0842 - Teufels-Schönheit
Della Streep abstieß wie eine Sprinterin vom Startblock, flach über den Boden und genau gegen die Beine meines Freundes hechtete.
Wladimir fiel. Er war völlig überrascht worden, streckte noch die Arme aus, ohne daß es ihm gelang, sich richtig abzustützen. Über die Schulter konnte er sich noch abrollen, mehr war nicht möglich.
Trotz seiner Luftknappheit lachte Romanow, denn er hatte seinen Feind fallen sehen. Della schlug mit beiden Fäusten auf den Liegenden ein, und Romanow sah die Chance.
Er stemmte sich hoch.
Er ging torkelnd und den Oberkörper nach vorn gedrückt. Der Mund stand offen, die Augen waren nur mehr starre Glotzinstrumente. »Erst ihn, dann die Frauen…«
»Ich glaube es nicht!« sagte ich und trat vor, so daß mich Romanow sehen konnte…
***
Er sah nicht nur mich, sondern auch das Kreuz, das aus meiner rechten Faust hervorschaute. Wenn er tatsächlich mit dem Teufel im Bunde stand, mußte er es einfach hassen.
Er starrte mich an oder das Kreuz?
Ich wußte es nicht genau zu sagen, jedenfalls fing er an zu zittern, und auch er streckte seinen rechten Arm vor. Unter der Hand pendelte der dicke Tropfen. Licht fiel gegen ihn, brach sich auf der Oberfläche und schuf Reflexe.
Ich schoß.
Es war eine blitzschnelle Bewegung gewesen, denn ich hatte meinen rechten Arm angehoben und die Kugel dicht neben die Füße des Russen in den Boden gesetzt.
Daß Della und Wladimir noch immer kämpften, störte mich nicht weiter, ich hatte Romanow nur ablenken wollen, das war mir gelungen. Er schaute dorthin, wo das geweihte Silbergeschoß eingeschlagen war, und als er den Kopf hob, war es für ihn zu spät.
Ich hatte ihn erreicht.
Der Hieb mit dem Waffenlauf erwischte seinen rechten Arm in der Beuge. Sein Arm knickte plötzlich weg, die Hand wurde gefühllos, und dann rutschte der Kreis mit dem blutigen Tropfen zwischen den Fingern hervor und landete auf dem Boden.
Er starrte ihm nach.
Ich nicht, denn mit einem langen Schritt war ich da und trat auf die weiche, blutige Masse.
Romanow wollte sich auf mich stürzen.
Ich traf ihn mit einem Rundschlag.
Er ging zu Boden, und dann ließ ich einmal mein Kreuz nach unten in die rote Masse fallen, in das Erbe des Rasputins, wie ich später von Glenda erfuhr.
Es war ein Versuch, doch ich ging einfach davon aus, daß sich diese Masse und mein Kreuz wie Feuer und Wasser zueinander verhielten.
Es stimmte!
Er brodelte, dann zischte der flache Klumpen auf. Ätzender, roter Rauch stieg mir entgegen, so daß ich gezwungen war, den Kopf zur Seite zu drehen. Dann hörte ich die schrecklichen Schreie, sprang zurück und kriegte mit, daß Della Streep über den Boden rollte und beide Hände gegen ihr Gesicht gepreßt hielt.
Auch Mandy Rice bewegte sich auf dem Bett. Nur war sie gefesselt und konnte ihr Gesicht nicht verdecken. Sie schlug nur den Kopf hin und her, und während ihrer Bewegungen veränderte sich ihr Gesicht. Das neue verschwand, das wahre kam wieder hervor, und Della Streep erhielt ebenfalls ihr anderes Gesicht zurück.
Ich schaute zu, war inzwischen zur Balkontür gegangen, hatte Suko hereingelassen und beschäftigte mich anschließend mit Glendas Fesseln, um sie endlich davon zu befreien.
Wladimir Golenkow hatte sich um Romanow gekümmert und ihm mit sichtlicher Genugtuung Handschellen angelegt. »Dich werde ich nach Rußland mitnehmen«, versprach er. »Da wirst du als Mörder vor ein Gericht gestellt.«
Das Blut gab es nicht mehr.
Ein Fleck im Teppich und ein Metallring waren zurückgeblieben. So hatte Rasputins Erbe letztendlich nichts mehr ausrichten können…
***
Zum Klassentreffen in den unteren Räumen würde keine der Frauen mehr gehen, was auch verständlich war. Glenda Perkins berichtete mit leiser Stimme, was sie von Romanow erfahren hatte, und wir erfuhren nun endlich, welches Motiv hinter dieser teuflischen Magie steckte.
Mandy Rice weinte vor Glück. Sie hatte wieder ihr normales Aussehen.
Della Streep aber weinte. Es war ein wütendes Schluchzen, aber sie tat keinem von uns leid. Mit dem falschen Gesicht war sie eine von Haß gezeichnete Person gewesen. Zuschulden kommen lassen hatte sie sich nichts, wenn ich die Maßstäbe des Gesetzes anlegte. Sie brauchte also keine Anklage zu fürchten.
Das sah bei Romanow anders aus. Wir hatten es in diesem Fall mit einem Menschen zu tun bekommen, nicht mit einem Dämon. Dieser Mensch aber hatte versagt, er hatte sich selbst über- und die Kräfte der Hölle unterschätzt.
In
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