0863 - Auf den Schwingen des Todes
andere Dimension verbannte.«
Father Rempel schüttelte den Kopf. »Mein Gott, ich rede über diese Dinge, als seien sie schon immer Teil meines Lebens gewesen.«
»Man gewöhnt sich an alles«, erwiderte der Meister des Übersinnlichen. »Aber ich verstehe die Sache nun besser: Die schwarzmagische Aura Wingharts hat die weißmagischen Bannzeichen am Dunklen Altar, die irgendwie auch noch in unserer Welt verankert waren, geschwächt. Dadurch schaffte es die Schutzengelkirche, wenigstens zeitweise wieder zu materialisieren.«
»Richtig, Professor. Zwar konnten die Bannzeichen sie wieder zurückdrängen, doch sie wurden und werden langsam schwächer, je länger Wingharts Aura auf sie einwirkt. Bald werden sie ganz verschwunden sein, und die Schutzengelkirche steht wieder da, wo sie sich einst befand.«
»Das werden wir zu verhindern wissen, Father«, sagte Nicole. »Aber wieso hat Eisenpreis dann Sie übernommen?«
»Nun, Miss Duval, Sie werden es nicht glauben, aber Eisenpreis hatte Angst vor diesen… diesen Gargoyles. Er hatte sie einst beschworen und in seine Dienste gezwungen, um mit ihrer Hilfe zum Dämon werden zu können. Als O'Brien den weißmagischen Zauber am Dunklen Altar wirkte, spürten die Gargoyles, dass etwas nicht stimmte. Doch Eisenpreis hörte nicht auf sie. Als die Schutzengelkirche dann in die andere Dimension stürzte, machten die Gargoyles den Schwarzmagier für das Unglück verantwortlich. Sicher nicht ganz zu Unrecht übrigens. Sie begannen ihren Meister zu hassen und wollten ihn töten, weil sie sich nicht mehr an ihren Schwur gebunden fühlten. Tatsächlich war es so, dass sich die Machtstrukturen des Paktes langsam aufzulösen begannen. Das bewirkten O'Briens weißmagische Bannzeichen, sozusagen als Nebeneffekt. Anfänglich konnte sich Eisenpreis durch seinen Stab und durch den Verbotenen Bereich unter der Kirche schützen, der die Gargoyles bei Betreten sofort getötet hätte. Um die Dämonen ständig im Auge zu haben, auch wenn er sich in der verbotenen Zone aufhielt, schuf Eisenpreis heimlich einen Wächter, von dem die Gargoyles nichts wussten: Er ließ einen Teil seines Geistes in sein Porträtbild bei den Beichtstühlen fließen und konnte so ständig den Kirchenraum überwachen.«
»Hm. Jetzt verstehe ich. So konnte ich natürlich mit ihm in Kontakt kommen«, stellte Nicole fest.
»Ja. Aber die weiße Magie ließ Eisenpreis' Zauber immer schwächer werden, er wusste, dass ihn die Gargoyles irgendwann bekommen würden. Er hätte sich gerne gewehrt, aber der besondere Wortlaut des Paktes machte es ihm unmöglich, die Geister, die er gerufen hatte, zu töten, während dies, wie gesagt, umgekehrt schon möglich war. Als die Schutzengelkirche zum ersten Mal in die Welt zurückfiel, kam ich unglücklicherweise dazu und wurde von den Gargoyles bedroht. In diesem Moment fuhr Eisenpreis' Geist in mich und übernahm meinen Körper. Nur so gelang es mir, oder besser ihm, mein verlorenes Kreuz zu finden und aufzuheben. Damit konnte ich dann die Gargoyles zumindest auf Distanz halten.«
»Nachtigall, ick hör dir trapsen«, sagte Nicole. »Mir kommt da soeben ein ganz übler Gedanke. Als Sie uns kontaktierten, Father, saß bereits Eisenpreis in Ihnen. Das heißt, dass er uns eigentlich rief. Lassen Sie mich raten: In Ihren Erinnerungen stieß er auf den Dämonenjäger Zamorra und erkannte, dass da einer war, der die Drecksarbeit für ihn erledigen konnte. Kr rief uns hierher, damit wir für ihn die Gargoyles erledigen.«
»Sie haben einen wirklich scharfen Verstand, Miss Duval. Kompliment. Genau so verhielt es sich. Eisenpreis sorgte dafür, dass Sie auf die richtige Spur kamen. So ließ er mich nächtens das uralte Buch mit den handschriftlichen Planungsskizzen über den Kirchenbau ausgraben, das er einst im Keller seines Wohnhauses versteckt hatte und das noch immer vorhanden war. Dieses Buch, in das ich den Namen Solomon Winghart hineinkritzelte, nahm ich dann heimlich mit in die Wohnung von Max Cesar Curtis und machte Sie glauben, es dort gefunden zu haben. Aber ich rede immer von mir, dabei war es Eisenpreis, der mich dafür missbrauchte.«
»Wissen wir doch, Father. Aber was ist nun mit dem Leichenwagen?«
»Sie ahnen es nicht, Professor? Der Leichenwagen gehörte Solomon Winghart. Er hatte ihn in einer alten Fabrikhalle in der Bronx abgestellt, um in ihm seine furchtbaren Rituale durchzuführen. Der Mann war nicht nur extrem pervers, sondern auch ein Mörder. Bei der Mumie im
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