Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0888 - Bis die Würmer dich zerfressen

0888 - Bis die Würmer dich zerfressen

Titel: 0888 - Bis die Würmer dich zerfressen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
überstanden, aber wie und als welche Person, das würde ich noch herausfinden, vorausgesetzt, er war tatsächlich dieser Amero, vor dem der Abbé gewarnt hatte. Ihm hatten Suko und ich unsere Reise nach Spanien zu verdanken, denn Bloch war durch seinen Würfel gewarnt worden und hatte die Gefahr dort erkannt.
    Amero rührte sich nicht. Ich kam näher an ihn heran, ohne ihn allerdings genauer erkennen zu können. Mir fiel nur seine doch kleine Gestalt auf.
    Von der Größe her mochte er für seine Zeit normal gewesen sein, aber nicht mehr heute. Deshalb war es für mich auch schwer vorstellbar, daß eine derartige Person ein so großes Grauen über die Menschen gebracht haben konnte.
    Auch als ich die Hälfte der uns trennenden Distanz überwunden hatte, war von ihm nicht viel mehr zu erkennen. Das lag auch an der Kapuze, die er sich tief ins Gesicht gezogen hatte.
    Farblich hob sich das Gesicht kaum vom Stoff der Kapuze ab, und Augen waren auch nicht zu erkennen.
    War er gesichtslos geworden?
    Das konnte durchaus sein, denn auch ein Mund und eine Nase waren nicht zu entdecken.
    Verdammt auch…
    Ich ging noch immer weiter, ohne daß sich der andere rührte. Er machte den Eindruck, auf mich warten zu wollen, und er zeigte auch nicht den Ansatz von Furcht.
    Vier Schritte, drei, dann trennten mich noch zwei von ihm. Ich blieb stehen.
    Das Gesicht, verdammt, wo war das Gesicht? Gab es so etwas bei ihm nicht? War es einzig und allein ein Schatten, so wie ich ihn von einem anderen mächtigen Dämon, dem Spuk, her kannte?
    Gehörte er zu ihm?
    Noch hatte ich ihm mein Kreuz nicht gezeigt, das aber änderte ich in den folgenden Sekunden. Wenn er sehen konnte, dann mußte er auf mein Tun reagieren. Ich überstürzte nichts, ging langsam und gelassen vor, und dann lag das Kreuz offen auf meiner Hand.
    Er sah es, er mußte es sehen. Das leichte Schimmern mußte ihm einfach auffallen, die Reflexe, die über das Kreuz huschten. Alles befand sich in seinem Blickfeld.
    Und…?
    Es passierte etwas. Ich hatte mit einigen Reaktionen gerechnet, sie mir auch ausgemalt, doch was sich nun tatsächlich abspielte, das überraschte mich schon.
    Die Gestalt vor mir zerfloß. Sie bewegte sich, sie quoll oder driftete auseinander, und sie bestand plötzlich aus mehreren Teilen oder unzähligen Teilchen, die zu allen Seiten hin wegkrochen, die sich Lücken und Tunnels suchten, um so ihren Fluchtweg zu bauen.
    Würmer!
    Unzählige, kleine, zuckende Würmer, bei denen jeder Wurm ein Eigenleben führte.
    Der Kuttestoff wurde durch nichts gehalten. Er fiel zusammen und faltete sich vor mir zu Boden, während ich von den Spulwürmern umwimmelt wurde, so daß ich mir vorkam wie auf einem sich bewegenden Teppich.
    Ich wollte nicht, daß sie an mir hochkrochen, deshalb trat ich einen Schritt zur Seite und geriet aus dem Bereich der ekligen, kleinen Tiere.
    Dann winkte ich Heinz Hollmann zu. Er traute sich erst nicht herbei.
    Nach dem zweiten Winken aber kam er langsam näher, den Blick zu Boden gerichtet, fassungslos aussehend. Als er vor mir stehenblieb, hob er die Schultern. »Sagen Sie nicht, John, daß Sie das hier verstanden haben. Das kann es doch nicht geben.«
    »Doch das gibt es.«
    »Und eine Erklärung auch?« Seine Stimme kippte in ein Kieksen über.
    Ich hob die Schultern.
    »Keine Theorie, John?« Hollmann drängte. Er wollte und mußte eine Erklärung haben, die brauchte er für sich selbst, für die eigene Psyche, die bei ihm verdammt angeschlagen war.
    »Theorien«, murmelte ich und hob die Schultern. »Gut, ich könnte mir eine vorstellen.«
    »Dann sagen Sie einfach nur…«
    »Nicht hier, Heinz. Lassen Sie uns nach oben gehen.«
    Er breitete die Arme aus, stellte sich dabei gebückt hin und deutete mit beiden Händen in die Runde. »Was ist mit diesen verfluchten Viechern, John? Wollen Sie die so einfach laufenlassen? Wollten Sie zusehen, wie sie…«
    »Möchten Sie jeden Wurm einfangen und zertreten?«
    »Am liebsten ja.«
    »Kann ich mir denken, aber es wären zu viele.«
    »Man müßte sie verbrennen.«
    »Haben Sie Benzin?«
    »Nein!«
    »Sehen Sie.«
    »Verdammt, John, seien Sie doch nicht so schrecklich pragmatisch und realistisch. Ich…«
    »Kommen Sie mit.«
    Er gab seinen verbalen Widerstand auf und drehte sich, als er den Druck meiner Hand auf seiner Schulter spürte. Ich führte ihn zur Treppe und hielt ihn dabei am Arm fest, weil er doch stark zitterte und ich zudem Angst vor einem Fehltritt seinerseits bekam. Er

Weitere Kostenlose Bücher