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085 - Von den Morlos gehetzt

085 - Von den Morlos gehetzt

Titel: 085 - Von den Morlos gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter T. Lawrence
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„W“ bildeten.
    Wie erstarrt saß er da, stierte die Wand an, in der sich nun in rascher Folge immer neue Buchstaben unter dem Licht der Lampe abzeichneten.
    Nach einer Weile bedeutete ihm das Wesen, die Lampe wieder zu senken. Es drehte sich um, stieß ein schrilles Fiepen aus und sah ihn an.
    „Das – ist doch nicht möglich!“ stammelte Ben. „Sie sind Dr. Warren?“
    Als das Wesen sich leicht verbeugte und zum zweiten Mal auf ihn zukam, bewegte er die Lampe nicht mehr.
     

     
    Als ich die Augen aufschlug, lag ich allein in einem kahlen Raum. Nicht weit von mir befand sich ein kreisrunder Ausgang, der, wie es mir schien, in einen kurzen Tunnel führte.
    Warum hatte man mich hierher geschleppt? Was, zum Teufel, wollten diese Bestien mit mir anfangen? Sollte ich hier warten, bis sich ein paar Träger für mich gefunden hatten, die mich dann zurück in die Halle schleppten?
    Ich richtete mich stöhnend auf. In meinem Kopf dröhnte es. Das Blut hämmerte. Raus hier! Nur dieser Gedanke beherrschte mich. Fort von hier, bevor sie dich ein zweites Mal kriegen und dann vollends erledigen. Vielleicht haben sie dich sogar für tot gehalten? Das wird deine Flucht nur erleichtern.
    Minuten später stand ich in einem schmalen Gang, der sich zur linken Seite hin endlos dahinzuziehen schien. Aber etwa hundert Meterrechts von mir sah ich einen fahlen, rötlichen Lichtschimmer. Der Haupteingang.
    Ich rannte los, ungeachtet meiner schmerzenden Glieder und dem Hämmern im Kopf. Ohne Zwischenfall erreichte ich den Hauptgang, orientierte mich kurz, und lief dann nach links weiter.
    Überall herrschte Stille. Nur einmal sah ich von weitem einen Zug der Wesen um eine Ecke biegen. Ich rannte um mein Leben. Die Schmerzen waren vergessen. Nur raus wollte ich, und dieser Wunsch verlieh mir Flügel.
     

     

Irgendwann endlich stand ich vor der riesigen, scheinbar endlos in die Höhe führenden Leiter. Ein seltsamer Drang überkam mich plötzlich, als ich über die ersten Sprossen nach oben kletterte. Hatte ich eigentlich in der Welt dort oben nach etwas verloren? Jetzt nach all diesem Entsetzlichen? Wo gehörte ich hin? Zu den Lebenden oder zu den Toten? Hatte mein Leben nicht seinen Sinn verloren seit Lauras Tod?
    Ich verwarf diesen Gedanken und kletterte weiter. Auch mein Leben würde wieder einen Sinn bekommen. Und wenn auch nur diesen, daß ich die Menschen, die glücklich waren, warnen konnte, damit sie ihr Glück nicht verloren, wie ich selbst.
    Sie sollten fern bleiben von dem Reich des Maleek. Kein Mensch durfte es je wieder betreten.
    Ein kühler Luftzug strich mir über das Gesicht, als ich den Tunneleingang erreichte. Weiter, Rob! Bald hast du es geschafft. Meter um Meter, dann stand ich vor der letzten hohen Leiter, die zur Gruft der Hexe Benneth führte – jenem armen Weib, das wie Laura oder die alte Frau im Kanal von einem fremden Wesen beherrscht worden war.
    Kälte schlug mir von oben entgegen. Die Luft, die ich zuvor als ekelhaft und modrig empfunden hatte, erschien mir nun klar und rein und sauber nach diesem entsetzlichen Gestank in den unteren Regionen. Sie machte mich benommen, ja ein wenig schläfrig. Das Klettern fiel mir schwer, mehrmals mußte ich eine Pause einlegen – dann war endlich die Gruft erreicht.
    Die Luke war noch offen. Ich kroch hinaus, trat über die herumliegenden, morschen Bretter. Neun Stufen noch, dann hatte mich die Welt wieder. Oder umgekehrt: ich hatte die Welt wieder. Und die Freiheit. Menschliche Nähe.
    Unbehaglich war mir dennoch zumute. Würden sie mich nicht wie ein Tier behandeln, wenn sie erfuhren, daß ich gegen die Wesen des Schattenreiches gekämpft hatte? Daß deren gelbes Blut über meine Hände gelaufen war, daß sie mich berührt und angefaßt hatten?
    Unsinn, Rob! Du fängst an, ein seltsamer Kauz zu werden. Weiter, du bist gleich am Ziel.
    Ich zog mich hinauf, kroch über den Rand des Fußbodens. Nichts hatte sich verändert. Die Marmorplatte lag noch so, wie wir sie verlassen hatten. Die Tür nach draußen war zugezogen.
    Drei Schritte – noch einen.
    Ich zog die Tür auf, trat ins Freie, sog gierig die reine Abendluft ein.
    Mein Gott, ich bin wieder da.
    Erde, ich hab dich wieder.
     

     
    Ben hatte geraume Zeit gebraucht, um diesen Schock zu überwinden.
    Und später, als er sich an die Gegenwart der häßlichen Gestalt, die einmal Dr. Warren gewesen war, gewöhnt hatte, da saßen sie wie in einem Kino nebeneinander. Dr. Warren hatte mit den Händen

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