0846 - Im Namen des Leibhaftigen
genug beherrscht. Er konnte es nicht mehr. Er riß seinen Mund weit auf, die Augen waren dabei verdreht, und dann fing er an zu lachen.
Er hatte noch nie in einer Nacht so schrecklich gelacht. Es war auch mehr ein Schreien als ein Lachen. Er schlug dabei mit den Händen auf sein primitives Bett, und seine wilden Geräusche verhallten nicht ungehört. Sie weckten auch die anderen Gefangenen, die so reagierten, als hätten sie nur auf diese Störung gewartet.
Kaum aus dem Schlaf gerissen, sprangen sie hoch, schrieen und tobten ebenfalls, liefen auf die Gittertüren zu, umklammerten die Stäbe und rüttelten daran.
Zwei Aufpasser waren durch die Geräusche hochgeschreckt. Wütend griffen sie zu ihren Waffen.
Sie würden die Schlagstöcke einsetzen müssen, um wieder Ruhe zu schaffen.
Durch Knopfdruck schafften sie es, den Zellengang zu erhellen. Etwas verschlafen liefen sie in den Gang. Der erste Gefangene kriegte ihre Gefühle von Haß und Zorn zu spüren. Sie schlugen ihm gegen den Kopf. Der Mann taumelte zurück, beide Hände gegen die Stirnwunde gepreßt.
»Ruhe!« brüllten die Aufpasser und schlugen mit ihren Stöcken zu. Sie trafen Stäbe, Hände und Schädel. Sie wollten die nächtliche Stille haben, und nicht alle Gefangenen brachen zusammen.
Manche waren so hart oder verrückt, daß sie die Schläge einsteckten, lachten, obgleich das Blut über ihre Gesichter rann.
Die beiden Aufpasser erreichten auch die letzte Zelle.
Dort sahen sie Cabal!
Er hatte nicht den Fehler begangen und war nahe an das Gitter herangetreten. Er hielt sich in respektabler Entfernung auf und grinste die Wächter scharf an, während in seinen Augen ein brutales und gieriges Funkeln lag.
»Du warst es, nicht?«
»Was war ich?«
»Du hast als erster gelacht und geschrieen.«
Der Frager trat näher an die Stäbe. Er klopfte zuerst mit seinem Schlagstock dagegen, dann ließ er ihn an den Eisengittern entlanggleiten. »Wir haben es gehört, Hundesohn. Wir haben es sehr genau gehört. Und ich verspreche dir, daß du es nicht umsonst getan hast. Du kennst unsere Strafen. Du weißt, was wir mit aufsässigen Arschlöchern wie dir machen. Wir machen dich fertig, wir übergeben dich Jorge Gulda. Er wird dich unter seine Fittiche nehmen. Und wenn er mit dir fertig ist, wirst du als Haufen Dreck wieder zurück in deine Zelle kriechen.«
Cabal war unbeeindruckt. »Das ist die Nacht!« flüsterte er mit einer Stimme, die selbst dem Wärter Furcht einjagte.
»Was meinst du denn damit?«
»Die Nacht des Todes. Mein Bruder ist da. Shango - merkt euch den Namen. Er wird herkommen. Aber zuvor macht er diese Nacht zur Nacht des Todes. Es wird Blut fließen, sehr viel Blut, Menschenblut, und wir werden triumphieren…« Cabal riß die Arme hoch, als wollte er sich mit seinen Fingern durch die Decke bohren.
Die beiden Wächter begriffen nichts. Nur spürten sie instinktiv, daß sich in diesen Stunden tatsächlich etwas verändert hatte. Das Böse in diesem Gefängnis war noch stärker geworden.
ENDE des ersten Teils
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