0841 - Die Glaswelt
hatte.
Gucky räkelte sich faul im Sessel.
„Brauchst du mich noch, oder kann ich zurück ins Bett?"
„Verschwinde jetzt, aber ich bin sicher, daß du bald einen Besuch zu absolvieren hast."
„Einen Besuch?" Guckys Gesicht verriet Ratlosigkeit, hellte sich aber auf, als Atlan dachte: Ja, auf einem unbekannten Planeten!
„Das ist ja großartig!" sagte Gucky und entmaterialisierte mit einem gedämpften „Plopp".
Die von den Wissenschaftlern errechneten Koordinaten stimmten nur ungefähr. Als die SOL nach ihrem Linearflug in das Einstein-Universum zurücktauchte, stand die nächste Sonne vier Lichtmonate entfernt.
Die Astronomen bestätigten eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß es die gesuchte sein konnte. Die zweite Linearetappe brachte das Schiff bis in ihre unmittelbare Nähe.
Wenig später erhielt Atlan in der Kommandozentrale die Daten.
Sekunden zuvor war die große hellgelbe Sonne unter der Bezeichnung „Liza" in die Karten eingetragen worden.
Acht Planeten wurden ermittelt, von denen der fünfte als einziger besondere Merkmale aufwies. Wenn überhaupt einer in Frage kam, dann er.
Atlan ließ sich die Werte geben.
„Unbewohnt, aber Träger einer ehemaligen Zivilisation. Durchmesser zwölftausend, 0,96 Gravos, Rotation 23,7 Stunden. Atmosphäre atembar. Die Kontinente sind mit Glas bedeckt."
„Glas?" vergewisserte sich Atlan ungläubig.
„Glas!" bestätigte die Abteilung. „Zertrümmertes Glas."
„Da muß jemand mit Steinen geworfen haben", vermutete Gucky. Er stand hinter Atlan und sah auf den Bildschirm.
Der Planet funkelte wie ein geschliffener Kristall und wurde schnell größer. Atlan betrachtete ihn voller Verwunderung. Er hatte noch nie einen ähnlichen Planeten gesehen, wenn man von einigen Kunstwelten absah, die das Licht der Sterne oder ihrer Sonne ähnlich auffällig reflektierten.
„Kein intelligentes Leben", beendete die Astronomische Abteilung ihren Bericht, den sie in Zusammenarbeit mit den analytischen Labors erstellt hatte.
Die SOL näherte sich nur vorsichtig der Welt mit den gläsernen Kontinenten. Es gab keinen einzigen Beweis dafür, daß sich Rhodan auf ihr befand oder aufgehalten hatte.
Atlan drehte sich um.
„Kannst du Impulse empfangen, Gucky? Rhodans Muster müßtest du ja eigentlich auswendig kennen."
„Tu ich ja auch, aber was meinst du, wie es in meinem Kopf zugeht? Hier an Bord der SOL denkt doch jeder, mit ein paar Ausnahmen. Und alle kommen auf einmal bei mir an. Ich brauche Stunden, um das alles auszusortieren."
„Wäre es besser, wenn du unten wärst?" fragte Atlan und deutete hinab zu der funkelnden Oberfläche der Glaswelt.
„Natürlich wäre das besser, aber..."
„Aber...?"
Gucky druckste: „Allein ist mir das zu unheimlich."
Atlan lächelte wissend.
„Aha! Wie wäre es mit Ras Tschu-bai?"
„Wer sonst? Brauchen wir Schutzanzüge?"
„Kaum, wenn ihr nicht daneben-springt..."
Der afrikanische Teleporter erschien wenig später in der Zentrale und studierte während der weiteren Annäherung des Schiffes an die unbekannte Welt deren Oberfläche. Schließlich sagte er: „Eigentlich gibt es nur einen logischen Punkt da unten, nämlich den großen Kontinent. Die anderen tragen weniger Glasschmuck. Und was den großen Kontinent angeht, so würde ich die Nähe des Gebirges vorschlagen."
„Warum das?" fragte Atlan.
„Ehrlich gesagt: keine Ahnung. Aber südlich davon ist die ausgedehnteste Glasfläche. Vielleicht bedeutet sie etwas."
Inzwischen schlug die SOL eine Kreisbahn ein, in der sie stabil bleiben würde. Für die beiden Teleporter konnte es also nicht schwer sein, jederzeit bei einer eventuell auftretenden Gefahr ins Schiff zurückzukehren.
Der Mausbiber nahm Ras Tschubais Hand.
„Wird besser sein, wenn wir zusammenbleiben", schlug er vor. „Hast du ein frisches Magazin in deine Knarre geschoben?"
Er deutete mit der freien Pfote auf den Impulsstrahler. „Fertig?"
Ras nickte.
Mit einem doppelten „Plopp" verschwanden sie aus der Zentrale.
Die beiden Teleporter rematerialisierten nach zweimaligen Unterbrechungen des Sprunges, die sie zur Korrektur vornehmen mußten, südlich eines flachen Höhenzuges auf einer Halde aus zersplittertem Glas.
Gucky ließ die Hand seines Freundes los.
„Hier kann man sich ja einen Diamantsplitter in die Zehen treten", stellte er besorgt fest. Er bückte sich.
„Oder ist das wirklich nur Glas?"
„Was dachtest du denn? Diamanten?"
„Ich hoffte es in einer Ecke meines Herzens", gab der
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