0864 - Demeters Flucht
ausgerechnet Demeter gewesen sein? Wir wissen doch, daß Boyt Margor sie sich geschnappt hat."
„Es war Demeter", sagte Vapido überzeugt. „Die Tatsache, daß ein simpler Hosendiebstahl in den Lokalnachrichten von Athen erwähnt wird, zeigt, wie ungewöhnlich so etwas ist. Derartige Verbrechen kommen in unserer Zeit nicht mehr vor, weil sich jeder Bedürftige bei den öffentlichen Versorgungsanstalten eine Übergangskleidung abholen kann. Ein Hosendiebstahl ist so grotesk, daß er entweder nur von einem Geistesgestörten oder von einem Außerirdischen verübt werden kann, der nichts von dem Leben in unserer Gesellschaft weiß."
„Wir werden bald wissen, was da wirklich los war", sagte Howatzer.
„Es ist eine Tatsache, daß Demeter Margor entkommen ist", faßte Vapido zusammen. „Also sind nicht nur wir hinter ihr her. Er ist es auch. Und das macht die Sache für uns gefährlich."
„Aber auch interessant, denn wir wollen nicht Demeter, sondern Margor", entgegnete Eawy. „Er wird uns ins Messer laufen."
„Wenn ich nur wüßte, wo Demeter jetzt ist", sagte Howatzer. „Wir müssen sie auf jeden Fall vor Margor erwischen, denn dann brauchen wir nur noch auf ihn zu warten."
*
Demeter staunte, als sie die Wolkenkratzer von New York sah. Diese Gebäude übertrafen alles, was sie in Taschkent und Athen gesehen hatte. Zugleich kamen sie ihr irgendwie bekannt vor. Sie versuchte, sich zu erinnern, doch die Bilder einer anderen Stadt, die sie an anderer Stelle und in einer anderen Zeit gesehen zu haben glaubte, blieb im dunkeln.
Demeter fragte sich, wann der Mann, der den Flug bezahlte, merkte, worauf er sich eingelassen hatte, und was er dann tun würde. Würde er die Maschine zurückrufen? Hatte sie noch Zeit, bis sie in der Stadt vor ihr gelandet war? Und was würde dann geschehen? Begannen dann die Schwierigkeiten nicht von neuem? Sie benötigte andere Kleider, und sie litt unter bohrendem Hunger und Durst. Sie hatte die Flugkabine bereits untersucht, aber nichts gefunden, was sie hätte essen oder trinken können.
Während die Maschine mehr und mehr an Höhe verlor, bemerkte Demeter ein Schiff, das parallel zur Küste fuhr. Es schleppte ein Netz hinter sich her. Deutlich waren die Markierungsbojen auf dem dunkelblauen Wasser zu erkennen.
Demeter erkannte, was zu tun war.
Sie schaltete den Autopiloten aus und die Manuellsteuerung ein. Dann ließ sie den Gleiter steil abfallen und zog ihn in eine weite Kurve. Dabei ließ sie ihn schwanken, beschleunigte hin und wieder voll, um dann wieder zu verzögern. Sie hoffte, damit den Eindruck zu erwecken, daß die Maschine beschädigt war.
Sie näherte sich dem Schiff bis auf etwa fünfhundert Meter, dann öffnete sie die Seitentür und sprang aus etwa sechs Metern Höhe ins Wasser. Der Gleiter flog weiter. Die positronischen Sicherheitseinrichtungen schalteten auf Automatik um, so daß die Maschine Höhe und Geschwindigkeit beibehielt. Sie entfernte sich rasch in nördlicher Richtung.
Demeter war entsetzt über das eiskalte Wasser. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie merkte schon nach wenigen Schwimmzügen, daß sich ihre Muskeln verhärteten.
Hatte man sie auf dem Schiff überhaupt bemerkt?
Fast schien es so, als habe niemand sie gesehen, doch dann wurde das Schiff langsamer. Ein Gleiter stieg vom Heck auf und schoß auf sie zu. Das Schiff wurde wieder schneller, da es das Schleppnetz mit den Fangeinrichtungen straff halten mußte.
Demeter winkte dem Piloten des Gleiters zu. Sie konnte sich kaum noch über Wasser halten.
Der Gleiterpilot entdeckte sie und führte die Maschine an sie heran. Er ging so tief herunter, daß die Wellen gegen den Rumpf des Gleiters schlugen. Dann beugte er sich weit aus der offenen Tür, packte eine Hand Demeters und zog die schöne Frau aus dem eiskalten Wasser.
Verblüfft blickte er sie an, als sie neben ihm saß.
„Von welcher verrückten Party kommen Sie denn?" fragte er, während er zum Schiff zurückflog.
Sie versuchte zu sprechen, aber sie schaffte es nicht. Sie zitterte am ganzen Körper vor Kälte und war einer Ohnmacht nahe. Sie kam erst wieder voll zu sich, als man sie aus dem Gleiter geholt und zwei Frauen übergeben hatte, die sie auszogen, abtrockneten und in eine wärmende Kombination steckten. Sie verabreichten ihr Rum. Demeter glaubte zunächst, daran zu ersticken, als sie ihn getrunken hatte, doch dann fühlte sie, wie er die Kälte vertrieb.
„Danke", sagte sie stammelnd. „Vielen Dank."
Die
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