0888 - Bis die Würmer dich zerfressen
hatte mich nicht drehen können, lag auf dem Rücken und spürte unter mir den sich bewegenden Teppich aus Würmern, der nie zur Ruhe kam, und sich für mich anfühlte, als wollte er mich und das Weib über mir schlucken.
Das war keine Frau, das war schon ein Ereignis. Nie zuvor hatte ich unter dermaßen mächtigen Fettmassen gelegen, und ich sah, wie sich die Frau bewegte. Sie brauchte nicht mal besonders schnell zu sein, sie hatte alle Vorteile auf ihrer Seite, denn mit ihrem Gewicht konnte sie mich ruhig halten.
Ich versuchte, meine Knie anzuheben und sie gegen die Massen zu stemmen. Es gelang mir nicht. Ihr Gesicht lenkte mich ab. Es war fast nicht zu beschreiben, so wie es über mir schwebte. Ein Ballon, nicht glatt, sondern aus zahlreichen Beulen und Buchten bestehend. Widerlich anzusehen. Zwar ein menschlicher Ausdruck, aber dennoch unter einem anderen Bann stehend, denn aus dem offenen Mund schoben sich ebenfalls Würmer hervor. Sie kamen gekrochen, sie ließen sich nicht aufhalten. Sie waren unterschiedlich lang. Manchmal wie Finger, dann wieder wie zusammengepreßte Daumen. Sie waren glatt und schleimig, und sie warteten darauf, auch mich in Besitz nehmen zu können.
Von der Zunge auf das wabbelige Kinn, von dort fielen sie nach unten, und ich hörte ein gräßliches Lachen, untermalt von einem Keuchen, als der erste Wurm auf meinem Gesicht landete und fast noch zwischen meine Lippen geraten wäre.
Die dicke Frau freute sich.
Im Hintergrund hörte ich Stimmen.
Die meines Freundes Suko übertönte alles. Dann packten plötzlich zwei Hände zu. Finger legten sich wie dicke Würste um meinen Hals. Der Kopf über mir geriet in nickende Bewegungen, als wollte sich die Frau selbst Mut machen.
»Ich drücke dir das Leben aus dem Körper! Ich mache dich fertig! Ich werde dich zerquetschen!«
Ich hörte die Worte, und ich nahm die Drohungen ernst.
Da griff Suko ein!
Er hatte einige Sekunden bewußt abgewartet, um sehen zu können, ob es seinem Freund aus eigner Kraft gelang, sich von diesen Fleischmassen zu befreien. Um John herum waren die Würmer in Bewegung geraten.
Sie befanden sich in einer regelrechten Hektik. Der nicht zerstörte Geist des Inquisitors Amero sorgte für die Reaktionen, die auch ihm zur Ehre gereicht hätten. Sie waren seine Diener, sie waren seine Kinder, und sie würden alles tun, was man ihnen auftrug.
Harry Stahl war zu Suko gelaufen. Auf dem Gesicht des Agenten zeigten sich Furcht, Unglaube und Entsetzen. Eine seltene Mischung, wie Suko sie auch noch nicht erlebt hatte.
»Keine Fragen jetzt!«
Harry nickte.
Der Inspektor schob ihn zur Seite. Er ging auf den Teich aus Würmern zu, der sich nicht verkleinert hatte, der zuckte, schillerte, auf Beute wartete, der sich auch nicht zusammenzog, sondern versuchte, immer wieder über die beiden Gestalten hinwegzukommen.
Auch Suko war nicht eben begeistert davon, in diesen Teppich hineintreten zu müssen. Schon nach dem ersten Schritt zuckte mein Freund zusammen, als er die weiche Masse unter seinem Fuß spürte. Er kam sich vor, als würde er dabei wegrollen, aber er mußte weitergehen und konnte einfach nicht stehenbleiben.
Die Masse wälzte sich, sie war in Bewegung, sie kroch und krabbelte, sie suchte Ziele, und Suko sah den Körper der Frau wie einen Hügel vor sich aufragen.
Würmer krochen durch ihre Haare, glitten wie Raupen über den Rücken, und er hörte dieses Weib beinahe lustvoll stöhnen.
Dann packte er zu.
Mit beiden Händen griff er in den Stoff der Kleidung. Er klammerte sich daran fest, griff noch einmal nach und spürte die Fleischwelle zwischen seinen Fingern.
Sie und den Stoff mußte er zusammenquetschen, um diese Masse Mensch überhaupt in die Höhe zu bekommen.
Er stöhnte auf.
Die Frau schrie, sie war wütend. Sie schüttelte sich, aber Suko ließ nicht los. Obwohl die Standfestigkeit nicht eben ideal war, zerrte er den massigen Körper ein Stück in die Höhe. Er wollte ihn nur zur Seite rollen, damit John freikam. Er hebelte an der linken Seite noch mit einem Bein nach, und das war genau die Aktion, die ihm letztendlich den Erfolg brachte. Wie eine schwere Kugel rollte der Körper zur Seite auf den Rand des Wurmteppichs zu.
John war frei.
Er schaute Suko an.
Er sah die Hand.
Er griff zu!
***
Ich bekam wieder Luft, und ich sah nicht mehr das Gesicht der fetten Frau über mir, sondern das meines Freundes Suko.
Seine Hand sprang mir wie ein Anker entgegen. Ich griff zu. Suko hielt fest, ich
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