0862 - Eiswind der Zeit
informieren, nehme ich an."
„Selbstverständlich. Ein vincranischer Lotse wird die HANZARO außerhalb der Provcon-Faust erwarten, um das Schiff sicher nach Gäa zu bringen. Du selbst wirst dich per Transmitter zum Mond begeben und dann auf die BASIS. Du kannst morgen zurück sein."
„Ob ich noch private Dinge zu erledigen habe, fragst du nicht?"
Tifflor schüttelte den Kopf.
„Nein, warum sollte ich? Hättest du Probleme in dieser Richtung, würdest du sie mir schon längst aufgetischt haben. Richtig?"
Adams erhob sich mit einem Seufzer.
„Richtig", gab er zu und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um. „Ich wollte ei-gentlich Harno schon lange einmal wiedersehen."
*
Kommandant Benjam hatte nie in seinem Leben einen Heiratsvertrag abgeschlossen und galt als unverbesserlicher Junggeselle. Praktisch war er mit seinem Schiff verheiratet, mit der HANZARO. Die ihm zustehende Kabine hatte er sich so wohnlich eingerichtet, daß er niemals Sehnsucht nach einem eigenen Heim verspürte.
Das genaue Gegenteil von ihm war Doc Hamilton. Als Chefmediziner der HANZARO genoß er gewisse Privilegien, die er weidlich auszunutzen verstand. Wenn der Raumer auf dem Raumhafen von Terrania stationiert war, konnte man sich glücklich schätzen, ihn im Schiff aufzutreiben. Zu seiner Entschuldigung muß jedoch hinzugefügt werden, daß er stets eine Kontaktadresse hinterließ, unter der er fast jederzeit zu erreichen war.
Zu erwähnen wäre in diesem Zusammenhang vielleicht auch noch der Chefastronaut Kon Takim, dessen Urahnen aus allen fünf Erdteilen stammen mochten. Er war es, der meist die Aufgabe des Piloten übernahm, wenn die HANZARO unterwegs war.
Zwischen den Sternen kannte er sich so gut aus wie Doc in den Kneipen von Terrania.
Benjam lag auf seinem Bett in der Kabine, als ihn der Einsatzbefehl erreichte. Ein Flug zur Provcon-Faust schmeckte ihm nicht sonderlich, denn er hatte dort die meiste Zeit sei-nes Lebens zugebracht.
Sem unbeteiligtes Gesicht gewann aber an Ausdruck, als er erfuhr, worum es ging und daß Homer G. Adams sie auf ihrem Flug begleiten würde.
Das Finanzgenie des alten Solaren Imperiums genoß einen legendären Ruf, wie nahezu alle Zellaktivatorträger.
Benjam ließ sich den Einsatzbefehl noch einmal vorspielen, um in Ruhe nachzudenken. Dann allerdings wurde er sehr lebendig und gab von der Kabine aus seine Anordnungen. Der Start war für den kommenden Tag vorgesehen, also blieb Zeit genug, die Besatzung zusammenzutrommeln. Jeder, der von Bord ging, hatte eine Kontaktadresse zu hinterlas-sen.
Kon Takim war im Schiff geblieben. Er suchte den Kommandanten auf, nachdem dieser ihn benachrichtigt hatte.
„Zur Provcon-Faust also", sagte der braunhäutige, schlanke Chefastronaut und nahm Platz. „Kein Problem, kennen wir ja fast auswendig. Hoffentlich erwartet uns ein Lotse."
„Dafür ist gesorgt", beruhigte ihn Benjam. „Schließlich handelt es sich um einen Spezial-einsatz, von Tifflor selbst befohlen. Wir sollen Harno holen."
Kon Takims Gesicht verriet plötzliches Interesse.
„Harno, diese geheimnisvolle Kugel, die ihre Größe nach Belieben verändern kann?
Auch soll die Oberfläche eine Art Bildschirm sein, auf dem selbst die entferntesten Dinge zu sehen sind ..."
„Entfernungen spielen für Harno keine Rolle", behauptete Benjam. „Um so verwunderli-cher ist es doch wohl, daß wir ihn mit einem Schiff abholen müssen. Warum kommt er nicht selbst?" Er schüttelte den Kopf.
„Dumme Frage, die ich da stelle. Wie sollen Sie das wissen ..."
„Zumindest weiß ich", sagte Kon Takim, „daß dieser Harno Energie tanken mußte, um überhaupt wieder aktiv werden zu können. Weiter kombiniere ich, daß etwas Wichtiges geschehen sein muß, daß er sich abholen läßt. Hätte die Angelegenheit Zeit, wäre er selbst gekommen."
„Richtig, richtig!" stimmte Benjam zu. „So wird es sein. Vielleicht kann uns unser Ehren-passagier Adams mehr darüber verraten, wenn er morgen an Bord kommt."
*
Doc Hamilton berichtete einer Gruppe ehemaliger Raumfahrer gerade über eine seiner zahllosen Rettungsaktionen, die er im Verlauf des Krieges gegen die Laren durchgeführt hatte. Die Zuhörer mußten den Eindruck bekommen, daß es ohne diese Aktion heute kei-ne Terraner mehr gäbe.
„Eine schreckliche Seuche, kann ich euch sagen. Natürlich war sie unbekannt, und es gab auch keine Medikamente dagegen. Die mußte ich erst entwickeln, dabei war es beinahe zu spät. Die armen
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