0842 - Teufels-Schönheit
Er würde kommen, denn er hatte es ihr versprochen. Er war derjenige, der Della das gab, von dem sie geträumt hatte. Sie würde sich ihm voll und ganz hingeben, sie würde hineinfließen in seine herrliche Aura, sie würde nur für ihn da sein, denn er konnte es schaffen, ihre Träume zu verwirklichen.
Warten…
Wie lange noch?
Sie roch die Kerzen. Es waren nicht die Flammen, sondern die Kerzen an sich, die den Geruch abstrahlten. Dieser ungewöhnliche und betörende Duft zog an ihrer Nase vorbei und wurde auch von ihr registriert. Es war der Geruch nach scharfen, exotischen Kräutern, aber auch nach Schwefel und andere Ingredienzien. Wie dem auch sein mochte, sie hatte sich einmal entschlossen, diesen Weg zu gehen, und sie hatte auch die Bedingungen erfüllt.
Wichtig war das Foto gewesen.
Nur ein Porträtfoto, mehr nicht. Es zeigte eine sehr hübsche Frau, so hübsch, wie Della Streep es gern gewesen wäre und es auch bald sein würde.
Das Foto würde ihr den Weg freimachen, und die andere, diese verfluchte Mandy Rice, würde sich wundern. Und dann - dann würde es bald zu dem Treffen zwischen ihnen kommen, und sie würde sich an den Qualen der anderen weiden. Qualen, die sie kannte, die sie schon gespürt hatte und unter denen sie gelitten hatte.
Diese Zeiten waren endlich und endgültig vorbei. Sie würden auch nicht mehr zurückkehren, vor ihr lag eine strahlende Zukunft, auch wenn sie mit gewissen Zugaben erkauft worden war, über die Della bisher nur wenig wußte, aber diese Zugaben gab es, davon biß keine Maus den Faden ab. Und sie war bereit, auch noch mehr zu geben, sollte sich dadurch ihr Aussehen ändern.
Häßlich!
Ja, sie war häßlich. Sie empfand sich so. Ihre Eltern hatten zwar nie darüber gesprochen, doch sie hatten sicherlich so gedacht und sich nur aus Taktgefühl zurückgehalten. Sie hatten doch Augen im Kopf, sie hatten damals auch die anderen Mädchen gesehen und sie mit Della verglichen.
Wie eine Braut des von Frankenstein erschaffenen Monstrums war sie sich vorgekommen. Einfach abartig und widerlich. Ein Gesicht, das keines war, sondern nur mehr eine Landschaft, und es hatte Zeiten gegeben, in denen sie sich vor sich selbst geekelt hatte.
Das war vorbei, das würde auch nicht mehr zurückkehren, denn nun hatte er das Kommando übernommen.
Wo blieb er nur?
Er hatte ihr gesagt, sich nicht von der Stelle zu rühren, auch wenn die Lage noch so unbequem war.
Della klagte bereits über einen steifen Nacken, doch das mußte sie in Kauf nehmen. Was waren diese Schmerzen gegen das, was noch auf sie zukam? Auf die herrliche Veränderung, auf diesen… diesen… sie suchte in Gedanken nach Worten, diesen alles entscheidenden Umschwung, der gerade zum richtigen Zeitpunkt gekommen war.
Dann hörte sie Schritte!
Sie waren nicht laut, eher schleichend, aber sie waren sehr genau zu hören.
Della kannte die Geräusche. Sie wußte sehr gut, daß sich jemand näherte. Sie spürte ihren stärker gewordenen Herzschlag wie ein leichtes Trommeln gegen die Rippen.
Es war soweit.
Sie lächelte. Plötzlich spürte die Liegende nicht mehr den Druck der Tischkante im Nacken. Sie kam sich so wunderbar vor, so herrlich leicht. Die Nacht war für sie zum Tag geworden, sie lag jetzt im Sonnenschein, und sie dachte wieder an ihre Schönheit.
Strahlend schön wollte sie sein. An nichts anderem hatte sie Interesse. Sie wollte hineinfliegen in das Leben und es genießen. So genießen, wie sie es sich vorstellte. Männer würden sie umschwirren, sie wollte stets der Mittelpunkt sein, und das würde auch so kommen.
Auch als sie nach links schielte, bewegte sie kaum den Kopf. Della verdrehte nur die Augen.
Das Kerzenlicht blieb nicht nur auf einen Fleck begrenzt, es wanderte auch in den geheimnisvollen Raum hinein, und die Frau konnte bereits einen Schatten erkennen. Er gehörte ihm!
Sie wartete.
Ihr Herz klopfte noch stärker. Die Augen brannten, als bestünden die Tränen aus Säure. Mit der Zungenspitze leckte sie über die trockenen Lippen, und sie drehte dabei ihre Augen noch stärker in die eine Richtung.
Da war er!
Zuerst sah sie sein Gesicht. Della wußte, daß dieser herrliche Mann stets dunkle Kleidung trug. Sein Gesicht war nicht dunkel, deshalb sah es aus, als würde es über dem Körper schweben. Sie hatte sich in dieses Gesicht verliebt, seit ihr mitgeteilt worden war, was mit ihr geschehen würde.
Er blieb stehen.
Es war ein günstiger Standort, den er sich ausgesucht hatte, denn sein
Weitere Kostenlose Bücher