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085 - Von den Morlos gehetzt

085 - Von den Morlos gehetzt

Titel: 085 - Von den Morlos gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter T. Lawrence
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Gesicht. Das Ende nahte.
    Ich spürte, wie meine Kraft erlahmte, trat und schlug in die wogende Masse über mir. Das Gewicht auf meiner Brust wurde jetzt unerträglich. Häßliche, verzerrte Fratzen drängten sich vor meinen Augen, und ich lag wehrlos unter ihnen, weil sie bereits auf Armen und Beinen und meinem Körper knieten. Gräßlicher Schmerz breitete sich in mir aus, erreichte aber schon Sekunden später das Stadium völliger Gefühllosigkeit. Kleine, schwammige Finger zerrten an meiner Zunge. Ich öffnete die Augen, spie in das aufgedunsene Gesicht, das dicht über mir schwebte.
    Sie hatten mich. Mich, den Eindringling. Mich, der eigentlich nie an ihre Existenz geglaubt hatte. Mich, der die Menschen warnen wollte.
    Das schrille Kreischen um mich herum machte einer angenehmen Stille Platz. Schwärze und Ruhe hüllten mich ein. Es war gut so.
    Traumlose Leere erlöste mich von ihrem Anblick.
     

     
    Ben hielt verkrampft die Lampe in der Hand, jeden Augenblick dazu bereit, den Lichtstrahl auf das Gesicht des Morlo fallen zu lassen.
    Das Wesen kroch herein, sah ihn an und richtete sich zögernd auf. Zum erstenmal konnte er ohne Hast ein solches Wesen näher in Augenschein nehmen. Die plumpe Häßlichkeit war erschreckend. Der dicke aufgedunsene Kopf schien direkt auf den runden Schultern zu sitzen, aus denen seitlich die Arme wie bleiche Würste herauswuchsen. Alles an ihnen war abnorm und häßlich.
    Still stand es ihm an der Kopfwand der Höhle gegenüber. Unter der blassen Haut schimmerten deutlich die gelblichen Aderstränge und dort, wo bei den Menschen die Schläfen waren, pulsierte das Blut dick und deutlich durch die Adern. Wie die Unruhe einer Uhr, dachte er, einem Brechreiz nahe. Einen Menschen würde der Anblick eines Morlos bei hellem Tageslicht um den Verstand bringen. Sie waren die Ausgeburt der Häßlichkeit!
    Als Ben in eine Ecke deutete, bewegte sich die Kreatur zögernd dorthin. Es verstand ihn also! Er schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter und fragte zögernd: „Kannst du mich verstehen?“
    Keine Reaktion. Er deutete mit den Fingern der freien Hand auf die Lippen, worauf der Morlo einen klagenden Ton ausstieß.
    Ben schwenkte langsam die Lampe auf das Wesen zu. Sofort stieß es einen hellen Fiepton aus, fuchtelte mit den Armen in der Luft herum und hielt sich schließlich die kleinen Händchen vor die Augen, als wolle es ihm zeigen, daß Licht für sie nicht verträglich sei.
    Ben war verblüfft über die Gestik der Morlo, die offensichtlich der der Menschen ähnelte. Er überlegte einen Moment, dann zeigte er mit den Fingern auf das kleine Geschöpf und anschließend auf sich selbst.
    Der Morlo verbeugte sich leicht, was wohl einem Nicken gleichkommen sollte.
    Er war also einmal ein Mensch gewesen, folgerte Ben zutiefst entsetzt. Wenn ich das richtig verstanden habe, will er mir sagen, daß er ein Mensch wie ich war.
    Ihm wurde übel bei dem Gedanken, der eigentlich jeder Logik entbehrte. Diese Kreatur hatte nichts Menschliches mehr an sich, wenn man von den entfernt ähnlichen Gliedmaßen absah. Nicht die schrecklichste menschliche Mutation konnte ein solches Aussehen erreichen.
    Das Wesen machte plötzlich einen Schritt auf ihn zu. Sofort riß er die Lampe herum, und der schrille Schrei des Morlo ertönte. Die Hände zuckten hoch, bedeckten die lidlosen Augen, und er wich wieder an die Wand zurück.
    Ben hielt erneut die Lampe nach unten, so daß nur noch ein matter Lichtschein das Gesicht seines Gegenübers erhellte. Langsam sanken die Arme herab, das Wesen sah ihn eine Weile an, dann drehte es ihm plötzlich den Rücken zu, hob seine Arme und machte sich mit der Hand an der Wand zu schaffen. Eine Zeitlang stand er so da, dann drehte er sich um und sah ihn wieder an.
    „Was soll das?“ flüsterte Ben, dem die Gegenwart der kleinen Gestalt an den Nerven zu zerren begann.
    Der Morlo deutete auf seine Lampe, drehte sich wieder um, stand still da. Ben begriff immer noch nicht, was sein Gegenüber ihm erklären wollte, aber er hob nun die Lampe zögernd an, bis der Lichtkegel voll auf den Rücken des Wesens zeigte. Die kleine Hand deutete auf eine bestimmte Stelle. Ben schluckte, ließ den Lichtkegel dorthin wandern.
    Dann passierte etwas Eigenartiges. Das Wesen trat unter den Lichtstrahl, hob die Arme und führte die kurzen, dicken Finger beider Hände zusammen. Ben glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als die Schatten der ausgestreckten Finger an der Wand ein verschwommenes

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