0888 - Bis die Würmer dich zerfressen
Schatten, er war auch nicht wie früher, er hatte nicht mehr denselben Körper, aber sein Geist beschäftigte sich noch mit denselben Dingen wie vor Hunderten von Jahren, wo er sich entschlossen hatte, den Weg zu gehen, der den Tod überwinden konnte.
Damals hatte er gesucht und gefunden, und er hatte soviel Böses auf sich geladen, daß ihm dieser Weg nicht verschlossen geblieben war.
Man hatte ihn akzeptiert, man hatte ihn anerkannt, man hatte ihm klargemacht, daß man ihn brauchte.
Und so war er wieder aufgetaucht, aus einer anderen Welt, um in die heutige zurückzukehren.
Er war da!
Und er war nicht allein. Er hatte über seine Feinde Bescheid gewußt. Er hatte sie nie aus der Kontrolle entlassen, aber sie hatten ihn nicht gesehen, und das war gut so. Keiner sollte seine Pläne stören, niemand würde ihm in die Quere kommen, und er wußte, daß alles nach seinem Plan laufen würde.
Die Menschen hatten den Ort verlassen. Sie waren den Warnungen des Pfarrers gefolgt. De Luca war als letzter geblieben, wie der Kapitän auf der Brücke seines Schiffes, aber der Pope hatte dafür bezahlen müssen.
Er war ihm und seinen Würmern nicht entkommen. Er war derjenige, der die alten Zeiten durch seinen Tod wieder zurückgeholt hatte. Das Pendel würde wieder schlagen, er würde sich jeden Bewohner holen, Männer, Frauen und Kinder, denn sie kehrten wieder in ihre Häuser zurück, der Pfarrer hatte sie nur für ein oder zwei Nächte fortgeschickt. Aber sie würden eine veränderte Atmosphäre erleben, denn nun gehörte der Ort ihm.
Amero und seine Würmer.
Sie waren ihm treu geblieben, sie hatten sich seinem Geist offen gezeigt und gehorchten seinen Befehlen.
Die aus zahlreichen Würmern bestehende Gestalt wußte genau, wo sich seine Feinde aufhielten. Auch der magische Tunnel war wieder für einen Moment geöffnet worden, denn es fehlte ihm ein Opfer.
Jetzt war es da. Er spürte es.
Amero schlich durch den Garten. Seine Beine bewegten sich, aber auch im Innern seiner Gestalt entstanden die Bewegungen, denn die Würmer blieben nie ruhig. Sie waren ineinander verschlungen, verknotet, sie drehten sich, sie griffen zu, sie bildeten Schleifen, sie zitterten, sie waren einfach da.
Der Stoff seiner Kutte deckte die äußeren Seiten ab. Wer ihn von hinten sah, hätte ihn für einen Mönch halten können. Das böse Erwachen kam erst bei einem Blick in sein Gesicht.
Keine Augen, kein Mund, keine Nase, alles bestand aus Würmern, alles war platt und zuckend.
Er wußte sehr genau, welchen Ort er sich aussuchen wollte. An einem der Häuser - an der Rückseite - stand eine Leiter. Sie war ziemlich hoch, und sie endete erst dicht unter dem Dach. Er brauchte nur über die Leiter zu klettern und auf das Dach zu steigen, von dem aus er einen besonders guten Ausblick hatte. Unter ihm hatten sich seine Freunde versammelt. Sie bildeten den Schutzsee für ihn. Jeder einzelne Wurm war von seinem Geist beseelt und besessen. Jeder würde so handeln, wie er es auch getan hatte. Geräuschlos und flach bewegte er sich auf dem Dach entlang nach vorn. Wer ihn beobachtet hätte, der hätte auch die Schleimspur entdeckt, die er hinterlassen hatte.
Er war nicht zu hören.
Kein Schmatzen, kein Schlürfen. Ein Ghoul war er nicht, aber auch nicht weniger schlimm. Er würde seine Feinde mit den Würmern infizieren und indirekt auch mit ihm.
Sie würden zerfressen werden, sie kannten nichts anderes. Das Fleisch, das Blut eines Menschen, es war ihre ideale Nahrung, und sie würden damit nie aufhören, bis er es ihnen befahl.
Er freute sich.
Der Dachrand rückte näher. Wenn er ihn erreicht hatte, konnte er in die Tiefe schauen und alles beobachten.
Er hörte Stimmen.
Ziemlich laut sogar.
Dann einen Fluch.
Amero schob sich auch den letzten Rest noch vor. Plötzlich war der Rand des Dachs direkt vor ihm.
Der Dämon drückte den Kopf vor.
Er schaute nach unten.
Da war es!
Alles war da.
Die Würmer, die anderen und…
Der Mann mit dem Kreuz und seine Helferin Christiane. Sie prallte gegen ihn. Sie fielen.
Die Würmer kriegten Beute…
***
Ausgerechnet das. Ausgerechnet der Fall in diese eklige und widerliche Masse hinein. Ich hatte es anders haben wollen, aber mit den Mächten war eben doch kein ewiger Bund zu flechten.
Bei einem männlichen und auch normalen Gegner hätte ich vielleicht eher reagiert. Nicht so bei diesem weiblichen Fettkloß, einem regelrechten Monstrum, das auf mich niedergefallen war, um mich zu erdrücken. Ich
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