0888 - Bis die Würmer dich zerfressen
der plötzlich durchsichtig geworden war.
Ich starrte hinein.
Ich sah dort die Würmer, ich sah sie hell, flammend, und sie verbrannten in der Frau, der Dienerin des Bösen. Es war ein schauriges, ein scheußliches, ein kaum vorstellbares Bild, das sich meinen entsetzten Augen und denen meiner Freunde bot.
Von innen strahlte der Körper hell auf.
Von außen war er noch normal.
Ein Stück weiße Glut auf zwei Beinen, als hätte jemand Haut über grelles Licht gestreift.
Eine lebende Lampe, die plötzlich anfing zu schwanken, als der größte Teil der Kraft sie verlassen hatte. Das Menschliche in ihr war zu stark zerstört worden, sie glich nur mehr einer Hülle, die jeden Augenblick zusammenbrechen konnte.
Die Frau zitterte und bewegte sich, als würde sie einer Melodie lauschen. Dann kippte sie um und fiel gegen mich. Ich wollte mich zur Seite drücken, aber ihre Hand war schneller, und sie klammerte sich an mir fest.
Eine Hand?
Das schon, aber keine normale, denn sie fühlte sich an wie aus Papier gebastelt.
Unter mir verglühten und verbrannten die letzten Würmer, damit auch die dämonische Energie, die sich in ihnen ausgebreitet hatte. Außerhalb des magischen Kreises standen Suko, der Abbé und Heinz Hollmann. Sie schauten zu, wobei auch ihre Gesichter vom hellen Licht getroffen wurden und wie blasse Masken wirkten.
Noch immer spürte ich den Druck der Hand. Aber er wurde schwächer, ebenso wie die gesamte Frau, die innerlich noch mehr ausglühte. Sie bestand nur noch aus einer Hülle. Es waren kein Fleisch und keine Knochen mehr in ihr.
Plötzlich hörte ich einen jammernden Laut. Den letzten im Leben der Frau, denn sie ließ mich los und schwankte auf unsicheren Beinen zur Seite, als wollte sie noch einmal ausbrechen, aber das Feuer war stärker.
Es strahlte noch einmal sehr intensiv!
Christiane verglühte. Sie sah so aus wie das Innere einer großen Flamme. Sekundenlang nur sahen wir alle das Licht, dann war es vorbei, und die Reste sanken zusammen.
Keine Würmer mehr, keine Helferin wie diese Frau. Gab es auch keinen Amero mehr?
Ich wollte es nicht glauben.
***
Heinz Hollmann bewegte seine Hände und klatschte, als ich den magischen Ort verließ. Er war zufrieden, Harry Stahl ebenfalls, aber die Gesichter meiner Freunde Suko und Bloch sprachen Bände. Sie sahen ebensowenig erfreulich aus wie meines, denn keiner von uns wollte davon ausgehen, daß auch Amero vernichtet war.
Oder doch?
Der Abbé trug uns seine Theorie vor. »Es kann sein, daß du ihn geschafft hast, John.«
»Wie kommst du darauf?«
Er deutete dorthin, wo einmal die Würmer gelegen hatten und der leichte Wind jetzt dabei war, Ascheflocken wegzutreiben. »Dort kann er gewesen sein, denke ich.«
Ich hob die Schultern.
»Nein, das glaube ich auch nicht«, sagte Suko. »So einfach kann es nicht gewesen sein.«
»Warum nicht?« fragte auch Heinz Hollmann. »Ich habe ihn doch gesehen, nur hat er, als ich im Wagen saß, wieder diese komische Kutte getragen. Jetzt kann er sie abgelegt haben, weil sie…«
»He, was ist das?«
Harrys Stimme klang laut und scharf. Wir schauten zu ihm hin und entdeckten, daß er eine posenartige Haltung eingenommen hatte. Er war leicht in die Knie gegangen, wie bereit zum Sprung, und hielt nicht nur den rechten Arm schräg in die Höhe gestreckt, sondern auch den Zeigefinger. Damit deutete er zu einem Haus hin, was er im Prinzip aber nicht meinte, sondern mehr das Dach, und zwar den Rand.
Dort hockte etwas.
Für uns sah es aus wie eine schwarze Masse, ein dunkler Hügel aus irgendwelchen Abfällen, die jemand dort plaziert hatte. Es ging kaum Wind, aber diese Gestalt oder Hinterlassenschaft schwankte von einer Seite zur anderen, und als sie sich mit einer zuckenden Bewegung aufrichtete, da wurde aus ihr ein Mensch.
Nein, kein Mensch.
Nur jemand, der eine Kutte über seinen Körper gestreift hatte, um so zu wirken wie ein Mensch.
»Das ist er!« flüsterte Bloch. »Das ist Amero…«
***
Er war es, und er hatte seine Schwierigkeiten, sich dicht am Dachrand zu halten. Obwohl ich ihn nicht mit der Magie des Kreuzes direkt getroffen hatte, war er von dem die Umgebung erhellenden Licht doch stark mitgenommen und geschwächt worden, denn es war nur eine Frage der Zeit, bis er das Übergewicht verlor, nach vorn kippte und auf die Decke der schmalen Straße prallte.
»Der kann nicht mehr!« flüsterte Suko. Damit hatte er uns aus der Seele gesprochen.
Amero war schwach, zu schwach. Er streckte
Weitere Kostenlose Bücher