0873 - Mond der Magie
Praetor fiel um, als hätte ihn eine Axt gefällt.
Achtlos warf Vinca seine-Waffe fort. Sie war nun leer - völlig wirkungslos und rein überflüssiger Ballast. Der Paromer stürmte aus dem Haus, gefolgt von Artimus. Das war exakt der Augenblick, in dem unweit von ihnen die Feuerlanze in den Himmel jagte.
Freund und Feind sahen sie… und keiner von ihnen wusste, zu welcher Seite das Pendel nun ausgeschlagen hatte.
***
Zamorra roch das Feuer, ehe er den Rauch sah.
Es war ein beißender Gestank, der ihm entgegenschlug. Beißend… wie Säure, die erhitzt wurde. Der Schacht war glücklicherweise gut begehbar, denn der Rauch wurde in Sekunden enorm dicht. Den Schatten, der ihm dort entgegen torkelte, hätte der Parapsychologe dennoch beinahe zu spät entdeckt. Nur knapp konnte er ausweichen, denn die Person, die hustend den Weg nach oben suchte, nahm ihn erst wahr, als er sie an der Schulter festhielt. Zamorras Augen weiteten sich, als er das Gesicht der jungen Frau betrachtete. Damals, als er in einer Bewusstseinsverschmelzung mit Laertes Uskugens Vergangenheit erlebt hatte, war ihm diese Frau begegnet. Es gab keinen Zweifel - das war Laertes' Frau, auch wenn das doch im Grunde nicht möglich war. Zamorra hielt sich nicht mit Fragen oder Vorreden auf.
»Wo ist Laertes? Schnell, sag es mir.«
Die Frau wurde vom Husten geschüttelt. Sicher hatte sie sich eine Rauchvergiftung eingefangen. Ihre Hand wies nach hinten. »Dort… er hat die Wurzel vernichtet. Das Feuer wird ihn töten. Bitte, hilf ihm!«
Zamorra nickte. »Lauf weiter. Bring dich in Sicherheit. Ich hole Dalius.«
Der Professor kümmerte sich nicht weiter um die Frau. Er fühlte, wie seine Atemwege durch den Rauch in Mitleidenschaft gezogen wurden. Es half nichts. Er unterdrückte den Hustenreiz und rannte weiter in die Tiefe. Die Sicht wurde mit jedem zurückgelegten Meter schlechter.
Ein Königreich für eine starke Handlampe! Und einen Ventilator…
Er verdrängte diese dummen Gedanken rasch wieder. Es war wie es war - und so musste er es nehmen. Wenige Meter weiter musste er stehen bleiben, denn seine Lungen brannten plötzlich wie Feuer. Er hatte nicht einmal die Kraft, nach dem Vampir zu rufen.
Doch das musste er auch nicht, denn als Zamorra stolpernd und hustend einen Fuß vor den anderen setzte, da wäre er beinahe über Dalius Laertes gestolpert.
Der Uskuge war bei Besinnung - erst recht, nachdem Zamorra ihm ein paar kräftige Ohrfeigen versetzt hatte.
Laertes stieß Zamorra von sich, der ihm auf die Beine geholfen hatte.
»Nette Begrüßung. Wo ist Mojica?«
Zamorra wusste, wen Dalius meinte. Also hatte er nicht halluziniert… das war Laertes' Frau gewesen. Der winkte ab, als er in das Gesicht des Franzosen blickte. »Das erkläre ich dir alles, wenn wir hier heil herausgekommen sind. Der ätzende Gestank - das muss die Flüssigkeit in den Wurzelsträngen sein. Ich habe die Befürchtung…«
Er ließ den Satz unvollendet. Zamorra hatte auch so verstanden. Pflanzensaft stand nicht in dem Ruf, explosive Eigenschaften zu besitzen. Zumindest war den Parapsychologen da nichts bekannt. Doch dies war ja auch keine normale Wurzel.
»Sie ist vernichtet.« Laertes blickte nach hinten. »Die Wurzel existiert nicht mehr. Uskugen ist frei.«
Zamorra brannten die Fragen auf der Zunge, doch er hielt sie zurück.
»Dann ist der Magieblock verschwunden?« Merlins Stern hatte zumindest noch keine Reaktion gezeigt.
Der Uskuge stand nun schon sicherer auf seinen Beinen. »Er schwindet, aber zu einem Sprung hat es bei mir noch nicht gereicht. Los, wir müssen hier verschwinden.«
Ein böses Zischen drang an die Ohren der beiden Männer. Ohne weiter zu zögern rannten sie los. Rauch und Hustenanfälle machten ihnen die Flucht nicht eben leichter, doch das Geräusch aus der Tiefe trieb sie an.
Es war eine großartige Motivation, um die Schmerzen in den Lungen ganz einfach zu ignorieren.
***
»Verdammt! Zamorra… Dalius…«
Van Zant konnte den Blick einfach nicht von der Feuersäule abwenden. Er hatte keine Idee, was dort geschehen war, doch die Explosion, die diese Flammenlanze bis hinauf in den Himmel über der weißen Stadt gejagt hatte, konnte einfach niemand überlebt haben, der sich unter der Oberfläche aufhielt.
Aus den Mündern der fünf Praetoren kamen Entsetzensschreie. Zweifellos war die Wurzel vernichtet worden. Die Kreaturen schienen es körperlich zu spüren. Ihre Opfer, die sie noch vor Sekunden mit aller Kraft zu töten versucht
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