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0861 - Manege der Hölle

0861 - Manege der Hölle

Titel: 0861 - Manege der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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ein Dhyarra …, doch das konnte man miteinander nicht vergleichen, denn dieser Stein hier war matt, ganz sicher kein Kristall.
    Die Stimme der Löwin klang wieder auf, und erst jetzt bemerkte Nicole, dass die Raubkatze die Worte nicht mit ihrem Maul erzeugte, was wohl anatomisch überhaupt nicht möglich gewesen wäre - sie entstanden direkt in Nicoles Kopf. Telepathie? Zumindest eine Abart davon, denn gleichzeitig stieß die Löwin ein lang gezogenes Knurren aus. So verrückt das auch klingen mochte, so sehr war Nicole davon überzeugt, dass sie es hier mit der Übersetzung Löwe-Mensch - Mensch-Löwe zu tun hatte. Vielleicht war das die Funktion, die dieser Stein inne hatte? Ein Translator?
    »Wenn du mich also töten willst, dann bitte - ich werde mich nicht wehren. Dazu habe ich überhaupt nicht die Kraft. Den Willen erst recht nicht.«
    Nicole stand auf. Erstaunlich, wie gut sie auf diesen Pfoten laufen konnte. Sie musste nur darauf achten, die Krallen eingezogen zu halten. Ansonsten lief sie Gefahr, mit ihnen an Steinen im groben Sand des Bodens hängen zu bleiben und zu stolpern. Diesen Slapstick-Akt wollte sie tunlichst vermeiden. Sicher wurde sie beobachtet, das Kribbeln in ihrem Nacken war verräterisch. Auch der Raubtier-Kokon hinderte Nicoles Instinkte nicht daran, heftig anzuschlagen, wenn es notwendig war.
    »Warum sollte ich dich wohl töten? Sag mir lieber wo wir hier sind, was wir hier sollen? Und wer uns hier festhält.« Die Französin näherte sich der Löwin, doch der animalische Anteil ihrer Gesamtheit machte ihr dies nicht eben leicht. Löwe und Tiger - das passte nicht zusammen. Nicole unterdrückte diese instinkthafte Reaktion so gut sie es nur konnte. »Ich heiße Nicole. Wie ist dein Name?«
    Die Löwin war voller Misstrauen, doch auch sie kämpfte dieses Gefühl nieder. »Danajy. Ich weiß nicht, wo wir hier sind. Ich bin in diesem… Fell… erwacht. Irgendwer hat mich hierher verschleppt. Was wir hier sollen - wir, und all die anderen? Wie soll ich es dir nur beschreiben?«
    Danajy schien die richtigen Worte nicht finden zu können, doch da war plötzlich eine andere Stimme, die dies für die Löwenfrau übernahm. Eine reale Stimme, die von außerhalb des Käfigs zu ihnen drang.
    »Ihr seid ein Teil der größten Show, die es in den Schwefelklüften je gegeben hat.«
    Nicole fuhr herum. Der Mann stand unbeteiligt vor den Gitterstäben. Seine Erscheinung machte nicht eben viel her. Klein, dicklich und mit einer Knollennase gesegnet, dichten Augenbrauen und einer Halbglatze - sein Alter war nur schwerlich zu definieren, vielleicht irgendwo in den 60ern, doch in der Hölle war ein Lebensalter unwichtiger als der Dreck unter einer Dämonenkralle.
    »Im Grunde solltet ihr darauf stolz sein. Besonders aber du.« Er blickte Nicole bewundernd an. »Auf dich hat der Chef besonders großen Wert gelegt. Bist wohl die Hauptattraktion der ganzen Chose. Ich bin hier nur das Faktotum.«
    Nicole bemerkte, wie sich Danajy unwillkürlich zusammenrollte, als ginge sie in eine Abwehrhaltung. Sie kannte den Mann, kein Zweifel.
    »Sag deinem Chef, er soll sich gefälligst hier blicken lassen. Er könnte großen Ärger vermeiden, wenn er sich gütlich mit mir einigt.« Nicole riskierte viel, denn schließlich war sie momentan hilflos, wie sie es schon lange nicht mehr gewesen war. Doch Frechheit siegte… zumindest war das manchmal so.
    Nicht in diesem Fall.
    Nicole sah die mattblaue Kugel erst, als der Mann sie in ihre Richtung streckte. Eine Waffel Oder eine Kontrollgerät, passend zu dem blauen Stein im Halsband?
    Als die Kugel unvermittelt zu strahlen begann, stellte Nicole sich auf Schmerzen ein. Sie war zu weit gegangen… die Raubkatze wurde zur Räson gerufen.
    Der Schmerz aber blieb aus. Nur ein feines Kribbeln in ihrer Halsgegend war zu verspüren. Seltsames Kribbeln… die Tigerfrau ließ sich auf alle viere nieder, ihr Raubtierschädel zuckte unruhig hin und her.
    Feinde - überall Feinde. Dort der Mensch, hier… die Löwin. Sie gab sich unterlegen, demütig, doch ein Tiger ließ sich nicht in die Irre führen… Anschleichen, vorsichtig, Jagen! Töten! Es konnte keine zwei Räuberinnen hier geben. Nur sie war stark, gefährlich einfach unbesiegbar!
    Mit einem dumpfen Grollen stieß die Tigerin sieh geschmeidig vom Boden ab. Im Flug noch fuhr sie die tödlichen Krallen aus, die gleich die Löwin zerfetzen würden. Gnade gab es nicht, wenn Kampf das Einzige war, das man beherrschte, das man

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