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0855 - Geisel der Finsternis

0855 - Geisel der Finsternis

Titel: 0855 - Geisel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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es so, als könne er doch noch von hier aus operieren, einen weiteren Willigen suchen, finden… und…
    Er machte sich schön. Sein gestriges Erscheinungsbild hatte ihm selbst außerordentlich gefallen. Warum also Neuland betreten?
    Drei Stunden später betrat Carmen Garcia Älcarez bereits die vierte Bar. Die drei Kneipen zuvor waren eine echte Enttäuschung gewesen. Junge Menschen - meist Pärchen. Oder eben ganz alte, die »Carmens« Gier einfach nicht ausreichend befriedigen konnten. Sie wollte sexuelle Stimulanz… und ein wenig Blut - warmes Blut, in dem noch das pralle Leben kochte.
    Hier, in diesem dämmrigen Schuppen, sah die Sache schon anders aus. Drei Männer - einer saß an einem Tisch in der Ecke, zwei standen an der Theke. Carmens Blick blieb an einem Burschen hängen, der in Leder gekleidet war; der Helm, den er neben sich auf einen Hocker gelegt hatte, zeigt deutlich an, dass es sich bei ihm um einen Motorradfreak handelte.
    Carmen lächelte vielsagend, als sie sich zwei Hocker freilassend in seine Nähe setzte. Ein Gespräch ergab sich beinahe von alleine, denn Carmen musste sich nur als motorradinteressiert zu erkennen geben - das reichte voll und ganz aus.
    Arm in Arm, laut lachend und außerordentlich gut gelaunt, verließen sie knapp 90 Minuten später die Bar. Er fuhr eine Harley Davidson - eine FLSTF Fatboy , ein wahres Prunkstück. Und natürlich hatte er einen zweiten Helm an Bord… für alle Fälle.
    Die falsche Carmen öffnete kurz darauf die Apartmenttür, fand im Dunkeln den Lichtschalter. »Komm, mach es dir schon mal bequem. Ich will mich nur ein wenig frisch machen. Bin gleich wieder da. Mach uns doch schon einen Drink, okay?«
    Im Bad kontrollierte sie ihr Make-up. Zwei so erfolgreiche Abende direkt hintereinander. Nicht übel, die Ausbeute. Vergnügt, erhitzt und blutdurstig kam sie zurück in den Wohnraum.
    Mitten in ihrer Bewegung erstarrte sie. Der Ledermann stand nach wie vor in voller Montur im Raum, den Helm unter den linken Arm geklemmt. In seiner rechten Hand hielt er eine eigenartig aussehende Schusswaffe - und deren Lauf zielte auf sie, auf den Gestaltenwandler.
    »Ende des Weges, würde ich sagen«, sagte er. »Du musst dich wirklich wie im Schlaraffenland gefühlt haben. Aber wenn es am schönsten ist…«
    Der Wandler geriet in Panik. Wer war denn dieser Kerl nur? »So leicht, wie du denkst, so leicht bekommst du mich sicher nicht.« Er veränderte sich, aus den schönen Frauenarmen wurden Tentakel mit gefährlich aussehenden Klauen, die schon Artimus van Zant zu spüren bekommen hatte.
    Mit einem wilden Schrei stürzte sich die Kreatur der Hölle auf ihren Widersacher.
    Es blitzte einmal kurz auf. Der Schrei verstummte… machte Raum für den Gestank nach verbranntem Fleisch. Es war wirklich schnell vorbei…
    Der Mann steckte den E-Blaster zurück in die Innentasche seiner Lederkombi. Dann setzte er sich in den Sessel, der direkt neben dem Telefon stand. Ruhig, als wäre nichts geschehen, wählte er eine Nummer. Am anderen Ende meldete sich die Polizei.
    »Ja, Robert Tendyke hier. Ich möchte ein wahrscheinliches Verbrechen melden. Ja, richtig - ein Mann ist verschwunden. Ich bin hier in seinem Apartment. Warten sie, ich gebe ihnen die Adresse durch.«
    Als das Gespräch beendet war, lehnte sich Robert Tendyke zufrieden zurück. Seine Beziehungen in diesem Staat würden ihm helfen, nicht in den Kreis der Verdächtigen zu geraten. Denn der Mieter dieses Apartment war tot, da war sich Tendyke sicher. Der Rest war Polizeisache.
    Draußen erklangen schon die Sirenen.
    Eine kleine Aktion nur , dachte er bei sich. Aber immerhin… ich habe es noch nicht verlernt, die verfluchte Höllenbrut aufzuspüren und zu besiegen.
    Das war immerhin ein erfolgreicher Anfang auf dem Weg zurück - fort vom Schreibtisch, hinein in den Kampf gegen die Finsternis.
    ***
    Die Nachbesprechung war beim Zamorra-Team eine Tradition, die sich bewährt hatte, denn nicht alle konnten bei einem gemeinsamen Einsatz auch komplett die gleichen Eindrücke und Erfahrungen sammeln. Erst recht dann nicht, wenn die Freunde voneinander getrennt wurden.
    Das mache also schon Sinn. Zusätzlich stärkte es die Gemeinschaft, trug zur Entspannung bei, brachte Raum für neue Ideen. Das war auch in diesem speziellen Fall nicht anders gewesen.
    Gewesen - denn nun war es still im Château.
    Ein Zustand, der Artimus van Zant sehr entgegen kam. Schlafen konnte er nicht in dieser sternenklaren Nacht. Niemand beobachtete

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