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085 - Von den Morlos gehetzt

085 - Von den Morlos gehetzt

Titel: 085 - Von den Morlos gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter T. Lawrence
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rechten Seite.“
    Sie gingen weiter, kämpften gegen den Wind an und umfaßten noch fester die Griffe ihrer Spaten. Irgendwo, weit in der Ferne, heulte schaurig ein Hund in der Nacht. Der Regen begann nachzulassen, aber die Nässe war längst bis zu ihrer Haut durchgedrungen.
    Als sie das Grab erreichten, sahen sie sich noch einmal prüfend nach allen Seiten um, dann knirschten die Spaten. Lange Zeit arbeiteten die Männer schweigend, hoben verbissen und mit gewandter Schnelligkeit immer mehr Erde aus, bis der Kleinere innehielt und fragte: „Sag mal, Harry, hast du diesen Fleming gekannt?“
    „Er wollte Lehrer werden“, sagte Harry, ohne seine emsige Wühlerei zu unterbrechen. „Ich glaube, er kommt aus Eastham, einem kleinen Nest an der Küste von Chester. Seine Eltern haben einen Laden dort.“
    „Es ist das erste Mal, daß ich so was mache.“
    „Für alles gibt’s ein erstes Mal, George. Auch für das Geld, das dir Doc Warren bezahlt, wenn wir ihm die Leiche bringen.“
    George wuchtete ächzend einen schweren Stein aus dem Grab, warf ihn auf den Hügel, wo er mit dumpfem Rollen auf der anderen Seite wieder hinabkollerte.
    „Die Toten soll man ruhen lassen“, meinte er und griff wieder nach dem Spaten. „Sie haben ihren Seelenfrieden verdient!“
    „Und die Wissenschaft?“ konterte Harry heftig. „Wo wären wir heute, wenn sich Männer wie Doc Warren mit den wenigen Leichen zufrieden geben müßten, die man ihnen von Amtswegen zubilligt? Wir schreiben das Jahr 1889, Georg, und immer noch wird die Wissenschaft geknebelt. Herr im Himmel, diesem Toten unter uns ist es doch völlig egal, ob er hier liegenbleibt, oder als Studienobjekt dient. Du mußt das Ziel im Auge behalten. Schließlich öffnen wir dieses Grab ja nicht, weil wir den Toten berauben wollen.“
    „Aber es ist Leichendiebstahl, und das wird verdammt hart bestraft. Ich hätte die Finger davon lassen sollen. Ich schwöre dir, Harry, für mich ist es das erste und letzte Mal!“
    „Schwör nur zu“, sagte Harry und grinste spöttisch. „Wenn du das Geld erst in der Hand hast und es dann wieder ausgegeben ist, wirst du deinen Schwur brechen. Ich glaube, jeder, der zum ersten Mal so was macht, schwört, daß es auch das letzte Mal sein wird. Und alle tun es schließlich doch wieder.“
    „Um der Wissenschaft einen Dienst zu erweisen!“ ergänzte George ironisch. „Nicht wahr, das wolltest du doch sagen?“
    Als Harry erneut den Spaten in den Boden stieß, war plötzlich ein dumpfes, hohles Geräusch zu vernehmen.
    „Ja, auch um der Wissenschaft einen Dienst zu erweisen“, bestätigte er. „Und, weil wir das Geld brauchen, wenn wir nicht an der dünnen Suppe eingehen wollen, die uns Tag für Tag auf den Mittagstisch gestellt wird. So“, sagte er dann. „es ist gleich soweit, George.“
    Mit den Händen fegten sie den letzten Schmutz vom Deckel des Sarges, der nun in seiner ganzen Länge unter ihnen im Grab stand. Es war eine billige Ausführung aus grobgezimmertem Kistenholz, schmutzig und von Nässe und Feuchtigkeit glitschig geworden.
    „London gehört morgen abend uns“, erklärte Harry und rieb sich erfreut die Hände. „Bill Fleming ist noch jung und liegt kaum eine Woche unter der Erde. Doktor Warren wird begeistert sein. Hast du den Sack bereitgelegt, George?“
    „Er ist oben, ich hab ihn über’s Kreuz gehängt.“
    „Gut, also los jetzt, damit wir’s hinter uns haben.“
    Der Mond verschwand für kurze Zeit hinter einer Wolke. Schwärze, nichts als modrig riechende Schwärze hüllte sie ein.
    Harry griff nach der Hacke, stieß sie mit Wucht in das spröde Holz und prüfte mit kräftigem Ruck am Stiel, ob sie auch fest im Deckel steckte.
    „Du steigst jetzt rauf, legst dich auf den Bauch und ziehst an der Hacke das vordere Ende hoch“, befahl er seinem Freund. „Ich seh´ zu, daß ich das Fußende loskriege.“
    Georg kletterte schweigend nach oben, griff nach dem Ende der Hacke, bekam es zu fassen und spannte seine Finger um den glatten Holzschaft.
    „Fertig“, flüsterte er, gegen das Grauen ankämpfend, das ihn plötzlich überflutete. „Ich schwör’s noch mal, Harry – ich werde mich nie mehr für so was hergeben.“
    Inzwischen war Harry durch das Dunkel nach hinten getappt. Gerade, als er sich bückte, um den Deckel in die Höhe zu zerren, kam der Mond wieder heraus und beschien die Szenerie.
    „Eins, zwei – drei!“ zählte Harry.
    Beide zogen gleichzeitig. Der Deckel löste sich mit

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