0861 - Manege der Hölle
Ihr war übel.
Ein wenig benommen betrat die schöne Frau die kleine Boutique. Natürlich hatten ihr die Auslagen im Schaufenster gefallen, doch der Hauptgrund für ihr Eintreten war ein anderer - sie musste sich ganz einfach hinsetzen. Sicher würde dieses Schwindelgefühl dann gleich wieder verschwinden.
Im Stillen verfluchte sie die aufdringliche Verkäuferin in der Parfümerie, aus der sie gerade eben kam. Hier ein Pröbchen, dort ein Pröbchen. Welche Frau liebte es denn nicht, in neuen Düften zu schwelgen? Doch was zu viel war, das war zu viel.
Der Geruch des letzten Eau de Toilette hatte ihr den Rest gegeben. Eine mehr als seltsame Duftnote, doch über Geschmack sollte man bekanntlich nicht streiten. Wie die Mode, so wechselte auch die Duftbranche ständig ihre Richtung - da kam es dann auch schon einmal zu leichten Irrungen und Verwirrungen.
Als der Verkäufer in der Boutique sich nach ihrem Wohlbefinden erkundigte, und dabei mit Wasser, Kaffee oder etwas Härterem drohte, winkte sie nur ab. Ein paar Minuten der Ruhe, mehr wollte sie wirklich nicht.
Ausgerechnet heute war sie alleine zu einem ausgedehnten Einkaufsbummel aufgebrochen - ausgerechnet… Doch es war ja auch kaum zu erahnen gewesen, dass man sie mit Wohlgerüchen zu betäuben versuchte. Nein, sicher war das alles nur Zufall, keine Spur von Absicht. Sie schüttelte über sich selbst den Kopf.
Hinter jedem Zaun, jeder Plakatwand könnte der böse Feind lauern. Eine Art zu denken, die sich tief in ihr Bewusstsein eingeprägt hatte. War das ein Wunder? Sicher nicht, bei dem Leben, das sie führte.
Die Übelkeit wollte ganz einfach nicht verfliegen. Hinzu kam da dieses eigenartige Kribbeln, das sich in ihrem Nacken einnistete. Kein gutes Zeichen. Bis zu ihrem Wagen waren es drei oder vier Straßenzüge. Nein, diese Strecke wollte sie nicht riskieren. Möglichst unauffällig begann sie in der kleinen Handtasche umherzutasten. Das Handy war klein - so klein, dass es selbst in einem so kleinen Behältnis nicht so ohne Weiteres zu finden war.
Sie wollte die Pferde nicht scheu machen, ganz sicher nicht, doch besser einmal zu vorsichtig, als in eine heftige Falle zu laufen. Ihr Lebensgefährte würde hier mit einem breiten Grinsen erscheinen, und mit einem Spruch auf den Lippen, den sie sicher nicht unbedingt hören wollte. Doch es musste sein.
»Darf ich Ihnen behilflich sein?« Sie schrak auf, denn die Annäherung dieser Person hatte sie nicht einmal ansatzweise bemerkt. Kalter Schweiß stand nun auf ihrer Stirn, und dieser Geruch wollte sich nicht verflüchtigen.
Der Mann, der da vor ihr stand, war kein Prachtexemplar seiner Gattung. Man konnte seine ganze Figur im Grunde nur als verschroben bezeichnen; sein Gesicht wurde vom Schnauzbart und den unglaublich dichten Augenbrauen dominiert. Sein Lächeln gehörte zu der Sorte »süffisant«, war an Falschheit einfach nicht zu übertreffen.
Mit spitzen Fingern nahm er der Schönheit das Mobilfunkgerät aus der Hand. Sie ließ es geschehen, unfähig, sich dagegen zu wehren.
Nur beiläufig registrierte sie, wie der junge Verkäufer, der sie zuerst angesprochen hatte, die Vorhänge in Tür und Schaufenster zuzog, den Schlüssel zweimal nach rechts drehte.
Verdammt… ich kann mich nicht mehr bewegen… alles ist wie gelähmt. Ich muss…
»Verzeihen Sie mir die Banalität der nun folgenden Handlung meinerseits.« Der Kerl sprach gespreizt, schien jedes seiner Worte genau zu überdenken und regelrecht auszuwählen. »Ich schäme mich schon jetzt. So etwas tut ein Mann natürlich nicht… Aber bin ich ein Mensch? Muss ich mich deren Regeln denn wohl unterwerfen?« Für einen Moment ließ er diese Fragen in der Luft stehen. Dann jedoch beantwortete er sie selbst. »Nein, nein, und abermals ein Nein. Ich muss es nicht. Träumen sie wohl, schöne Dame.«
Entsetzt sah die Frau die Faust auf sich zurasen. Der Schlag war hart geführt.
Ehe sie auf dem Boden aufschlagen konnte, fing der Krummbeinige sie auf. Sein Schnauzer vibrierte vor Aufregung. Geschafft - und es war so einfach abgelaufen. Kaum zu glauben. Dabei hatte man ihm doch immer wieder berichtet, wie beinahe unmöglich es doch war, eine Gruppe bestimmter Menschen zu fangen, sie gar zu töten.
Das hätte er nun spielerisch tun können, denn die Frau lag betäubt in seinen Armen.
Töten? Aber niemals! Nicht jetzt… später, sicher. Jetzt allerdings war diese schöne Menschenfrau für ihn nichts weiter als seine Hauptattraktion.
Er freute
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