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0849 - Sprung über den Abgrund

Titel: 0849 - Sprung über den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Steinblöcke aus dem Felsgefüge gepreßt und schossen wie Kanonenkugeln durch die Höhle, die mittlerweile von Staub und Sand zugeschüttet war, so daß kein Licht mehr hereindrang.
    Bluff barg den Kopf zwischen den Knien und atmete nur in kurzen, schwachen Zügen. Dennoch drang ihm der Staub in die Atemwege. Bluff unterdrückte den Hustenreiz bis zum letzten Augenblick, aber dann mußte er nachgeben.
    Er hustete und spie, und jedes Mal, wenn er zwischen zwei Hustenanfällen halberstickt Luft holte, drang ihm ein neuer Schwall von Staub in Mund und Nase.
    Da begriff der Junge, daß er sterben würde, wenn es ihm nicht gelang, ins Freie zu kommen. Das Dröhnen der Lawine hatte nachgelassen. Bluff stand der Schweiß in dicken Tropfen auf der Stirn. Er stolperte in Richtung des Höhleneingangs.
    Bluff begann zu graben. Wie ein Wilder stieß er die Hände in die weiche, warme Masse und schaufelte sie beiseite. Er kam nicht vorwärts. Der Staub war trocken. Jedes Mal, wenn der Junge ein kleines Loch gegraben hatte, rutschten weitere Staubmassen von draußen nach. Aber Bluff gab nicht auf. Er arbeitete wie eine Maschine.
    Und plötzlich wurde es hell vor ihm.
    Bluff spürte, wie frische Luft auf ihn einströmte - frischer jedenfalls als die, die er während der vergangenen Minuten geatmet hatte.
    Er gab sich einen letzten Ruck und schoß zur Hälfte aus dem Loch heraus, das er mit eigenen Händen gegraben hatte. Dann übermannte ihn die Schwäche. Er verlor das Bewußtsein.
    Als er wieder zu sich kam, fühlte er sich wie gerädert. Unsicher sah er sich um und stellte fest, daß er bis zur Hüfte in einem Haufen feinkörnigem Sand stak. Er befreite sich. Es fiel ihm auf, daß es kühl geworden war. Er sah sich um und nahm verwundert wahr, daß die Sonne sich anschickte, hinter den Bergen im Westen zu verschwinden. Er mußte wenigstens vier Stunden lang bewußtlos gewesen sein.
    Der Berghang hatte sich in eine einzige Geröllhalde verwandelt. Nur hier und da stachen Überreste von Pflanzen durch den Felsschutt. Die Bergkuppe war nicht mehr da. Der Kamm des Berges war jetzt eine gerade Linie, die wie mit dem Lineal gezogen wirkte.
    Im Widerschein der sinkenden Sonne sah Bluff ein mattes Glitzern. Er ging darauf zu und fand unter einem Trümmerhaufen die Überreste seines Gleiters.
    Er räumte einen Teil des Schutts beiseite, um den Schaden besser beurteilen zu können. Er brauchte nicht lange zu räumen. Das bis zur Unkenntlichkeit verbogene Chassis des Gleiters und die verbeulte, zerrissene Karosserie sprachen ihre eigene Sprache. Dieses Fahrzeug würde sich nie mehr aus eigener Kraft bewegen.
    Bluff zwängte den Arm durch ein eingedrücktes Fenster.
    Er suchte im Innern des Gleiters, bis er das Mikrophon des Radiokoms fand. Er zog es hervor. Ohne viel Hoffnung drückte er auf die Sendetaste. Er traute seinen Augen nicht, als er das grüne Kontrolllicht aufleuchten sah.
    „Hallo - ist da jemand?" fragte er, immer noch mißtrauisch.
    „Ist das eine Art, sich zu melden?" knarrte eine Stimme aus dem Empfänger. „Wer spricht da?"
    „Bluff Pollard!" schrie der Junge begeistert. „Sante - bist du das?"
    „Ja, das bin ich", antwortete die Stimme wesentlich freundlicher als zuvor. „Junge, wo steckst du?"
    „Am Südhang des An-Minh-Shan", sprudelte Bluff hervor. „Ein Erdbeben hat mich erwischt. Ich bin mit Mühe und Not selbst davongekommen, aber meinen Gleiter hat's erwischt.
    Ich wäre euch dankbar ..."
    „Na klar, wir holen dich!" fiel ihm Sante Kanube ins Wort. „Bleib an Ort und Stelle, dann haben wir's leichter. Erdbeben, sagst du?"
    „Ja! Und was für eines!"
    „Komisch", murmelte Kanube. „Hier in der Stadt haben wir nicht die geringste Erschütterung bemerkt."
     
    *
     
    „Das hier ist Payne Hamiller", sagte Jentho Kanthall und schob den ein wenig verwirrt blickenden jungen Mann durch die Tür.
    Walik Kauk und Bluff Pollard sahen auf. Hamiller trat unsicher auf den Tisch in der Mitte des Besprechungsraums zu, bedachte Kauk und den Jungen mit einem kurzen Kopfnicken und ließ sich in einen Sessel sinken. Die Tür schloß sich hinter Kanthall.
    „Hamiller ist einer von Roi Dantons Fachgrößen", erklärte er, während er sich ebenfalls einen Platz suchte.
    „Er interessiert sich für das Erdbeben, das Bluff erlebt hat."
    „Warum?" fragte Walik Kauk abrupt.
    Jentho Kanthall wollte antworten, aber Payne Hamiller, der bisher einen eher schüchternen Eindruck gemacht hatte, kam ihm zuvor.
    „Weil es kein

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