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0863 - Auf den Schwingen des Todes

0863 - Auf den Schwingen des Todes

Titel: 0863 - Auf den Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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steht.«
    »Handelt es sich bei dem angesprochenen Druckwerk vielleicht um mein Scheckbuch?«, grinste Zamorra.
    »In der Tat, mein Herzallerliebster«, flötete Nicole und drückte ihm einen derart heißen Kuss auf die Lippen, dass es keiner wie auch immer gearteten Textilien mehr bedurfte, um ihn umgehend in Wallung zu bringen. »Und weißt du, was das Beste daran ist?«
    »Nein, was denn?«
    »Dein Scheckbuch hat keine sieben Siegel.«
    Zamorra senkte schuldbewusst den Blick. Seine gute Laune hatte sich soeben verflüchtigt. »In der Tat, Nici«, gab er leise zurück. »Von Büchern habe ich erstmal die Nase voll.«
    ***
    Northeast Bronx, New York
    »Iii, Reggie, auch schon da?« Die derbe Cynthia Coffman nahm einen kräftigen Schluck aus der Whiskyflasche, rülpste ungeniert und löste sich dann geschmeidig von der zerbeulten Mülltonne, an der sie lehnte. Sie drückte ihrem Nebenmann die Flasche in die Hand und schwänzelte auf den Mann zu, der soeben den schmutzigen, einer Müllkippe ähnelnden Hinterhof in der Northeast Bronx betrat. Eine Kippe klemmte lässig zwischen seinen Lippen, während er sich mit hoch erhobenem Kopf umsah. Cynthia achtete darauf, dass der Inhalt ihres ohnehin schon offenherzigen Ausschnitts dem jungen Latino förmlich entgegensprang.
    Ein paar andere lachten.
    »He, Reggie, ich glaube, unsere schwarze Kampfgiraffe will sich heute Nacht gewaltig von dir durchziehen lassen. Dass du dich daran bloß nicht verschluckst«, grölte Gangboss Mescalito Echavez, ein kräftiger, brutaler Typ mit schulterlangen, braunen Haaren und einem kurz geschnittenen Vollbart. Er demonstrierte an seiner Freundin Shanna Rohbock, welche Details er dabei im Auge hatte.
    »Lass das«, fauchte sie und rammte Mescalito den Ellbogen in die Rippen. Pfeifend stieß er die Luft aus und sah Shanna dafür noch bewundernd an.
    Niemand anders als die rassige Neunzehnjährige mit der streichholzkurzen neongrünen Frisur, dem schneeweißen Gesicht und den schwarz umrandeten Augen hätte so mit dem Boss der momentan brutalsten Gang in der Bronx umgehen dürfen. »Club der toten Bullen« war nicht nur ein Name, er war Programm. Mindestens drei tote Cops gingen auf das Konto der Gang.
    Bei Reggie Morales handelte es sich um einen groß gewachsenen, sehnigen Schnurrbartträger mit olivfarbener Haut, der wie die anderen Anwesenden auch eine ärmellose Jeansweste trug. Auf deren Rückseite war das Foto eines erschossen daliegenden Cops, unter dem das Blut hervorlief, aufgedruckt. Morales lachte schrill, knetete ungeniert an Cynthia herum, die sich erst für ihn interessierte, seit er zum stellvertretenden Boss aufgestiegen war und stieß sie dann von sich. »Musst noch etwas warten, Baby«, sagte er. »Für heute Nacht habe ich etwas wesentlich Besseres aufgerissen.«
    Cynthia versteifte. »Eine Bessere als mich bekommst du nicht, Reggie«, erwiderte sie und fuhr sich dabei lockend mit der Zungenspitze über die Lippen. »Ich mache alles, was du willst. Du musst es nur ausprobieren. Gehört alles dir.«
    »Mensch, ich red' doch nicht von 'ner Schlampe. Da hast du was völlig missverstanden, Baby.«
    Die sieben Männer und fünf Frauen im Hof waren nun ganz Ohr. Sie starrten Reggie gespannt an, während sie die Flaschen kreisen ließen.
    »Los, sag schon, was hast du für uns«, drängte Shanna Rohbock und trat zwei Schritte vor. Sie scheuchte dabei eine Ratte auf, die unter ein paar verrosteten Baugittern hervorhuschte und quer über den Hof auf einen dunklen Hauseingang zurannte. Mescalito Echavez zog blitzschnell seine Glock aus dem Gürtel, verfolgte mit dem Lauf den Weg des Tieres und drückte zwei Mal ab. Bauschutt spritzte hoch. Die erste Kugel sirrte als Querschläger durch den Hof und schlug in eine der mit obszönen Graffiti-Schmierereien besudelten Hausruinen, die aussahen, als seien sie aus der Luft bombardiert worden. Der zweite Schuss traf. Er zerriss den Nager förmlich. Das Tier starb ohne einen Laut.
    Die Gangmitglieder applaudierten stürmisch.
    »Na also«, sagte Echavez grinsend. »Ich bin gut in Form. Habe mir vorgestellt, dass das Vieh da ein Cop ist. Da kann ich gar nicht danebenschießen.«
    Darüber, dass jemand den Schuss hören könnte, machte sich keines der Gangmitglieder Sorgen. In dieser Gegend wohnten ausschließlich Ratten, egal, ob sie nun auf zwei oder auf vier Beinen gingen. Obwohl die Bronx seit einigen Jahren wieder aufgebaut wurde, erinnerten noch viele Straßenzüge mit trostlosen,

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