Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
089 - Das Heer des Untoten

089 - Das Heer des Untoten

Titel: 089 - Das Heer des Untoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
dahingegangen.
    In der Stille vernahm er ein Stöhnen. Er kam aus den Kehlen der Untoten. Es mochte ihr Seufzen, ihr Jubel der Befreiung sein.
    Dann wandten sie sich ab von ihrem Zerstörungswerk. Sie starrten den Dämonenkiller an mit ihren blicklosen Augen, ihren augenlosen Höhlen, ihren gräßlichen Gesichtern.
    Ein Grauen packte ihn. Mother Goose war tot, aber noch immer war die Kraft in ihnen nicht erloschen. Er wich zur Küchentür zurück.
    Aber es war kein Verlangen zu töten mehr in ihnen. Ihre Bewegungen waren langsam und qualvoll, nun, da nichts mehr sie lenkte. Einer nach dem anderen wandten sie sich der Tür zu und stapften hinaus in die Nacht.
    Sie kehrten dahin zurück, wo sie hergekommen waren. Es war ein gespenstischer Abgang.
    Dorian sah ihnen nach. Im Mondlicht beobachtete er Irene, die mit einer Gruppe auf das Seeufer zuschritt, und sein Herz krampfte sich zusammen. Sie stiegen in das Wasser. Ihr Gang war zielstrebig und ohne Zögern, und langsam versanken sie.
    Dann war der Spuk vorbei. Der See lag still und unberührt. Der Himmel war fast frei von Wolken. Das Haus wirkte leer und verlassen, als sei es seit Jahren unbewohnt.
    Plötzlich erinnerte er sich des Mädchens, der Tochter seiner Jugendliebe. Er rief nach ihr, aber er erhielt keine Antwort. Er stieg ins Obergeschoß hinauf und schließlich ins Dachgeschoß, doch er fand sie nicht. Sie mochte davongelaufen sein, als die Untoten gekommen waren.
    Nach einer Weile gab er es auf, nach ihr zu suchen.
    Alle Uhren standen still. Das war nicht weniger beklemmend als ihr teuflisches Ticken.
    Dann fiel ihm auf, daß die Dinge vor seinen Augen verschwanden. Die Gemälde lösten sich auf, als seien sie aus einer anderen Zeit. Die Spiegel barsten. Die Fenster zersprangen klirrend. Die Schränke und Truhen moderten mit unglaublicher Schnelligkeit, als hätten sie Jahrhunderte nachzuholen. Die Kerzen erloschen.
    Mit einem Donnern brachen breite Risse im Gemäuer auf.
    Der Dämonenkiller hastete die Treppe hinab, während das Haus wankte wie unter einem Erdbeben. Ein Regen von Schutt kam herab, als er die Tür erreichte und ins Freie stürmte. Keuchend sah er zurück.
    Das Haus verfiel. Wie die Untoten war es nun frei, und es ging den reinigenden Weg alles Vergänglichen. Nach einer Weile wurde es still.
    Von außen gesehen hatte sich das Haus nicht sehr verändert. Da waren Lücken im Dach, und die Eingangstür hing morsch in den Angeln. Da fehlten die Fensterscheiben, und Moos und wilder Wein lagen dichter denn je auf den alten Mauern, als wollten sie sie überwuchern.
    Aber die Räume waren leer, abgesehen von den Spinnweben, die sich über die Reste alter Möbel spannten. Es gab keine Kostbarkeiten mehr. Das Haus sah aus, als stünde es seit Jahrzehnten leer, und wenn sich hier einst Schätze befunden hatten, waren sie längst geplündert worden.
    Die Treppe war morsch und schwankte bei jedem Schritt gefährlich, so daß Dorian es unterließ, nach oben zu steigen. Dennoch aber war das, was sich in dieser Nacht zugetragen hatte, nicht ausgelöscht. Es war Realität - aber längst vergangene Realität.
    Es war alles vor langer Zeit geschehen.
    In der Halle lagen eine Reihe von Gerippen mit abgeschlagenen Halswirbeln. Dazwischen sah er die aneinandergeklammerten Skelette der Sykes und die Gebeine von Mrs. Bedford. Und in der Küche lag Williams' Gerippe.
    Nur seine Erinnerung war noch frisch.
    Und das Mädchen? War sie auch ein Teil der Vergangenheit? Ein Zubehör dieses Hauses? Eine Illusion wie der vergangene Prunk.
    Er ging hinaus ins Freie und atmet die kühle Nachtluft.
    War alles nur eine Illusion gewesen? Ein Alptraum?
    Ein plötzlicher Gedanke ließ ihn zurücklaufen durch die finstere verfallene Halle. Im einstigen Eßzimmer blieb er stehen und stöberte eine Weile im Schutt herum. Es war mühsam, weil sein Feuerzeug nur kümmerliches Licht spendete.
    Aber nach einem Augenblick hatte er gefunden, was er suchte.
    Das Poesiebuch.
    Er hob es auf und nahm es mit hinaus ins Mondlicht, das die Nacht nun hell und freundlich machte. Der Einband war halb vermodert, die Seiten waren vergilbt, und das Papier war so brüchig, daß es ihm unter den Händen zerbröselte. Die rote Schrift war längst verblaßt.
    Nichts war übrig außer der Erinnerung.
    Wie von vielen Dingen in seinem Leben.

    Dorian Hunter schritt durch den Wald zurück zum alten Internatsgebäude. Es war kaum Mitternacht vorbei. In einigen Fenstern war noch Licht. Neugierige Gesichter waren

Weitere Kostenlose Bücher