0864 - Demeters Flucht
Schritten, daß sie sie nicht einholen konnten, und blieben stehen.
Demeter flüchtete bis zur nächsten abbiegenden Straße. Dann blickte sie zurück. Erleichtert stellte sie fest, daß sie in vorläufiger Sicherheit war.
Nun war ihr deutlicher denn je zuvor bewußt, wie wichtig es war, daß sie andere Kleidung bekam", damit sie sich unauffällig in der Öffentlichkeit bewegen konnte.
Als sie weiterging, kam sie an einem Haus vorbei, bei dem Fensterläden und Türen geöffnet waren. Sie betrat das Haus und kam in einen Raum, der voller Kisten stand. Einige von ihnen waren bereits entleert worden, andere waren noch geschlossen. Sie sah allerlei Gegenstände herumstehen, mit denen sie nichts anzufangen wußte. Auf einer der Kisten lagen Kleider. Demeter ging zu ihnen hin und prüfte sie. Es waren Hemden, Blusen, Jacken und Hosen. Alle waren ihr zu groß. Sie griff sich eine Hose und streifte sie sich über, um wenigstens ihre Beine zu bedecken. Sie schlug die Hosenbeine einige Male um, weil sie zu lang waren.
Plötzlich hörte sie eine Stimme.
Eine hochgewachsene, schwarzhaarige Frau kam durch eine Tür herein. Demeter lächelte freundlich. Sie ließ sich nicht stören. In aller Ruhe griff sie nach einer farbenprächtigen Bluse.
Die schwarzhaarige Frau fuhr mit wütenden Worten auf sie zu und riß ihr die Bluse aus der Hand. Als sie nach der Hose greifen wollte, die Demeter angezogen hatte, fuhr die Extraterrestrierin zurück. Sie schlug die ausgestreckte Hand zur Seite. Erst jetzt wurde sie sich dessen bewußt, daß die Kleider ebenso wie der Gleiter, den sie genutzt hatte, Eigentum waren und daß Eigentum verteidigt wurde. Sie selbst schien ein völlig anderes Verhältnis zu Eigentum zu haben. Sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Die Frau, der die Kleider gehörten, schrie, wobei sie den Kopf zur Seite drehte. Demeter erkannte, daß sie jemanden zur Hilfe rief. Sie hielt die Hose mit einer Hand fest, stürzte sich auf die Frau, stieß sie mit der anderen zur Seite und flüchtete auf die Straße hinaus.
Die Frau rannte hinter ihr her und schrie aus Leibeskräften. Demeter bemerkte, daß sich Türen und Fenster öffneten. Neugierige blickten auf sie herab, während sie zum Gleiterparkplatz lief.
Sie schalt sich eine Närrin, weil sie so viel Aufsehen erregt hatte. Gerade das hatte sie vermeiden wollen.
Sie machte sich Vorwürfe, weil sie zu wenig über sich und über das, was sie tun mußte, nachgedacht hatte.
Sie flüchtete zu einem Gleiter, riß die Tür auf, sprang hinein und startete, nachdem sie in aller Eile eine Kombination eingetippt hatte. Die Maschine stieg steil auf und flog auf das Meer hinaus. Kaum hatte sie die Stadt verlassen, als der Videoschirm aufleuchtete und das Bild einer Karte darauf erschien. Demeter erinnerte sich daran, daß sie eine solche Karte bei Boyt Margor gesehen hatte. Sie hatte in einem Schlitz am Armaturenbrett gesteckt.
Demeter erkannte die Zusammenhänge. Sie benötigte eine solche Karte. Damit konnte sie Eigentum erwerben und sich Dienstleistungen kaufen.
Der Gleiter flog in weitem Bogen zur Stadt zurück. Demeter tippte verzweifelt Zahlenkombinationen in den Kursrechner, doch ohne jeden Erfolg. Die Maschine landete auf einem Platz an der Küste. Ratlos blieb Demeter in der Kabine sitzen. Sie wußte nicht, was sie tun sollte.
Das Videogerät lief weiter. Die Bilder einer Informations-Show weckten Demeters Interesse. Sie beschloß, die gültige Sprache konzentriert zu studieren, um sich verständlich machen zu können. Dazu benötigte sie nicht viel Zeit. Einiges hatte sie bereits auf dem Flug von Taschkent bis hierher erfaßt. Darauf baute sie nun auf. Allmählich wurde es dunkel. Demeter verspürte keinen Hunger. Sie lernte mit ganzer Kraft, und sie begriff schnell.
Sie merkte nicht, wie die Zeit verging. Die Nacht brach herein und ging vorüber, ohne daß sie jemand störte. Das Videoprogramm lief pausenlos weiter. Es war interessant und informierte Demeter über alle Lebensbereiche. So erfuhr sie in wenigen Stunden mehr über die Erde, die Liga Freier Terraner und über die Menschen, die aus allen Teilen der Galaxis zur Erde zurückkehrten, als Boyt Margor oder irgend jemand anderes ihr hätte erzählen können.
Als der neue Tag anbrach, verstand Demeter fast jedes Wort. Sie versuchte, mitzusprechen, um sich an die neue Sprache zu gewöhnen, aber das gelang ihr noch nicht so gut. Es genügte ihr jedoch vorerst, daß sie nun zumindest jeden verstehen
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