe gemächlich, näher kamen.
    »Schluss, sage ich. Dieser Wahnsinn hat hier ein Ende. Lass den Burschen, steh langsam auf, und wirf deine Waffe weg. Ich mache keine Scherze, mein Freund. Das hier ist Polizeisache - und sie geht dich ab jetzt nichts mehr an.«
    Der Druck der Waffenmündung verringerte sich ein wenig. Rat spürte, wie sein Magen in diesem Augenblick rebellierte. Mit Mühe unterdrückte er das übermächtige Bedürfnis, sich zu übergeben. Nicht jetzt! Vielleicht drückte der Irre dann vor Schreck doch noch ab.
    »Misch dich nicht ein, Pierre«, knurrte der Mann mit der Pistole. »Der Lump soll mir sagen, wo das Siegelbuch ist, dann…«
    Pierre Robin ließ Zamorra nicht ausreden. »Das muss er nicht, denn ich weiß es längst. Und du könntest es auch schon lange wi ssen, wenn du bei klarem Verstand wärst. Nicole hat Recht, Zamorra. Du bist nicht mehr der Mann, den ich kennen gelernt habe.«
    Zamorra krümmte sich unter den harten Worten seines Freundes regelrecht zusammen. Sie trafen ihn, bereiteten ihm physische Schmerzen.
    Endlich entspannte sich der Parapsychologe, stand auf wackeligen Beinen vor Robin, den er beinahe um Haupteslänge überragte. Doch jetzt wirkte er wie ein gebrochener Mann neben dem Chefinspektor. Zamorra reichte Robin die Walther P99.
    Zwei Bewaffnete der Spezialeinheit hoben Rat vom Boden hoch, der laut aufschrie. Dann übergab er sich würgend. Schmerz und Angst waren zu viel für ihn gewesen - und vielleicht ahnte er in diesen Sekunden zum ersten Mal, wie sich seine Opfer wohl gefühlt haben mochten, als er ihre Leben zerstörte. Sie hatten nicht so ein unverschämtes Glück wie er gehabt…
    Chefinspektor Pierre Robin fasste Zamorra am Arm. »Komm mit, ich erkläre es dir unterwegs. Ich habe die Wahrheit gesagt. Ich bin mir sicher -dort, wo wir nun hinfahren, wirst du dein Buch finden.«
    Zamorra war viel zu verwirrt, zu angegriffen von der Erinnerung an das, was er da beinahe getan hatte, um zu widersprechen oder eine Frage zu stellen.
    Langsam stiegen die beiden Männer die breite Treppe hinauf.
    Nach und nach normalisierte sich der übliche Ablauf im Alltag der Lyoner U-Bahn wieder. In den Zeitungen würde man von diesem Vorfall nicht viel zu lesen bekommen. Ein von der Bahn getöteter Mann - einen weiteren fand man in einem der unbenutzten Räume in diesem Gangsystem.
    Wer die beiden waren, erfuhr die Öffentlichkeit nicht…
    ***
    Nicole Duval lief ohne Ziel durch die Flure.
    Sie konnte es sehr genau spüren, einen Zweifel an ihrem Gefühl hegte sie nicht.
    Das Siegelbuch befand sich nicht mehr hier, doch ein unheilvoller-Teil von ihm, ein Fragment des Bösen, näherte sich dem Château Montagne.
    Die Unruhe in Nicole stieg mit jeder Sekunde. Der ganze Wahn, der mit dem Buch Einzug in das Château und somit auch in Nicoles Leben gehalten hatte, war noch lange nicht beendet. Gefahr! Ihre Sinne schlugen Alarm, doch sie wusste nicht, worauf sie sich einzustellen hatte. Nicole war sich sicher, dass Zamorra noch nicht wieder im Besitz des Folianten war, denn er oder Robin hätten sich dann hier gemeldet.
    Doch was würde geschehen, wenn Zamorra die Wahrheit erfuhr? Die ganze Wahrheit über den Einbruch im Château? Wie würde er reagieren? Er glaubte ja, bereits alles zu durchschauen. Die-Wirklichkeit sah jedoch ganz anders aus. Tat sie das denn nicht beinahe immer?
    Es kam immer näher.
    Die Französin wahr ehrlich genug, sich ihre Angst einzugestehen. Sie war froh, dass sich Fooly seit dem Einbruch sehr zurückgezogen hatte. Der Jungdrache hätte es niemals zugegeben, doch hinter seiner üapsigen Fassade, seinem oftmals chaotischen Auftreten steckte ein sensibles Gemüt, dass mit dieser Sache nicht so richtig klar kam. Magie, fremde Welten… das alles konnte ihn nicht schrecken, doch die knallharte Gewalt, mit der einfache Verbrecher in sein Château eingedrungen waren, die machte ihm Angst.
    Das war ein Syndrom, dass man bei Einbruchsopfern immer wieder feststellen konnte. Ihr Allerheiligstes, ihr ganz persönliches Lebenszentrum war aufgebrochen worden, geschändet durch schmutzige Diebeshände.
    Nun, Fooly konnte man sicher nicht so problemlos zu einem Psychologen schicken, der ihm diese Ängste nahm. Nicole glaubte jedoch, dass sich der Drache schon

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