0844 - Meegh-Jagd
zumindest hatte Zamorra diesen Eindruck.
Da fuhr ein Ruck durch den Körper des Reporters. »Nein«, sagte er. »Du irrst dich. Sie lebt noch.«
Zamorra schüttelte langsam den Kopf. »Ted, ich weiß, dass es dir schwer fällt, es zu akzeptieren. Aber du musst der Tatsache ins Auge sehen. Carlotta ist tot.«
»Es kann nicht sein.«
»Es ist so. Sie…« Er zögerte. Er traute sich nicht, seinem Freund die volle Wahrheit zu sagen. Nämlich, dass Carlotta einer unheilbaren Krankheit erlegen war. Einer Krankheit, die sie auszehrte, die sie zu einem Zerrbild ihrer selbst gemacht hatte. Zu einem dahin vegetierenden Etwas, an dem kaum noch etwas Menschliches war und das nur noch darauf gewartet hatte, endlich sterben zu dürfen.
Zamorra und Nicole waren dabei gewesen, als sie starb. Wie lange lag das jetzt zurück? Weit über ein halbes Jahr, knapp zehn Monate, kalkulierte er. [5]
Noch einmal zwei Jahre vorher war sie verschwunden. Sie hatte Ted lediglich eine kurze, handschriftliche Notiz hinterlassen.
Ted,
ich verschwinde aus deinem Leben. Bitte suche nicht nach mir. Ich möchte nicht gefunden werden! Nicht von dir; nicht von anderen. Erfülle mir diese letzte Bitte.
Es war gut, solange es eben ging. Es war eine wunderschöne Zeit mit dir. Aber jetzt ist es vorbei.
Leb wohl
Carlotta
Er war davon ausgegangen, dass sie diesen »Abschiedsbrief« unter Zwang geschrieben hatte, dass die Ewigen Carlotta entführt hatten. Er glaubte, dass die ERHABENE Nazarena Nerukkar ihn damit unter Druck setzen wollte, sobald sie es für nötig erachtete. [6]
Seither suchte er verzweifelt nach ihr. Und sein alter Weggefährte aus seiner Zeit als ERHABENER, Al Cairo, hatte versprochen, ihm bei dieser Suche zu helfen und ihn damit auf seine Seite gezogen. In Wahrheit ging es Cairo gar nicht darum, Carlotta zu finden. Er wollte nur, dass umgekehrt Ted ihm half, an die Macht zu kommen.
Ein feiner Freund war das…
Carlotta war nicht entführt worden. Sie hatte nur ihre Spuren sehr sorgfältig verwischt. Sie war gegangen, ehe sich die ersten Symptome ihrer Krankheit zeigten und begannen, sie körperlich zu entstellen. Sie hatte nicht gewollt, dass Ted sie so sah. Sie wusste, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte, und er sollte sie so in Erinnerung behalten, wie sie als Gesunde ausgehen hatte - jung und schön.
Sie musste schon einige Zeit vorher erfahren haben, wie es um sie bestellt war. So ließ sich ihr Verhalten erklären, das den Freunden damals Rätsel aufgegeben hatte. Carlotta hatte plötzlich darauf bestanden, an Teds Risiko-Einsätzen teilzunehmen, und sie hatte stets in vorderster Front gestanden, ihren Geliebten schützend und sich selbst als Zielscheibe zu präsentieren. Sie hatte bei einer dieser Aktionen getötet werden wollen, um die ganze Sache abzukürzen.
Doch das war ihr nicht vergönnt. Sie hatte immer das Pech gehabt, heil und unversehrt davonzukommen…
Minuten, bevor sie endgültig starb, auf einem anderen Planeten, sehr weit von der Erde entfernt, hatte sie Zamorra und Nicole alles erzählt. Es gefiel ihr nicht, dass die beiden sie gefunden hatten, aber sie nahm es hin. So war wenigstens doch noch jemand bei ihr, als sie ihren letzten Atemzug tat; sie musste nicht einsam sterben. Und sie war froh, dass es nicht Ted war, der sie gefunden hatte - froh für ihn.
Sie hatten ihren Leichnam verbrannt, ehe sie zur Erde zurückgekehrt waren. Carlotta hatte auf dem namenlosen Planeten in Weltraumtiefen ihr Grab gefunden.
Wer ihre Krankheit diagnostiziert hatte, und was das für eine tückische Krankheit war, blieb im Dunkeln. Selbst wenn sie den Arzt fanden, würde der sich weiterhin an seine Schweigepflicht gebunden fühlen. Und die Krankheit war nicht ansteckend gewesen. Zumindest war sie nicht auf andere Menschen übertragbar, denn sonst wäre Carlotta schon lange vor ihrem Verschwinden zum Seuchenherd geworden.
Zamorra und Nicole hatten der Sterbenden versprochen, Ted nichts von dieser Krankheit zu erzählen und auch nicht, wie sie gestorben war. Und jetzt stand Zamorra vor dem Problem, wie er dem Freund Carlottas Tod erklären sollte.
Die Wahrheit durfte Ted nicht erfahren. Sie hatten es versprochen, und Zamorra hatte sich immer an seine Versprechen gehalten. Unter allen Umständen.
Doch Ted musste erfahren, dass sie tot war. Schon, damit er seine Suche beendete und wieder halbwegs zur Vernunft kam.
»Was ist?«, drängte Ted. »Warum redest du nicht weiter?«
Zamorra atmete tief durch. »Es fällt
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