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1457 - Ediths Leichenwelt

1457 - Ediths Leichenwelt

Titel: 1457 - Ediths Leichenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie stöhnte ihre Wut heraus. Doch in diesem Geräusch lag zugleich ein Versprechen, denn sie hatte sich geschworen, die alten Zeiten wieder zurückzuholen. Sie würde den Weg gehen. Eiskalt. Daran gab es nichts zu rütteln.
    Noch sah sie nichts, weil der unter ihr liegende Bunker in völliger Dunkelheit lag. Das würde sich gleich ändern. Sie hob ihren Arm, und mit der flachen Hand fuhr sie an der Wand entlang, bis sie den Lichtschalter gefunden hatte. Es war einer dieser alten Schalter, die beim Drehen ein klickendes Geräusch verursachten.
    Das hörte sie auch jetzt!
    Zwei Lampen gab es im Bunker, die nur ein trübes Licht ausstrahlten.
    Honiggelbe Monde hingen plötzlich unter der Decke. Das Licht reichte gerade aus, um einen schwachen Schein an den Wänden zu hinterlassen. Die Treppe erreichte es kaum. Nur die untersten drei Stufen tauchten aus der Dunkelheit auf.
    Edith senkte den Blick.
    Es war eine recht lange Treppe, die vor ihr lag. Sie musste beim Hinabsteigen Acht geben, denn die einzelnen Stufen hatten eine unterschiedliche Höhe. Zudem waren die Trittflächen ziemlich ausgetreten.
    Edith Jacum ging nach unten.
    Sie kannte die Treppe und brauchte nicht auf ihre Füße zu schauen, wie es ein Fremder getan hätte. Jede Kuhle im Gestein war ihr vertraut, auch jeder Buckel.
    Edith Jacum war von hoch gewachsener, hagerer Gestalt. Ihre Beine wurden durch den langen Rock verdeckt, der mehr die Form einer hellen, mit Flecken übersäten Schürze hatte. Ihr schmales Brustteil endete unter dem Hals. Zwei Träger liefen über die Schultern, überspannten auch überkreuzt den Rücken und waren durch Knöpfe am Rock befestigt. Auf ihrem dunklen Haarschopf saß eine weiße Haube mit einem roten Kreuz auf der Vorderseite.
    Die dunkle Bluse spannte sich eng um ihre mageren Arme. Sie waren deshalb zu sehen, weil Edith die Ärmel bis zu den Ellbogen aufgekrempelt hatte.
    Das Haar war lang und schwarz. Es wuchs zu beiden Seiten noch über das Kinn hinweg und machte das Gesicht noch schmaler und auch knochiger. Die Wangen wirkten eingefallen. Ein eckiges Kinn, die knochige Nase, dunkle Augen und ebenfalls dunkle Brauen, die an das Dach eines Dreiecks erinnerten.
    Man hatte ihr nachgesagt, dass sie einen bösen Blick besaß. Das stimmte auch, denn wer jetzt in ihre Augen geschaut hätte, der hätte dies bestätigen können. Ein starrer Blick ohne Gefühl.
    Als sie die letzte Stufe hinter sich gelassen hatte, blieb sie stehen.
    Vor ihr lag der Bunkerflur – ihr Flur!
    Als Edith Jacum daran dachte, huschte ein schwaches Lächeln über ihre Lippen. Ja, hier war ihre Welt gewesen, und sie würde dafür sorgen, dass die alten Zeiten zurückkehrten. Das Versteckspiel würde ein Ende haben, das stand fest, und sie hatte nicht umsonst die alte Kleidung angelegt, um sich so zu fühlen wie in der Vergangenheit. Sie war wieder das geworden, was sie früher einmal gewesen war – eine dem Äußeren nach perfekte Krankenschwester.
    Der Geruch stimmte sie euphorisch. Sie wusste nicht, ob er tatsächlich noch zwischen den Wänden hing. Sie konnte es sich jedoch vorstellen. Sie hatte eine sehr feine Nase für Gerüche, die in ihrem Leben eine große Rolle spielten.
    Ja, ja, die alte Erinnerung. Der Geruch nach den Leichen, die allmählich verwesten, das passte schon.
    Edith setzte ihren Weg fort. Es gab zwar die kahlen Wände innerhalb des Bunkers, aber es gab noch etwas anderes, und dafür hatte Edith persönlich gesorgt.
    An der linken Gangseite standen die alten Spinde. Schmale Eisenschränke, aber hoch genug, um dort einen Menschen verstecken zu können. Darauf war es ihr immer angekommen.
    Mit schleichenden Bewegungen passierte sie die Schränke aus Metall. Den grauen Kästen warf sie keinen weiteren Blick zu.
    Auf dem Boden lag der Staub in einer dünnen Schicht. Umrisse von Füßen zeichneten sich dort nicht ab. Edith war die erste Person, die nach langer Zeit hier wieder welche hinterließ.
    Edith hatte das Ende der Spindreihe erreicht. Sie blieb stehen und drehte sich nach links.
    Spinnweben schimmerten golden im Licht der trüben Leuchten.
    Sie klebten zwischen den Dächern der Spinde und der Decke. Um diesen Bunker hatte sich in all den Jahren niemand gekümmert. Er war nicht geputzt worden, und als Edith daran dachte, musste sie einfach lachen.
    Putzen – das war es doch!
    Diese Chance hatte man ihr gegeben, nachdem sie sich wieder zurück ins Leben getraut hatte. Die Stelle war ihr überlassen worden, denn wen interessierte

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