0852 - Insel zwischen den Sternen
können. Die Spur führt uns in Richtung ‚Blauauge’, also nehmen wir sie auch auf."
„Ich pflichte dir hundertprozentig bei, mein Freund, aber die Unruhe unter den Solgebo-renen beginnt mich nervös zu machen. Dabei tun wir doch nichts, was ihren eigenen Inte-ressen widerspräche."
„Ihnen geht es um das Prinzip, sonst um nichts", sagte Atlan ein wenig verbittert.
„Neue Generationen sind niemals zufrieden mit dem, was die vorherigen schufen. Sie wollen selbst entscheiden können, obwohl sie oft genug zu jung dazu sind. In unserem speziellen Fall fehlt ihnen einfach die Erfahrung."
Gucky materialisierte dicht neben dem Tisch und setzte sich.
„Ich habe eure geistreiche Unterhaltung mit Vergnügen verfolgt", gab er unumwunden zu und streifte den Bildschirm mit einem flüchtigen Blick. „Der reinste Sternenpudding, und dann noch blau!" Blitzschnell wechselte er das Thema. „Parantos schleppt seine Ideolo-gien sogar in die Sporthalle, um sie dort unterschwellig zu verbreiten. Er erhöht das künst-liche Schwerefeld auf zwei Gravos und behauptet, nur Solaner könnten unter solchen Be-dingungen die gleichen Leistungen erbringen wie die Terraner unter Erdbedingungen. Ich finde, das ist eine Unverschämtheit!"
Atlan lächelte nachsichtig.
„Beruhige dich, Kleiner. Er reagiert nur seine Komplexe ab."
„Soll er, wo er will, meinetwegen in seiner Kabine, wo er vor dem Spiegel Volksreden hält. Aber seine ständige Beeinflussung wird nicht ohne Wirkung bleiben. Setzt den Kerl doch einfach ab!"
„Er wurde mit Mehrheit zum Lehrer ernannt, und wir haben kein Recht, diese Entscheidung rückgängig zu machen", machte Atlan ihn aufmerksam. „Beobachte ihn weiter, Gucky, und verfolge nachts seine Gedankengänge, bevor er einschläft. Dann sind sie besonders intensiv - und ehrlich. Das ist eine uralte Erfahrung."
„Weiß ich selbst", muffelte Gucky, der sich nur ungern in dieser direkten Art belehren ließ. „Unser Katzer steckt übrigens in letzter Zeit viel mit Joscan Hellmut zusammen, der wiederum eng mit Parantos befreundet ist."
„Bjo Breiskoll?" wunderte sich Atlan. „Als Parascout hat er uns schon manchen guten Dienst erwiesen."
„Er ist ebenfalls Solaner", erinnerte Bully.
Balton Wyt kam herbeigeschlendert und nahm in einem der freien Sessel Platz. Langsam sagte er: „In der Orterzentrale scheinen sie etwas entdeckt zu haben, aber ich habe keine Ahnung, was es ist. Jedenfalls ist eine gewisse Aufregung festzustellen."
„Wenn es wichtig ist, erhalten wir die ersten Informationen direkt", beruhigte ihn Atlan.
Er deutete auf den Monitor unter dem Panoramaschirm. „Alles dunkel und keine Daten."
Falls die Fernortung wirklich ein Objekt aufgespürt hatte, so mußte es sich außerhalb der Galaxis „Blauauge" befinden, das war Atlan sofort klar. Entweder in Richtung Ganuhr oder - entgegengesetzt - in Richtung „Blauauge". Vielleicht aber auch in einem Winkel vertikal zu beiden Richtungen.
„Ich gehe nachschauen", erbot sich Balton Wyt und stand auf. „Sie geben eine Positivmeldung erst dann durch, wenn sie sicher sind."
Atlan sah ihm nach, bis er in der Orterzentrale verschwand.
Es konnte eine einzelne Sonne sein, die aus einer Galaxis herausgewandert war, oder ein Dunkelplanet. Vielleicht aber auch ein fremdes Raumschiff...
Jedenfalls würde das Objekt, was immer es auch sein mochte, von den augenblicklichen Problemen ablenken. Und wenn das Objekt gar eine Gefahr darstellte, konnte die Einheit der SOL-Besatzung wiederhergestellt werden - wenigstens für eine gewisse Zeit.
Eine Verschnaufpause also ...?
Atlan fuhr zusammen, als der Orterschirm-Monitor plötzlich hell wurde, dann wieder dunkel und mit der Galaxis „Blauauge" im Hintergrund. Sie verschwamm, als die Entfernungseinstellung verändert wurde. Dafür wurde ein Objekt sichtbar, das auf dem Panora-maschirm nicht zu sehen gewesen war.
Es sah aus wie eine riesige Schildkröte.
*
Ronald Hennes fühlte, daß er bald sterben würde, bei seinem Alter von hundertfünfzig Jahren nichts Außergewöhnliches. Sicher, er hätte gern noch ein paar Jahre gelebt, zumindest so lange, bis er wieder den festen Boden eines Planeten unter den Füßen gespürt hätte.
Aber nun lag er in der Krankenstation der SOL und wartete.
Manchmal besuchten ihn alte Freunde, die wie er noch auf der Erde geboren worden waren. Wenn sie bei ihm waren, fühlte er sich nicht mehr so einsam und verlassen wie sonst, wenn das Pflegepersonal sich um ihn
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