Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0882 - Der Sonnen-Dämon

0882 - Der Sonnen-Dämon

Titel: 0882 - Der Sonnen-Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Grenze. Hier existierte die Schwelle, die auf keinen Fäll überschritten werden durfte. Und obwohl ich es noch einmal versuchte, kam ich nicht weiter.
    Suko erging es nicht anders.
    Wir liefen nicht gegen eine »Wand« und blieben draußen.
    »Jetzt können wir Shao nur die Daumen drücken«, meinte Suko trocken.
    ***
    So wie wir hofften und dachten, standen unsere Gedanken im Gegensatz zu denen der Chinesin Shao. Sie fühlte sich überhaupt nicht schlecht, nein, es freute sie, in diese magische Welt hineintreten zu können, um etwas völlig Neues zu erleben. Sie war die Person, die einmal sehr lange im Reich der Sonnengöttin Amaterasu gelebt hatte, und als sie die magische Grenze überschritt, da merkte sie sehr deutlich, wie etwas von diesem anderen Leben in sie zurückkehrte.
    Sie fühlte sich leicht, kraftvoll und wunderbar, und ihr Händedruck festigte sich, als wollte sie dieses Feeling auch auf ihren Begleiter übertragen, dessen Gesicht noch einen ziemlich angespannten Ausdruck aufwies.
    Sein Profil wirkte wie geschnitzt, als sie ihn anschaute. Er hielt den Mund leicht geöffnet, ohne allerdings richtig Luft zu holen. Der Atem schien ihm auf den Lippen gefroren zu sein. Möglich, daß er diesen Weg noch immer als ein Wunder empfand, und sowohl der Junge als auch das ihn beschützende Raubtier hatten die Köpfe gedreht, um die Neulinge anzuschauen.
    Kinok fühlte sich wohl. Er saß auf der abgerundeten Spitze des Felsens wie auf einem bequemen Sessel. Sein linkes Bein baumelte in die Tiefe, das rechte hatte er angehoben und den Absatz auf das Gestein gestemmt. Ebenfalls mit der rechten Hand umklammerte er das Knie, während seine Blicke in eine Ferne gerichtet war, als würde er von dort einen lange ersehnten Besuch erwarten.
    Hinter ihm stand das Raubtier.
    Es hatte seinen Kopf nach vorn gestreckt, so daß er über dem des Jungen schwebte. Auch das Tier schaute in die Ferne, als gäbe es dort etwas Besonderes zu sehen.
    Beide kümmerten sich nicht um die Neulinge. Shao und Laroche hatten den Felsen längst erreicht und schritten von der Rückseite her auf die beiden zu. Sie schritten tatsächlich, denn beide waren von einer gewaltigen Erwartung umklammert, als wäre die Lösung dabei, sich allmählich aufzubauen.
    Seit dem Eintritt in das magische Hologramm sprach Laroche zum erstenmal. »Ich spüre wieder den Druck auf der Stirn«, sagte er leise. »Es ist… es ist bald soweit. Ich glaube, daß sich das dritte Auge zeigen wird. Es wird kommen, es muß kommen, Shao, ich weiß es.«
    »Und dann?«
    »Ich habe Angst.«
    »Wovor?«
    »Sorath…«
    »Ich sehe ihn nicht.«
    »Er lauert, ich weiß es. Was er uns hier zeigt, ist eine Farce, er will uns in Sicherheit wiegen…«
    Shao hob nur die Schultern und ging weiter. Sie dachte anders darüber, doch sie wollte nicht mit Laroche über dieses Thema sprechen. Er hätte es ihr nicht geglaubt, es wäre zu unwahrscheinlich gewesen, denn schon längst spürte sie die fremden und trotzdem vertrauten Gedanken in ihrem Kopf.
    »Die Sonne darf leuchten, aber nicht töten, Shao. Es wird kein Dunkles Reich auf dieser Erde geben. Sie muß nur dem Guten geweiht sein, das weißt du. Kein Dämon darf versuchen, sie zu übernehmen, denn sie soll keinen Schatten bringen, sondern Licht.«
    Shao gab die Antwort, indem sie nickte, und sie hoffte dabei, daß die noch im Dunklen Reich gefangene Sonnengöttin Amaterasu sie auch verstanden hatte.
    Sie brauchten nicht lange zu gehen, vor ihnen wuchs das Raubtier in die Höhe, und beide hatten den Eindruck, als wäre es ein haushohes Monstrum.
    Laroche zitterte und fuhr mit der Hand über seine Stirn, als wollte er das dort allmählich entstehende dritte Auge zurückdrücken.
    Es ging nicht mehr. Die Gabe oder der Fluch des Psychonauten war nicht zu stoppen. Von innen her drückte sich das Auge immer weiter vor, es näherte sich der Stirn und war schon in seinen Umrissen erkennbar. Laroche stoppte. Er drückte seinen Kopf zurück, hob abermals die Arme, um sie gegen die Stirn zu pressen, wobei er den Kopf senkte und ihn zugleich noch schüttelte.
    Shao wußte, daß er die Verwandlung nicht wollte. In dieser Welt mußte es so sein, er konnte sich nicht dagegen wehren.
    Zwei Psychonauten hatten den Weg in die Grabkammer entdeckt, einer von ihnen war schon getötet worden, und auch dieser letzte Zeuge mußte aus dem Weg geräumt werden.
    Die Chinesin hatte nicht auf die Bewegung des Tigers geachtet. Ihm war es gelungen, den Kopf zu

Weitere Kostenlose Bücher