086 - Spukschloss im Mittelpunkt der Erde
Rand des runden Flecks . Fela wusste nicht, wie sie
dorthin zurückgekommen war. Sie wurde von den Menschen in Suboth freundlich aufgenommen und blieb bei ihnen. Sie schrieb wie in einem Rausch ihr
Tagebuch und stahl sich dann eines Nachts davon. Die letzten lesbaren Zeilen in
dem Tagebuch enthielten den Hinweis darauf, dass sie
das Geheimnis des runden Flecks lüften wolle. Sie beabsichtigte
herauszufinden, auf welche Weise sie zurück an Licht und Luft gekommen sei.
Aber Fela blieb verschwunden. Gerüchte
und Informationen fließen in Indien besonders langsam. Die Dörfer liegen oft
weit voneinander entfernt, und die Kommunikation zwischen den einzelnen Kasten
funktioniert schlecht. So dauerte es fast zwanzig Jahre, ehe das Tagebuch in
die Zivilisation geriet. Adida Modderjee hatte ihre Eindrücke bereits weitergegeben. An die PSA-Zentrale, die die
Informationen auswertete. X-RAY-1 hatte sich umgehend mit ihr in Verbindung
gesetzt. Felas Handschrift und der
erste gezielte Hinweis auf den runden Fleck enthielten eine Menge
Sprengstoff. Vielleicht war es nun möglich, das Verschwinden vieler Menschen zu
klären. Auf keinen Fall sollte Adida Modderjee sich allein in Gefahr begeben.
Der Fall erforderte Fingerspitzengefühl, und X-RAY-1 kündigte
einen Mitstreiter an, der zufällig in Neu-Delhi weile und bereits unterwegs
sei. Die Ankunft der Maschine aus Delhi würde gegen 21.30 Uhr erwartet.
Spätestens um 22 Uhr wollte Iwan Kunaritschew alias X-RAY-7 sich bei seiner
indischen Kollegin melden ....
Da hallte der Gong durch die Wohnung. Die Klingel wurde betätigt. Die
grazile Inderin lief leichtfüßig über die weichen, bunten Teppiche und
erkundigte sich über die Sprechanlage, wer Einlass begehre. »Ein alter Freund, Towarischtschka «, sagte
eine dunkle, markante Stimme. Adida betätigte den
Türsummer. X-GIRL-R wohnte in einem modernen Apartmenthaus in der Stadt, das
mit einem Aufzug ausgestattet war. Adida Modderjee öffnete schon weit die Tür, noch ehe der Lift in
ihrer Etage eintraf.
Der Aufzug hielt, die Tür schwang auf. Ein breitschultriger Mann
mit wildem rotem Haarschopf und einem nicht minder wilden roten Vollbart
durchquerte mit schnellen Schritten den langen Korridor. Iwan Kunaritschew trug
in der Rechten einen Bordcase, war salopp wie immer gekleidet, reichte seiner
charmanten exotischen Kollegin die Hand und hauchte einen Kuss auf den schmalen Handrücken.
Die Inderin lächelte amüsiert. »Das sind ja völlig neue
Umgangsformen, Iwan .«
»Man lernt eben immer dazu, Towarischtschka .
Larry meinte, dass man schöne Frauen mit einem Handkuss begrüßen sollte. Bei dir hab ich's ausprobiert. Er
ist gewissermaßen eine Entschuldigung dafür, dass ich
keine Blumen mitgebracht habe. Die Shops im Flughafen hatten geschlossen, und
die Blumen im Automat machten einen so desolaten Eindruck, dass ich gern darauf verzichtete. Morgen früh kommt dann ein besonders großer Strauß
nach .« Die Inderin drückte hinter ihm die Tür ins Schloss . Iwan legte ab. Sie kamen sofort auf das
Wesentliche zu sprechen. Wenn es X-RAY-1 darauf ankam, dass sich zwei Agenten seiner Organisation so schnell wie möglich zu treffen hatten,
um einen Gedankenaustausch vorzunehmen, hatte das schließlich seine Gründe.
Adida weihte X-RAY-7 in ihre Erkenntnisse ein. Bei Tagesanbruch wollten sie sich nach Suboth begeben und den berüchtigten runden Fleck selbst
in Augenschein nehmen. Doch es kam anders.
Das Telefon läutete. Adida lief in den
Korridor und hob nach dem dritten Rufzeichen ab. Sie meldete sich mit einem
leisen »Ja ?« . Am anderen Ende der Strippe antwortete
eine männliche Stimme. Ein Bekannter aus einer Zeitungsredaktion rief an. Adida lauschte, gab Iwan ein Handzeichen und schaltete dann
schnell den Zusatzlautsprecher ein, so dass der Russe
das Gespräch verfolgen konnte.
Der anrufende Journalist hatte eine Neuigkeit, die genau zu dem passte , worüber sie eben gesprochen hatten. Der Mann
berichtete von einem Landsmann namens Saibu . Dieser
hätte ihm einen Umschlag überreicht, der bei Vorliegen eines bestimmten
Ereignisses zu öffnen sei. Dieses Ereignis war eingetreten. Ein deutscher
Reiseschriftsteller, mit dem der Journalist bekannt war, sei während einer
Untersuchung des runden Flecks auf rätselhafte Weise verschwunden und
nicht mehr aufgetaucht.
»Wann war das ?« , fragte Adida schnell. »Vor dreieinhalb bis vier Stunden«,
erwiderte der Mann am Telefon.
»Und wann hast du's erfahren ?«
»Vor
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