0850 - BARDIOC
lange nachgedacht habe", gestand Kemoauc. „Ich nehme an, daß die Unbekannten den Sinn des Universums darin sehen, daß es überall Leben trägt. Vielleicht handeln sie ihrerseits nur im Auftrag einer anderen Macht" Ganerc schüttelte ungläubig den Kopf. „Jenseits der Materiequellen befindet sich nichts mehr!"
„Wer will das wissen?" meinte Kemoauc. „Am Beginn unserer Existenz glaubten wir auch, das Universum ende jenseits unserer Burgen. Aber hinter jeder Tür, die wir aufgestoßen haben, befand sich ein neuer Raum, mit neuen Geheimnissen darin" Obwohl er einerseits froh darüber war, daß das Gespräch sich in für ihn unverfänglichen Bahnen bewegte, wünschte Bardioc, daß es bald vorüber sein würde.
Er dachte nicht gern über seine Herkunft nach. Sie lag - genau wie die der sechs anderen - völlig im dunkeln. Eines Tages waren sie sich alle sieben ihrer selbst bewußt geworden und hatten sich in ihren Burgen gefunden. Wenig später war zum erstenmal der RUF ertönt. Zum erstenmal waren die sieben riesigen Schiffe aufgebrochen, um Sporen zu transportieren,und zum erstenmal war dann in der zweiten Phase des Entwicklungsplans ein Schwarm konstruiert worden, der auf seiner langen Reise Intelligenz zu den entstehenden Völkern tragen sollte. Das alles hatte sich schon sehr oft abgespielt, und nun war nach einer längeren Pause, der RUF abermals ergangen. „Wir sind die sieben Mächtigen", erklärte Kemoauc. „Damit sollten wir zufrieden sein. Wir sind relativ unsterblich, und unsere Macht ist so groß, daß uns Sterbliche denen wir begegnen, für götterähnliche Wesen halten" Sein Blick fiel auf Partoc, und er entschuldigte sich sofort. „Es tut mir leid, Partoc", sagte er. „Ich wollte mit meinen Worten keine alten Wunden aufreißen" Partoc starrte auf den Boden und sagte nichts. „Trotzdem sollten jene, die unsere Schiffe beladen, uns nicht länger darüber im unklaren lassen, welcher Sinn hinter den sich stets wiederholenden Unternehmungen steckt", sagte Ariolc. „Vielleicht würden wir den Sinn überhaupt nicht verstehen", mischte sich Bardioc ein, denn er befürehtete, daß allzu langes Schweigen nur das Mißtrauen der anderen beflügeln würde.
Murcon sagte verbissen: „Manchmal komme ich mir vor wie der Teil einer gigantischen Maschinerie. Was wir tun, ist großartig, aber es verliert seinen Reiz, weil niemals etwas Neues geschieht. Ich gestehe daß ich es allmählich langweilig finde."
Diesmal wird etwas Neues geschehen! dachte Bardioc ironisch.
Der Gedanke, daß er eine lange Kette immer wiederkehrender Ereignisse unterbrechen würde, berauschte ihn. Er empfand sogar Triumph bei dem Gedanken, daß er es als einziger der sieben Mächtigen wagen wollte, den Auftrag zu ignorieren.
Eine Lichtkugel erschien über ihren Köpfen und machte dem Geräusch ein Ende. „Das ist Lorvorc!" stellte Kemoauc vor.
Die Kugel zerbarst. Der vierschrötig aussehende Lorvorc stand vor den anderen und sah sie mit deutlicher Abneigung an. „Bevor ich hierherkam, hatte ich eine negative Meditation", sagte er nachdem er Laire begrüßt hatte. „Ich sah deutlich vor mir, daß einer von uns zum Verräter wurde" Bardioc starrte den Ankömmling an. Ihm war, als schwanke der Boden unter seinen Füßen. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Er wollte sich herumdrehen und fliehen, aber er war nicht in der Lage, eine Bewegung zu machen. „Das war eine Vision", sagte Kemoauc ruhig. „Keine Tatsache. Jeder von uns erlebt das einma!"
„Eigentlich", fuhr Lorvorc unbeirrbar fort, „wollte ich nicht kommen, denn ich finde den Gedanken, Seite an Seite mit einem Verräter zu sitzen, unerträglich" Er weiß es nicht! dachte Bardioc mit unsäglicher Erleichterung. Er weiß es nicht, daß ich es bin. Trotzdem war die Situation für ihn gefährlich. „Was kannst du uns Konkretes sagen?" erkundigte sich Murcon. „Nichts", mußte Lorvorc zugeben „Aber wir sollten uns vorsehen und jedem von uns klarmachen, daß ihn eine schreckliche Strafe erwartet, wenn er uns verrät"
„Das ist nicht nötig", widersprach Kemoauc. „Wir haben unsere ungeschriebenen Gesetze, so daß jeder weiß, was auf ihn zukommt, wenn er nicht im Sinn unserer Auftraggeber handelt"
„Dann laßt uns beginnen", schlug Murcon vor.
Kemoauc wandte sich an Laire. „Öffne die Halle für uns", befahl er dem Roboter. „Wir wollen die Schiffe verteilen und die Koordinaten bekanntgeben" Dies war der entscheidende Augenblick! überlegte Bardioc. Noch war
Weitere Kostenlose Bücher